Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Titel: Ein Dämon wollte Hochzeit machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
ja.«
    »Aber eben nur an der Oberfläche«, erklärte Chumly. »Und jetzt schau dir die Sache einmal etwas genauer an, nämlich das, was dabei tatsächlich abläuft. Der Mann ist beruflich ziemlich angespannt ... das ist übrigens eine ganz normale Reaktion für einen Mann, wenn er heiratet und anfängt, Verantwortungsgefühl zu entwickeln ... und seine Frau fühlt sich unglücklich und übergangen. Ihre Lösung sieht nun so aus, daß sie ein paar neue Kleider braucht, um attraktiver zu werden, damit ihr Mann ihr wieder mehr Aufmerksamkeit widmet. Eine oberflächliche Lösung für ihr Unglück. Wenn sie nun sagt, daß sie etwas Neues zum Anziehen braucht, ist der Mann verärgert, weil er den Eindruck hat, daß ihr Kleiderschrank voll von Sachen hängt, die sie sowieso nie anzieht. Aber anstatt sich mit ihr zu streiten, gibt er ihr eben das Geld für den Einkauf, schon wieder eine Oberflächenlösung. Es wird dir aufgefallen sein, daß er ihr einfach nur das Geld gibt. Er fährt sie nicht etwa zum Einkaufen aus und hilft ihr dabei, sich etwas Neues auszusuchen.«
    Der Troll lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme.
    »Damit geht die Sache den Bach herunter. Sie bekommt ein paar neue Kleider und trägt sie auch, aber der Mann bemerkt es entweder nicht oder sagt nichts dazu - wahrscheinlich, weil er immer noch verärgert ist, für etwas bezahlen zu müssen, das er für eine nutzlose Anschaffung hält. Der Kauf neuer Kleider
    - ihre Oberflächenlösung - funktioniert also nicht, denn sie fühlt sich immer noch ignoriert und unglücklich, und auch ein bißchen wütend und frustriert, weil ihr Mann sie offenbar nicht wertschätzt, egal, wie sehr sie sich anstrengt. In der Zwischenzeit spürt ihr Mann, daß sie immer noch unglücklich ist, also hat seine Oberflächenlösung, ihr nämlich Geld zu geben, auch nicht funktioniert. Jetzt ist er noch verbitterter und böser, weil er den Eindruck hat, daß seine Frau immer noch verärgert und unzufrieden ist, obwohl er ihr doch alles gibt, worum sie ihn bittet. Du siehst also: Indem sie versuchen, das Problem mit oberflächlichen, kosmetischen Gesten anzugehen, ohne sich einzugestehen, worum es wirklich geht, machen sie alles nur noch schlimmer statt besser.«
    Er lächelte triumphierend, während ich über seine Theorie nachdachte.
    »Du sagst also, daß Ehen nicht funktionieren«, bemerkte ich vorsichtig, »Daß das ganze Konzept an sich schon fehlerhaft ist.«
    »Überhaupt nicht«, berichtigte mich der Troll kopfschüttelnd. »Ich habe nur gesagt, daß das Heiraten in dem Irrglauben, die Liebe würde schon alle Probleme meistern, nur Katastrophen provoziert. Eine kluge Verbindung zwischen zwei Leuten, die frei von romantischen Verkennungen die Ehe miteinander eingehen, kann zu einem sehr viel glücklicheren Leben in Gemeinsamkeit führen, als sie es jemals für sich allein zuwege gebracht hätten.«
    »Also gut«, sagte ich. »Wenn Liebe und Romantik eine schlechte Entscheidungsgrundlage für die Eheschließung darstellen, weil man sich einfach zu leicht selbst etwas vormacht, was wäre denn dann deiner Meinung nach ein geeigneter Heiratsgrund?«
    »Da gibt es viele«, meinte Chumly achselzuckend. »Erinnerst du dich noch, wie Schierlingsfleck hier eintraf? Ihre Ehe mit Roderick war ein Vertrag und ein Zusammenschluß zweier Königreiche. So etwas ist in königlichen Familien weit verbreitet, aber du wirst auch im Geschäftsleben ähnliche Schulterschlüsse finden. Da wußten beide Seiten von Anfang an, was sie wollten und was sie erwarten durften, und deshalb hat es auch gut funktioniert.«
    »Tut mir leid, aber das klingt mir doch ziemlich kalt«, warf ich kopfschüttelnd ein.
    »Wirklich?« Der Troll legte den Kopf schräg. »Vielleicht drücke ich mich ja falsch aus. Nun, es ist doch so: Was man ganz bestimmt nicht haben will, das ist eine Situation, wo beide Seiten einem heimlichen Terminkalender folgen. Die Karten sollten alle offen auf den Tisch gelegt werden ... wie bei der Heirat zwischen Schierlingsfleck und Roderick.«
    »Was ist denn ein heimlicher Terminkalender?«
    »Hm. Das läßt sich nicht so leicht erklären. Sag mir eins: Wenn du Königin Schierlingsfleck heiraten solltest, was würdest du dir dann erwarten?«
    Die Frage traf mich völlig unvorbereitet.
    »Ich, ich weiß nicht so recht, eigentlich nichts«, stammelte ich. »Ich schätze, es wäre wahrscheinlich nur eine Ehe auf dem Papier, bei der sie ihrer Wege geht und ich

Weitere Kostenlose Bücher