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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Generalstaatsanwalts in London, kein Verfahren gegen einundzwanzig Mitarbeiter des Dezernats einzuleiten, die Beweise gefälscht, Geständnisse erfunden, Bestechungsgelder angenommen, unberechtigt Gewalt ausgeübt und in großem Stil Meineide geleistet hatten, was mehrere Dutzend völlig unschuldige Personen bis zu achtzehn Jahren ins Gefängnis gebracht hatte, während ebenso viele schuldige Kriminelle in aller Ruhe zu Hause schliefen und von neuen gräßlichen Verbrechen träumten, die sie begehen konnten. Über diesen Stand der Dinge war der Chief Constable besonders erfreut. Er hatte den Tag in London verbracht und sich privat mit dem Innenminister und dem Generalstaatsanwalt getroffen, um die Entscheidung zu erfahren. Wie er es gegenüber seinem Stellvertreter Harry Hodge formulierte: »Ich hab’s ihnen auf den Kopf zugesagt: Die Moral der Truppe hat Priorität. ›Höchste Priorität‹, hab ich gesagt, ›und wenn Sie diese Moral unterminieren wollen, nur zu, zerren Sie meine Jungs vor Gericht. Dann quittiere ich aber den Dienst als Chief Constable, damit Sie’s wissen.‹ Tja, sie haben’s begriffen, soviel steht fest.«
    Ganz so hatte es sich allerdings nicht abgespielt. Die Entscheidung war zwei Wochen zuvor gefallen, und schon damals hatte der Generalstaatsanwalt seine überzeugendsten Argumente auffahren müssen, um dem Innenminister klarzumachen, daß ein Gerichtsverfahren nicht im öffentlichen Interesse sei. Er hatte das Problem beim Mittagessen im Carlton Club erläutert.
    »Wenn man diese Kiste verfickter Würmer erst mal aufmacht«, sagte er, »kommt einem anschließend die Büchse der Pandora wie ein Geburtstagsgeschenk vor.« Darauf hatte der Innenminister herumgekaut, genau wie auf seinem Stück Lammleber.
    »Wissen Sie, so hab ich’s zwar noch nie gesehen«, sagte er schließlich und fuhr sich mit der Hand über seine fettigen Haare. »Aber vermutlich müssen sie’s.«
    »Müssen sie was?« fragte der Staatsanwalt. »Ficken. Geht wohl gar nicht anders. Ist doch logisch.«
    »Was ficken?« fragte der Generalstaatsanwalt, der allmählich glaubte, es ginge um seine eigene Vorliebe für Prostituierte. Doch sosehr er sich auch das Hirn zermarterte, ihm fiel keine ein, die Pandora hieß.
    »Andere Würmer«, sagte der Innenminister. »Alle Würmer sind vom selben Geschlecht, oder ein Tier vereinigt beide Geschlechter. Das heißt vermutlich ›zwittrig‹.« Der Generalstaatsanwalt versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte kein Interesse an zwittrigen Würmern. »Also, zurück zum Dezernat für Schwerverbrechen von Twixt ’n Tween«, sagte er. »Die Sache ist die: Wir haben da oben Sir Arnold Gonders, der zwar nicht unbedingt mein Fall ist, aber in der Staatskanzlei einen gewissen Einfluß besitzt. Sie hat ihn ernannt, und er hat bei ihr einen Stein im Brett.«
    »Tatsächlich?« sagte der Innenminister und dachte im stillen, in dem Fall müsse Sir Arnold Gonders ja schwer korrupt sein. »Hat sich wohl beim Bergarbeiterstreik mächtig gegen diesen Drecksack Scargill reingehängt, was?«
    »Und wie. Ist knüppelhart geblieben. Wollte gepanzerte Polizeipferde gegen Streikposten einsetzen und dergleichen. Auch Wasserwerfer mit irgendeiner gefärbten Säure. Kriegt seine Anweisungen offenbar von Gott, genau wie dieser andere Irre. Wenn Sie mich fragen, läßt das Gott verfickt abartig aussehen.«
    Der Innenminister musterte ihn zweifelnd. Heutzutage konnte man bei Generalstaatsanwälten nie so ganz sicher sein. »Sie haben’s mit Ficken, stimmt’s?« fragte er. »Schon mal dran gedacht, es zwittrig zu probieren?« Der Generalstaatsanwalt lächelte gezwungen. Auch er hatte so seine Zweifel, was den Innenminister anging. Man munkelte, daß er sich gelegentlich Damenklamotten anzog. Alles in allem war es ein recht unerfreuliches Essen gewesen, aber wenigstens hatte er den Minister dazu überreden können, daß man das Dezernat für Schwerverbrechen von T & T und den dazugehörigen Chief Constable aus vernünftigen parteipolitischen Gründen besser in Ruhe ließ. Bei letzteren handelte es sich um ein Bauunternehmen in Tweentagel, über das sich Sir Arnold bei ihren privaten Telefonaten ein wenig zu gut informiert gezeigt hatte. Dem Generalstaatsanwalt wäre nie in den Sinn gekommen, daß die familiären Geschäftsinteressen der ehemaligen Premierministerin so weit reichten. Nach Sir Arnolds angedeuteter Drohung war er froh, sich nicht auch noch in dieses Wespennest gesetzt zu haben. Kurz und gut,

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