Ein delikater Liebesbrief
sich darauf, dass Henrietta nun etwas sagen würde, weil ihre verheerende Offenheit sie dazu drängte.
Zuvor musste sie sich räuspern, was ihm unermessliche Befriedigung verschaffte. »Muss ich etwas Bestimmtes tun? Ich hatte geglaubt, du würdest einfach … äh … anfangen.«
»Es geht aber nicht ohne deine Hilfe.«
Sie runzelte die Stirn. Ohne Zweifel fand sie es unfair, bei den Vorbereitungen zu einem so garstigen Vorgang auch noch assistieren zu müssen. »Was möchtest du, dass ich tue?«, fragte sie resigniert.
»Hilf mir, meine Kleider auszuziehen.« Er hoffte, gerade das richtige Maß an Ergriffenheit in seinen Tonfall gelegt zu haben.
Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, stieg jedoch aus dem Bett, nachdem sie zuvor ein wenig unter der Decke herumgezappelt hatte. Darby schloss daraus, dass ihre Stiefmutter ihr geraten hatte, sie solle ihr Nachthemd stets züchtig tragen. Und er hätte gewettet, dass Lady Holkham ihr auch prophezeit hatte, dass ein Ehemann sich wie ein wildes Tier auf die Frau stürzte.
»Weißt du, Henrietta«, erklärte er im Plauderton, »ein Mann kann seinen ehelichen Pflichten nicht nachkommen, wenn er nicht ein wenig Unterstützung erfährt.«
Sie blinzelte verständnislos. »Warum denn nicht?«, wollte sie wissen, während sich ihr hübscher Kopf über seine Manschettenknöpfe beugte. »Ich habe immer gedacht, diese Dinge wären … wären …« Sie überlegte kurz und behalf sich dann mit einem Gemeinplatz. »Männer finden doch stets Vergnügen daran.« Und da sie eben Henrietta war, verhehlte sie durchaus nicht ihre Verachtung für die Männer.
»Nicht alle Männer«, entgegnete er. »Warum sollte es mir Vergnügen bereiten, meiner jungen Frau Schmerz zuzufügen?« Der Ausdruck in ihren Augen ermutigte ihn weiterzusprechen. »Glaubst du etwa, ich möchte dich in Verlegenheit bringen? Oder dir Unbehagen bereiten?«
»Nein, natürlich nicht!«, rief sie deutlich erleichtert aus. »Ich hab ja gewusst, dass Millicent sich in dir geirrt hat, Darby.« Ein strahlendes Lächeln erblühte auf ihrem Gesicht. »Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass du nicht so …«, sie zögerte und suchte nach dem richtigen Wort, »… nicht so verderbt seist, wie sie zu glauben schien.«
»Wolltest du nicht Simon zu mir sagen?«, fragte er, während die knurrende Bestie in seinen Lenden darauf drängte, die Prophezeiungen der Stiefmutter zu erfüllen.
Sie errötete leicht. »Es tut mir leid. Meine Stiefmutter hat meinen Vater bis zu seinem Tode mit seinem Titel angeredet. Deshalb kommt mir solche Formlosigkeit unnatürlich vor.«
»Du kannst mich ja in der Öffentlichkeit Darby nennen, wenn du das möchtest«, schlug er vor.
»Was sollen wir denn nun statt dessen tun?«, fragte Henrietta. Sie war wohl zu dem Schluss gekommen, dass er zu sehr Gentleman war, um auf dem ehelichen Verkehr zu bestehen. Ihr Gesicht strahlte vor Glück.
Darby ermahnte sich streng, jetzt nur ja nicht zu lachen. »Wenn du mir nur helfen könntest, meine Kleider auszuziehen«, erklärte er mit Leidensmiene. »Dann könnte ich auch ins Bett gehen. Selbstredend werde ich dich nicht jeden Abend darum bitten. Nur heute, da ich ja meinen Kammerdiener bereits entlassen habe.«
Doch Henrietta war offensichtlich so erleichtert, von ihren ehelichen Pflichten entbunden zu sein, dass sie den Nachttopf ausgeleert hätte, wenn er es verlangte. »Ich fürchte, die aktuelle Mode diktiert derzeit sehr eng sitzende Röcke«, sagte er.
Sogleich war sie an seiner Seite, vor Eifer kaute sie auf ihrer schönen rosigen Unterlippe. »Mein Diener zerrt ihn einfach herunter«, erklärte er ihr und begann, langsam – ganz langsam – einen Ärmel abzustreifen. Sofort machten sich ihre geschickten Hände an dem Ärmel zu schaffen und halfen ihm aus dem Kleidungsstück. Darby tat, als wäre er hoffnungslos ungeschickt, und streifte des Öfteren ihre Brust, während er darum kämpfte, sich seines Jacketts zu entledigen.
»Au!«, rief er aus, als sie seinen Rock faltete.
»Was ist passiert?«
»Ich muss mich wohl an einem Knopf verletzt haben«, klagte er. »Wir müssen nun auch das Hemd ausziehen, damit wir nachschauen können. Wenn du bitte …« Hilflos ließ er von den Knöpfen ab und die Hände sinken.
Henrietta musste sehr nahe vor ihm stehen, um die Knopfleiste zu öffnen. Darby schnappte einen zarten Hauch ihres würzigen Rosenparfüms auf. Das brachte ihn fast um den Verstand, doch er schaffte es, sein Verlangen zu
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