Ein Dämon wollte Hochzeit machen
nachzudenken.
»Nein.«
»Da bist du dir ganz sicher?« hakte der Troll nach.
»Völlig sicher«, bestätigte ich. »Einer Liebeserklärung am nächsten ist sie vielleicht gekommen, als sie mal sagte, daß sie glaubt, wir würden ein gutes Paar abgeben. Ich vermute, daß sie es als Kompliment meinte.«
»Gut«, sagte mein Freund und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Wie bitte?« Ich blinzelte. »Einen Augenblick habe ich gedacht, du hast .«
»Ich habe >gut< gesagt, und so meine ich es auch«, wiederholte der Troll.
»Da kann ich dir nicht folgen«, warf ich ein. »Ich dachte immer, die Grundlage für eine Ehe sollte .«
»... die Liebe sein?« beendete Chumly meinen Satz. »Das meinen die meisten jungen Leute. Und das ist auch der Grund, weshalb so viele dieser Ehen scheitern.«
Obwohl er mich gewissermaßen vorgewarnt hatte, empfand ich die Einstellung des Trolls tatsächlich als etwas irritierend.
»Äh, Chumly? Differenzieren wir denn gerade auch wirklich sorgfältig genug zwischen >berechnend< und >zynisch«
»Es ist nicht wirklich so gefühllos, wie es sich anhört, Skeeve«, sagte der Troll lachend. Offenbar kränkte ihn mein Kommentar nicht. »Weißt du, wenn du jung bist und voll von Hormonen und zum erstenmal in engeren Kontakt zu jemandem vom anderen Geschlecht kommst, der nicht mit dir verwandt ist, dann machst du Gefühle und Triebe durch, die dir bis dahin völlig fremd waren. Und da die meisten Leute, auch wenn sie mit dem Gegenteil prahlen, so erzogen werden, sich für gut und anständig zu halten, verpassen sie diesen Gefühlen automatisch das gesellschaftlich korrekte Etikett: Liebe. Und natürlich gibt es auch eine gesellschaftlich korrekte Reaktion, wenn zwei Leute so etwas füreinander empfinden ... um genau zu sein: die Ehe.«
»Aber ist das nicht .«, fing ich an, doch der Troll zügelte mich durch Heben seiner Hand.
»Hör mir erst zu«, sagte er. »Wenn wir unsere kleine Saga weiterverfolgen, stellen wir fest, daß die Leidenschaften sich irgendwann abkühlen und die Faszination verschwunden ist. Es mag vielleicht Jahre dauern, aber irgendwann stellt unser Pärchen dann fest, daß es nicht genügt, einfach nur >zusammenzusein<.
Dann wird es Zeit, mit dem Leben weiterzumachen. Leider entdecken sie aber auch just zu diesem Zeitpunkt, daß sie nur wenig gemeinsam haben, falls überhaupt. Allzu häufig stellt sich dann heraus, daß sie unterschiedliche Lebensziele verfolgen oder sich zumindest ihre Pläne zur Erreichung dieser Ziele nicht miteinander decken. Und dann machen sie die Feststellung, daß sie es nicht etwa mit dem Idealpartner zu tun haben, mit dem sie Rücken an Rücken dastehen, während sie es mit der ganzen Welt aufnehmen, sondern in Wirklichkeit eine zweite Front eröffnet haben. Will sagen, daß sie genausoviel oder noch mehr Zeit damit zubringen müssen, miteinander klarzukommen, wie mit dem Rest der Welt.«
Ich spürte, wie ich trotz meines Widerstands geradezu elektrisiert seinem Vortrag lauschte.
»Und was passiert dann?« fragte ich.
»Wenn sie vernünftig sind - und beachte bitte, daß ich >vernünftig< gesagt habe, nicht >intelligent< -, geht jeder seiner Wege. Aber allzuoft kleben sie an ihrer Vorstellung von >Liebe< und versuchen >daran zu arbeiten, bis es >klappt<. Wenn das geschieht, bekommt man es mit einem Heerlager zu tun, das einen ungewissen Waffenstillstand einhält ... und dann ist niemand glücklich, und keiner verwirklicht sein volles Potential.«
Ich dachte an das Gezänk zwischen Kalvin und Daphnie und daran, was mir Guido zum Thema »Hauskrach« erzählt hatte und wie daraus leicht eine Explosion der Gewalt werden konnte. Ich schüttelte mich unwillkürlich.
»Klingt ja ziemlich trostlos«, bemerkte ich.
»Ist es auch«, bestätigte der Troll nickend. »Der Versuch, >daran zu arbeiten<, ist so ziemlich die frustrierendste, deprimierendste Freizeitbeschäftigung, die jemals erfunden wurde. Das eigentliche Problem besteht darin, daß jeder beim falschen Partner gelandet ist, aber anstatt sich das einzugestehen, versuchen sie es mit Kosmetik.«
»Kosmetik?«
»Oberflächlichen Veränderungen. Dinge, die nicht wirklich greifen.«
»Das kapiere ich nicht.«
»Also gut«, sagte der Troll, »dann will ich dir ein Beispiel geben. Die Frau sagt, daß sie etwas zum Anziehen braucht, also gibt ihr der Mann Geld. Klingt doch eigentlich nach einer ziemlich simplen und unkomplizierten Transaktion, meinst du nicht auch?«
»Hm,
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