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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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begrüßte den Mann namens Baring. Er war hochgewachsen wie Darby und sah auf eine rustikale Weise gut aus. Baring hatte goldene Locken und strahlend blaue Augen, jedoch einen einfältigen Gesichtsausdruck. Ohne diesen hätte Hnerietta ihn für fähig gehalten, eines Tages aus seiner bescheidenen Stellung aufzusteigen.
    Darby drehte sich ebenfalls um. Sein Blick fiel auf den Gärtner und er erstarrte, wenn auch nur für einen Moment. Henrietta überlegte, ob sie sich sein Stutzen womöglich nur eingebildet hatte, denn schon im nächsten Augenblick sagte Darby leichthin: »Sie heißen Baring, nicht wahr? Lady Henrietta, setzen Sie sich doch, dann können wir herausfinden, ob Mr Baring über die erforderlichen Gartenkenntnisse verfügt.«
    Diese Einleitung erschien Henrietta merkwürdig. Natürlich musste sich der Mann mit Gartenarbeit auskennen! Was aber wusste sie schon darüber, wie man Personal einstellte? Ihre Stiefmutter überließ solche Bewerbungsgespräche stets dem Verwalter, lediglich eine zukünftige Kammerzofe prüfte sie selber auf Herz und Nieren.
    Darby half Henrietta, auf dem Kanapee Platz zu nehmen, und setzte sich unmittelbar neben sie. Er lehnte sich lässig zurück und legte einen Arm auf die Rückenlehne. Henrietta hielt sich wie immer kerzengerade. Darby saß so dicht neben ihr, dass seine Schulter die ihre berührte. Sie rückte ein wenig von ihm ab.
    »Ich nehme an, die Arbeitsvermittlung hat Ihnen gesagt, dass wir einen Mann suchen, der sich mit Rosen auskennt?«, fragte Darby.
    »So ist es«, erwiderte Baring. »Ich kenn mich mit Rosen aus, seit ich ein Kind war.«
    Henrietta fand, dass Lady Rawlings ihre Pflichten als Anstandsdame sträflich vernachlässigte. Es war interessant, festzustellen, dass die strengen Anstandsregeln für junge Damen auch ihre Vorteile hatten. Denn wo die Anstandsdame fehlte, fühlten sich Männer geradezu genötigt, alles zu küssen, was sich in ihrer Reichweite befand.
    Darbys Kuss hatte bei ihr zum Glück keinen allzu großen Eindruck hinterlassen. Schon oft hatte Henrietta junge Frauen vom Küssen erzählen hören. Molly Maplethorpe etwa schwor, dass ihre Knie sich in Vanillepudding verwandelt hätten, als ihr Mann Harold sie zum ersten Mal geküsst hatte. Dieses nahrhafte Bild hatte Henrietta eine ganze Weile zu denken gegeben, bevor sie entschied, dass Molly eben über einen bemerkenswert fantasievollen Wortschatz verfügte. Andere Mädchen hatten jedoch Ähnliches berichtet.
    Dennoch – auch wenn sie selber keine derartige Verflüssigung erfahren hatte – war es eine erfreuliche Erfahrung gewesen. Sie war geküsst worden! Wenn die anderen jungen Frauen in Zukunft miteinander tuschelten, musste sie sich nicht mehr wie eine alte Jungfer vorkommen.
    Darby war gerade dabei, den Gärtner über Bewirtschaftungsmethoden auszufragen. Woher wusste er nur über solche Dinge Bescheid? Henrietta meinte gehört zu haben, dass er ganzjährig in London lebte. Zugegeben, Rosen wurden auch in London kultiviert, obwohl dies eigentlich unmöglich schien, wenn man die vielen Kohleöfen bedachte.
    »Und wie gedenken Sie gegen Rost vorzugehen?«, fragte Darby mit amüsiertem Unterton, als wollte er gleich in Gelächter ausbrechen. Wie seltsam dieser Mann doch war!
    Henrietta widmete sich in Gedanken wieder dem Kuss. Warum nur hatte Darby sie geküsst? Er wusste, dass sie keine Kinder bekommen konnte, doch das schien ihn nicht abzuhalten – im Gegenteil, nie zuvor hatte er ihr eindeutiger den Hof gemacht. Vielleicht, dachte sie verwirrt, will er wirklich keine eigenen Kinder.
    Darby und der Gärtner hatten ihre Unterredung beendet. Der Mann nickte einmal kurz zum Abschied und folgte Slope nach draußen.
    »Ob Lady Rawlings unpässlich ist?«, überlegte Henrietta laut, während sie ihren Pompadour vom Tisch nahm. »Richten Sie ihr bitte aus, wie leid es mir tut, dass keines der Kindermädchen geeignet war. Vielleicht sollten wir der Agentur eine Eildepesche schicken und um weitere Bewerberinnen bitten? Ich muss jetzt leider gehen, da ich eine Verabredung im Dorf habe.«
    »Machen Sie sich wegen der Kindermädchen keine Sorgen. Wir haben ja bereits Esmes Kinderfrau im Hause. Außerdem habe ich den Gärtner eingestellt, der Morgen ist also nicht gänzlich nutzlos vertan worden.« Das Lächeln in seinen Augen raubte Henrietta fast den Atem.
    »Sind Sie in Limpley Stoke verabredet?«, erkundigte er sich dann. »In diesem Falle werde ich Sie begleiten, Lady Henrietta, wenn Sie so

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