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Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Henning
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erwacht.
    »Du packst das«, sagte Steinwald zum Schluss. »Wenn die einer packt, dann du, Rolf. Schneid ihnen die Eier ab, diesen verdammten Verbrechern!« Das hatte ihm gefallen.
    Ja, er würde es tun, er würde ihnen die Eier abschneiden. Langsam und genüsslich. Und er würde es für Robert tun, damit der hinterher sagen konnte: Wisst ihr, wer diesen beiden Wichsern die Eier abgeschnitten und das Leben der beiden Geiseln gerettet hat? Das war mein Vater! Diese Vorstellung gefiel Kirchner. Dass sein Sohn mit ihm angeben würde, dass er stolz auf ihn war.
    Sie standen auf dem Hof in der Markgrafenstraße 102, neun Mann, und reckten ohne Kommando wortlos die Daumen hoch wie Taucher, die einander das Zeichen zum Abtauchen gaben, bevor sie rücklings über den Bootsrand in die Tiefe kippten. Dann stiegen sie in die Fahrzeuge. Drei rußgraue Opel Omega, Typ A. Kirchner bildete ein Team mit den Kollegen Andresen und Landau. Berischa würde Team 2 leiten, Kasperski Team 3.
    Alles war bis ins Kleinste besprochen und mit der Einsatzleitungin Recklinghausen abgestimmt. Bis hin zum Zugriff. Und sie waren auf alles vorbereitet, gestählt von diversen Zugriffen. Kirchner hatte zudem vier Scharfschützen angefordert, Männer, auf deren ruhige Hand es am Ende womöglich ankam.
    »Also! Schnappen wir uns die Wichser!«, rief Kirchner. Daraufhin ballte Andresen neben ihm die Faust. Dann startete er den Motor, und sie rollten vom Hof.
    Diesmal würden sie das Ding auf seine Weise durchziehen. Das Gefühl, die Typen für immer unschädlich zu machen, war unvergleichlich. Es war wie einen Schmerz abstellen, der viel zu lange unter der Haut gewütet und gepocht hatte. Zuschlagen. Hart und echt. Wie Tiere. Nichts Verlogenes dabei. Der Stärkere erledigt den Schwächeren. So einfach war das!
    Zwanzig Minuten später passierten sie den Ruhrschnellweg und wechselten an der Anschlussstelle Bochum auf die A 43 in Richtung Köln. Andresen, gewöhnlich ein beherrschter Kollege, wirkte fahrig und nervös. Griff immer wieder nach seinen Zigaretten. Verschaltete sich ein paarmal.
    Rösner, das hatten die Kollegen vom SEK Köln zwei Minuten zuvor gefunkt, steuerte den BMW soeben über die Anschlussstelle Köln-Ost auf die B 55 A in Richtung Köln-Zentrum. Kurze Zeit später kam der Funkspruch des Kollegen aus Köln: »Wir haben Sie verloren.«
    »Verdammter Mist«, sagte Kirchner und bat Andresen: »Gib mir auch eine!« In kurzen, hektischen Intervallen blies er den Rauch seiner Zigarette zum halbgeöffneten Fenster hinaus. »Diese Kölner Flaschen«, fluchte er. »Genauso ein Scheißverein wie der FC!«
    Hans-Jürgen Rösner starrte ungläubig hinauf zum Dom.
    »Dat is ’n Ding, wah? Mensch, leck mich!«, rief er anerkennend und suchte Degowskis Blick im Rückspiegel. Er folgte den Hinweisschildern in Richtung Zentrum. Weshalb er ausgerechnetnach Köln wollte? Weil er immer davon geträumt hatte, mal den Dom zu sehen, diesen steinernen Riesen. Und das hier war doch eine gute Gelegenheit, sich diesen Traum endlich zu erfüllen.
    Sie hatten seit zwei Tagen nicht geschlafen. Und trotz der Coffein-Tabletten, die er schluckte, war er müde. Er kratzte sich an der Wunde, die er sich in Rentfort geholt hatte, als er sich mit der Honda aufs Ei gelegt hatte. Er sah zu Marion, die neben ihm saß, und sagte: »Allet klar, Schatz?«
    Sie hatte sich ein Tuch um ihr verletztes Bein gebunden und die Tabletten, die er ihr gegen die Schmerzen besorgt hatte, geschluckt. Trotzdem wirkte sie erledigt.
    »Ja, alles klar«, sagte sie.
    Nachdem sie aus Holland wieder raus waren, hatte er Gas gegeben und war auf die Autobahn gefahren. Alle mussten denken, er hätte einen Plan. Doch er hatte keinen. Er wollte nur eins: dass die ihn endlich in Ruhe ließen. Also musste er sie abhängen. Und dann war das Hinweisschild Köln aufgetaucht, und da hatte er spontan gedacht: der Dom!
    Im Radio redeten sie nur über ihn. Dass die Bullen ihn mit allem Drum und Dran in Köln erwarteten, war keine Überraschung. Na und, sollen se doch, dachte er, während er Meter um Meter tiefer ins Kölner Zentrum vorstieß. Die ham mich in Bremen nich gekriecht, und die kriegen mich auch in Köln nich! Solln se’s nur ruhig versuchen!
    Er war auf alles gefasst. Auf Gaffer, Reporter, Kameras, Mikrophone und Scharfschützen. Nicht aber auf jenen zu allem entschlossenen Mann, der mit seinen beiden Kollegen in diesen Minuten in Richtung Köln fuhr, um sich seinen Kopf zu holen. Ein Mann, der es

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