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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Sicherheit selbst um. Nachdem Sir Arnold seinen rasenden Puls fast wieder auf Normalwerte gebracht hatte, stand er auf und ging zur Luke. Ursprünglich war sie benutzt worden, um Bierfässer und Kohlen in den Keller zu schaffen. Jetzt würde er sie benutzen müssen, um den Kerl nach oben zu schaffen. Sir Arnold zog an den Seilen und schob die Riegel auf. Dann ging er ins Erdgeschoß, nach vorne zum Hof, und öffnete die Luke von oben. Neben ihm gab Genscher ein seltsames Keuchen von sich und schniefte. Die arme Kreatur war immer noch in einem erbärmlichen Zustand. Doch Sir Arnold hatte nicht die Zeit, um sich wegen der Probleme des Rottweilers den Kopf zu zerbrechen. Er mußte über viel wichtigere eigene nachdenken. Aus der Garage holte er ein Seil und ließ das eine Ende durch die Luke in den Keller runter. Dann ging er selbst zurück in den Keller und schleppte den Körper zu der Bierrampe unter der Luke. Dort band er das Seil um die Taille des Burschen. So weit, so gut. Gerade wollte er wieder die Treppe hinaufgehen, als er zu seinem Schrecken auf dem Fußboden über sich Schritte hörte. Was zum Teufel ging da vor? Diese verfluchte Bea konnte doch jetzt nicht durch das Haus schleichen. Es war unmöglich. Er hatte selbst gesehen, wie sie drei Gin Tonics gekippt hatte, und die Tonicflasche enthielt jede Menge Valium. Die Frau mußte die sprichwörtliche Konstitution eines Pferdes haben, um mit solchen Mengen Beruhigungsmitteln im Körper wach zu bleiben. Oder vielleicht hatte die Kuh gemerkt, daß ihr Drink gepantscht war, und ein Gegenmittel genommen. Offensichtlich war sie viel schlauer, als er vermutet hatte. Und die Kellertür stand offen. Das mußte ihr einfach auffallen.
    Oben stolperte Tante Bea auf der Suche nach etwas Natron durch die Küche, nach irgendwas, damit sich nicht mehr alles um sie drehte. So besoffen hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt, dabei hatte sie seltsamerweise nur drei kleine Gin Tonics getrunken, noch dazu mit viel mehr Tonic als Gin. Wenn das so weiterging, würde sie dem Alkohol ganz abschwören müssen. Offenbar war ihre Leberfunktion stark beeinträchtigt. Wie sie so gegen den Küchentisch stolperte, sich an die Rückenlehne eines Stuhls klammerte und schließlich Platz nahm, verwirrte sie über die Maßen. Noch verwirrter war sie von dem übermächtigen Drang zu singen. Diesen Impuls hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr verspürt, und gewöhnlich tat sie so etwas in ihrer eigenen Wohnung, am liebsten im Bad. Schön und gut, wenn man eine erfolgreiche Frau und im großen und ganzen ein eher maskuliner Typ war, aber es war nicht sehr hilfreich, außerdem eine wirklich grausige Sopranstimme zu haben. Doch aus irgendeinem diffusen Grund war ihr jetzt danach, »If you were the only girl in the world and I was the only boy« zu singen. Sobald diese Laute zum Chief Constable in den Keller vordrangen und als Annäherungsversuch interpretiert wurden, kam ihm die neue und erschreckende Idee, daß das grauenhafte Tantchen Bea ihm einen schauderhaften Antrag unterbreitete, den er stehenden Fußes verwarf. Wie zur Bestätigung der aberwitzigen Theorie, daß er von einer dreisten Lesbierin umworben wurde – und wenn sie anders ausgesehen hätte, wäre dem normalerweise passiven Sir Arnold diese Erfahrung durchaus recht gewesen –, stand Tantchen Bea auf, ging rüber zum Keller und spähte die Treppe hinunter. »Wenn irgendwer da unten ist, kann er jetzt zu Tantchen B raufkommen und mir zeigen, wo der Hammer hängt«, flüsterte sie. Der Chief Constable kauerte sich in der Ecke zusammen. Er hatte in seinem Leben zahlreiche Phantasien gehabt, aber diese gehörte auf keinen Fall dazu. »Alle an Bord von Tantchen B. Letzte Bestellung und Sterbesakramente. Der Rest ist Schweigen.« Und nach diesen unheilschwangeren Worten machte sie die Kellertür zu und schloß ab. Im Dunkeln lauschte Sir Arnold Gonders ihren sich entfernenden Schritten und verwünschte den Tag, an dem seine Frau diese abscheuliche Person in ihr Leben hatte treten lassen. Aber egal, er mußte erstens raus aus dem Scheißkeller, und zweitens den Knilch hinter sich herzerren. Der einzige Weg nach draußen führte jetzt über die Bretter der Bierfaßrampe. Im Licht des Mondes, das gelegentlich durch die dahinjagenden Wolken schien, versuchte er die Planke hinaufzuklettern, indem er sich mit den Händen an deren Seiten festhielt und immer einen Fuß vor den anderen setzte. Auf halber Strecke rutschte er aus und drückte

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