Ein Dämon wollte Hochzeit machen
meiner.«
»Gut«, bekräftigte der Troll.
»Gut?« wiederholte ich. »Ach, komm schon, Chumly!«
»Gut in dem Sinne, daß du dir nichts von der Ehe versprichst. Du gehst nicht mit der Vorstellung hinein, Königin Schierlingsfleck zu ändern. Auch nimmst du nicht an, daß sie ihren Thron aufgeben würde, um dich bewundernd zu umwuseln, noch hast du irgendeine andere der Zehntausenden von falschen Hoffnungen und Annahmen, die den meisten Bräutigamen auf dem Weg zum Altar im Kopf herumspuken.«
»Ja, das ist wahrscheinlich gut«, meinte ich.
»Gut? Lebenswichtig ist das!« betonte der Troll. »Viel zu viele Leute heiraten eine Persönlichkeit, von der sie bloß annehmen, daß ihr Partner sich einmal zu ihr entwickeln könnte. Sie haben irgendso eine vage Vorstellung, daß eine Hochzeitszeremonie magische Kraft hätte. Daß sie alle zweifelhaften Charakterzüge und Gewohnheiten ausmerzt, die ihr Partner noch hatte, als er allein lebte. Das ist ungefähr so unrealistisch, als hättest du von Aahz erwartet, daß er kein Raffzahn mehr sein würde, oder sein aufbrausendes Temperament ablegen würde, nur weil du bei ihm als Lehrling angefangen hast. Na ja, und wenn die Partner dann weiterhin dieselbe Personen bleiben, die sie schon die ganze Zeit waren, sind sie schnell verletzt und fühlen sich verraten. Weil sie aber glauben, daß doch eine Veränderung hätte stattfinden müssen, lautet ihre einzige Schlußfolgerung, daß ihre Liebe nicht genügte, um diese Veränderung auszulösen ... oder, wahrscheinlicher: daß mit ihrem Partner irgend etwas nicht stimmt. Und ab diesem Punkt wird die Ehe zur Hölle. Königin Schierlingsflecks Vorschlag hat wenigstens den Vorteil, daß keiner dem anderen etwas darüber vormacht, was geschehen wird.«
Ich dachte eine Weile über das Gesagte nach.
»Du meinst also, ich sollte Königin Schierlingsfleck heiraten«, folgerte ich schließlich.
»Halt, einen Moment mal!« sagte der Troll und hob abwehrend die Hände. »Davon habe ich kein Wort gesagt. Das ist eine Entscheidung, die du nur allein treffen kannst. Ich habe lediglich einige Bemerkungen über die gängigeren Fallstricke der Ehe gemacht. Solltest du dich tatsächlich dazu entscheiden, die Königin zu heiraten, gäbe es einiges, was für einen Erfolg spräche ... Aber du bist derjenige, der entscheiden muß, was er von einer Ehe erwartet, und ob es das in diesem Fall wert ist oder nicht.«
Klasse! Da hatte ich gehofft, daß Chumly analytisches Vorgehen mir die Sache vereinfachen würde! Statt dessen hatte er nur eine ganze Wagenladung weiterer Faktoren angekarrt, die es jetzt auch noch zu bedenken galt - etwas, das ich ungefähr so gut gebrauchen konnte wie der Bazar von Tauf einen Schwung zusätzlicher Händler.
»Na ja, ich weiß deine Überlegungen zu schätzen, Chumly«, sagte ich und stand auf. »Du hast mir eine Menge Stoff zum Nachdenken gegeben.«
»Nicht der Rede wert, alter Knabe. Freut mich, dir geholfen zu haben.«
»Und zu dem Auftrag bist du tatsächlich bereit? Guido hat dir schon erzählt, daß es darum geht, dich mit Pookie kurzzuschließen?«
»Alles klar!«
Ich wollte gerade gehen, da fiel mir noch eine weitere Frage ein.
»Ach, übrigens, Chumly. Warst du eigentlich schon mal verheiratet?«
»Ich?« Der Troll wirkte richtig überrascht. »Ach du liebe Güte, nein! Warum fragst du?«
»Och, war nur neugierig«, sagte ich und trat durch die Tür.
17
Was soll ich denn bloß mit dem ganzen Gold anfangen?
MIDAS, KÖNIG
Inzwischen war ich, wie ich mir eingestehen mußte, verwirrter denn je. Mir schien, daß jeder, mit dem ich darüber sprach, eine andere Auffassung von der Ehe hatte, was mir meine Entscheidung nicht gerade erleichterte. In einem Punkt schienen sich freilich alle einig zu sein: Eine schlechte Ehe konnte die reinste Hölle sein.
Natürlich ließ sich die Frage, was denn eine gute Ehe war und wie man eine schlechte vermeiden konnte, nicht so einfach beantworten, jedenfalls nicht einfach genug, daß ich es kapiert hätte.
Das Problem bestand darin, daß nicht nur meine Erfahrung mit dem anderen Geschlecht sehr begrenzt war, sondern daß mein Wissen um - gute wie schlechte - Ehen noch viel skizzenhafter zu sein schien. Ich konnte mich kaum noch an meine eigene Familie erinnern, so lange war ich schon von zu Hause fort. Das einzige Ehepaar, dem ich im Zuge meiner Abenteuer begegnet war, waren die Kläffer gewesen, und angesichts der Tatsache, daß es sich bei ihnen um Werwölfe gehandelt
Weitere Kostenlose Bücher