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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Verlauf der Party mußte er immer wieder an den Burschen im Keller denken. Besonders ärgerte und verstörte ihn Ernest Lamming, der wiederholt behauptete, Sir Arnold habe eine hervorragende Auswahl an Weinen, und nachsehen wollte, ob sie auch vorschriftsmäßig gelagert wurden. »Ich verkaufe ja schließlich kein billiges Gesöff. Nur Spitzenlagen, und Sie haben da ein paar phantastische Stöffchen wie diesen 56er Bergerac und den 47er Fitou. Der ist jetzt das eine oder andere Pfündchen wert, wenn Sie sich richtig drum gekümmert haben. Das heißt, ich will mal gucken, ob Sie die Flaschen auch wirklich auf der Seite liegen haben und so weiter. Falls sie senkrecht stehen, trocknen die Korken aus, und Ihre Investition geht den Bach runter.«
    »Ich habe ihn rüber ins Haus am Sweep Place gebracht«, behauptete Sir Arnold. »Hielt es für keine gute Idee, so wertvollen Wein hier draußen zu lassen, wo das Haus die ganze Woche über leersteht.«
    »Aber da haben Sie doch nicht mal einen Keller«, sagte Lamming. »Hier draußen war’s genau richtig für den guten Tropfen. Der Keller hier ist speziell dafür angelegt worden, daß der Champagner und was die Wasserwerks-Millionäre noch so tranken hier gelagert wurde, wenn sie Ende vorigen Jahrhunderts zu ’nem Gelage vorbeikamen.«
    Sir Arnold wurde durch das Eingreifen von Ralph Pullborough gerettet, einem der neuen Wasserwerks-Millionäre, dessen Gehalt soeben um achtundneunzig Prozent erhöht worden war, während die Wassergebühren um fünfzig Prozent in die Höhe geschossen waren.
    »Nun hören Sie mal, Ernest, alles was recht ist. Ich möchte keine abfälligen Bemerkungen über Wassergebühren und dergleichen mehr hören«, sagte er. »Und ich verwahre mich dagegen, Wasserwerks-Millionär genannt zu werden. Sie wissen sehr wohl, daß ich schon lange, bevor ich ins Wasserfach gegangen bin, Millionär war. Wer Leistungsfähigkeit will, muß dafür zahlen. So lautet das Gesetz des Marktes. Bei dem Gesöff, das Sie verkaufen, ist es genauso.«
    »Ich verkaufe kein Gesöff«, gab Lamming wütend zurück. »Diesseits von Berlin finden Sie keine bessere Flasche Blue Nun als meine. Aber mit Ihrem Wasser kann man keinen Blumentopf gewinnen. Als ich vorhin über den Damm gefahren bin, trieb ganz in der Nähe ein totes Schaf. Und das Leitungswasser ist so schlecht, daß wir Ruby eine Umgekehrte-Osmose-Spirale einbauen mußten, damit das Badewasser sauber bleibt.«
    »Ihr Armen, eine Spirale«, säuselte Pullborough, »wie überaus passend für sie. Hat es am Anfang sehr weh getan? Ich muß sie unbedingt fragen.«
    Sir Arnold eilte außer Hörweite und mischte sich unter die Gäste. Am interessantesten fand der Chief Constable dabei eine Bemerkung, die er aufschnappte, als er an der Gruppe um Edgeworth vorbeikam, dem Abgeordneten für West Twixt. »Sie ist eine verfluchte Plage, diese Miss Midden«, sagte Edgeworth gerade. »Ihr halbes Leben verbringt sie damit, die Ausweisung von Bauland zu verhindern, das der Gemeinde helfen würde. Ich wünschte bei Gott, jemand brächte sie zum Schweigen.«
    »Soll das heißen, daß sie ihre Nase in das Bauvorhaben in Ablethorpe gesteckt hat?« fragte jemand. »Man rettet ein paar Bäume und verschenkt die Gelegenheit, Erschließungssubventionen zu erhalten. Welchen Sinn soll das haben?«
    »Da liegt das Problem, bei diesen sogenannten alteingesessenen Familien. Sie glauben offenbar, die Vergangenheit zählt. An die Zukunft denken sie nicht.« Sir Arnold ging in sein Arbeitszimmer und schloß die Tür. Er war erschöpft und mußte an seine eigene Zukunft denken. Der Wodka hatte nur vorübergehend geholfen. Warum hauten die Leute nicht ab, damit er eine Mütze Schlaf nehmen und dem Mistkerl seine nächste Dosis Whisky mit was auch immer verabreichen konnte? Er setzte sich und dachte über Miss Marjorie Midden nach. Über sie und diesen Major MacPhee. Wenn er nur herausfinden könnte, ob es eins der Wochenenden war, an denen sie unterwegs waren und Vögel beobachteten oder Gärten besichtigten. Das Haus der Middens wäre der ideale Ort, um dort das Schwein im Keller abzuladen. Auf Middenhall wohnten alle möglichen alten Spinner, und auch wenn er sich nicht traute, persönlich rüberzufahren, so lag das Bauernhaus der Middens, in dem die alte Ziege und Major MacPhee wohnten, so günstig abgeschieden. Es wäre nett, wenn man ihr die Sache mit dem jungen Lustknaben anhängen könnte. Das war eine köstliche Idee. In der Zwischenzeit würde er

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