Ein Dicker Hund.
es mit einem Telefonat probieren. Er wählte Miss Middens Nummer. Niemand ging ran. Später wollte er in Middenhall anrufen, um herauszufinden, ob sie wirklich weg war. Als er an der Küchentür vorbeikam, hörte er, wie sich Tantchen Bea mit Mrs. Thouless, der Haushälterin, unterhielt. »Ich verstehe wirklich nicht, warum Arnold gesagt hat, er hätte den Wein rüber zum Sweep Place gebracht, wo es doch offenkundig gelogen ist. Und bei einem 47er Fitou! Haben Sie eine Vorstellung davon, wie gräßlich das wäre?« Zum Glück war die Haushälterin taub. Sie führte Selbstgespräche über Glas und Blut auf dem Fußboden des ganzen Schlafzimmers, und daß der Spiegel kaputt sei, und über das viele Wasser. Sir Arnold eilte nach oben, um nachzusehen, ob auch keine Blutflecken an der Wand über dem Bett waren. Es waren keine da, und die Flecken auf dem Teppich stammten alle von ihm. Er bemerkte auch zufrieden, daß Vy auf dem Bett weggetreten war. Auf der Party hatte sie Gin mit Appletizer getrunken und so getan, als wäre es Champagner. Es hatte nicht funktioniert. Der Gin hatte gewonnen.
9
Als schließlich sämtliche Gäste gegangen waren, stand Sir Arnold kurz vor der völligen Erschöpfung. Allein panische Angst hielt ihn auf den Beinen. Angst und schwarzer Kaffee. Doch im Laufe des Nachmittags tauchte ein neues Stimulans auf. Das kam mit der Erkenntnis, daß derjenige, der diesen schmierigen Burschen zu seinem, Sir Arnolds, Haus und in sein Bett geschafft hatte, einen auf dem Grundstück befindlichen Komplizen haben mußte. Sämtliche Fakten – soweit er sie überblickte – deuteten auf diesen unwiderlegbaren Schluß hin. Jedenfalls konnte ihn Sir Arnold in seinem schlimmen Zustand nicht widerlegen. Statt dessen klammerte er sich an gewisse Tatsachen, und zwar zunächst einmal an die, daß jemand, und falls er diesen Jemand zu fassen bekam ... egal, jemand (Sir Arnold zog die Formulierung »irgendein Scheißkerl« vor) das schmiedeeiserne Tor aufgeschlossen hatte, um irgendwelche anderen Scheißkerle samt dem jetzt im Keller befindlichen jungen Drecksack hereinzulassen und, als diese gegangen waren, das Tor wieder verschlossen hatte. Anders hätten sie nie und nimmer hereinkommen können. Die Mauern und mit Stahlläden verrammelten Fenster auf der Stauseeseite des Hauses machten jeden anderen Weg unmöglich. Wenn es um Selbstschutz ging, war der Chief Constable nicht zu schlagen. Soviel also zum ersten Punkt, der durch den zweiten bestätigt wurde, nämlich durch den erbärmlichen Zustand des Rottweilers. Sir Arnold fühlte sich schrecklich, doch der Hund war in einem noch übleren Zustand. Die Beine hatten sich zwar wieder erholt, und er konnte gehen, na ja, jedenfalls humpeln, doch in so ziemlich jeder anderen Hinsicht wirkte das Tier so, als hätte es den Fehler begangen, sich mit einer äußerst mißgelaunten Planierraupe anzulegen. Seine Kiefer waren besonders übel dran, und wenn Genscher hin und wieder versuchte, zu bellen oder sonst irgendwie hörbar zu protestieren, brachte er lediglich eine Art Gähnen zustande. Aus seiner massigen Kehle drang kein Laut; nur wenn er humpelte, keuchte er dabei. Unter günstigeren Umständen hätte Sir Arnold seine Frau veranlaßt, den Tierarzt anzurufen, doch das kam nicht in Frage. Die Umstände waren so ungünstig wie noch nie, und er hatte nicht vor, irgendeinem Scheißtierarzt zu gestatten, im Haus herumzuschnüffeln. Noch weniger wollte er Lady Vy oder dieser ekelhaften Bea erlauben, irgendwohin zu gehen. Genscher würde stumm leiden müssen. Trotzdem lieferte der Hund weitere Beweise, daß Bea dem Schwein behilflich gewesen war, das den Kerl in sein Bett gesteckt hatte. Der Hund kannte die blöde Kuh und mochte sie inzwischen offenbar. Sir Arnolds angewiderten Meinung nach hätte er sie zerfleischen müssen, als sie das erstemal das Grundstück betrat. Statt dessen hatte er ihr vertraut. Sir Arnold verschwendete kein Mitgefühl an das Tier. Seinen gegenwärtigen Zustand hatte es einzig und allein sich selbst zuzuschreiben. Bestimmt hatte die vermaledeite Frau das Vieh mit einer Brechstange bearbeitet.
Als er diesen Gedanken weiterspann, fragte er sich, womit sie wohl Lady Vy bearbeitet hatte. Vermutlich mit einer annähernd tödlichen Dosis Antidepressiva. So etwa das Doppelte ihrer üblichen Menge. Und das zusätzlich zu ihrer täglichen Flasche Gin. Tja, was Bea konnte, konnte er schon lange, und er würde nicht zulassen, daß jemand seine Pläne zur
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