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Ein dickes Fell

Titel: Ein dickes Fell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Schwäche«, kommentierte Lukastik. »Derartiges kommt vor, so schäbig kann ein Mensch gar nicht sein.«
    »Und was geht mich dieser schäbige Mensch an?« erkundigte sich Cheng.
    »Armbruster ist der Mann, der Anna Geminis Vermögen verwaltet. Man könnte auch sagen, der das Blut von den Geldscheinen wischt. Darum nehmen wir auch an, daß Anna Gemini hinter der Explosion steht. Denn Sie wissen ja, es gibt gute Gründe, diese Frau für eine professionelle Killerin zu halten.«
    »Eine Killerin als Bombenlegerin?«
    »War von einer Bombe die Rede? Nein, es braucht keine Bombe, um ein Haus zum Einsturz zu bringen. Außerdem denken wir, daß Frau Gemini sich der verschiedensten Methoden bedient, um ihre Aufträge zu erfüllen. Und wir denken, daß auch Sie, Cheng, das denken. Jedoch aus unerfindlichen Gründen darüber schweigen. Wir wollen nur hoffen, daß Sie diese Frau nicht decken.«
    »Ich habe dem Kollegen Lukastik erklärt, daß das sicher nicht der Fall ist«, beeilte sich Straka zu erklären.
    Cheng hüstelte. Dieses Hüsteln war gewissermaßen die vorgehaltene Hand, hinter welcher er stand und sich genierte.
    Lukastik hatte ja absolut recht. Er, Cheng, deckte Anna Gemini. Denn eine Killerin war diese Frau in jedem Fall, gleich, ob sie für den Tod Gudes verantwortlich war oder nicht.
    Warum tat Cheng das? Warum tut man das, jemand derart verschonen? In der Regel aus einem Instinkt heraus, den man nachträglich mit vernünftigen Argumenten auskleidet. Auch Cheng würde das noch tun.
     
    »Setzen Sie sich doch bitte«, sagte Straka und bot Cheng Kaffee an. Dann berichtete er, heute morgen in Anna Geminis Haus gewesen zu sein.
    »Noch was herausgekommen dabei?« fragte Cheng, der sich zwar auf einem der harten Holzstühle niederließ, den Kaffee jedoch ausschlug. Wie man sich weigert, etwas Angebissenes zu essen.
    »Geminis Verhältnis zu diesem Janota ist reichlich merkwürdig«, sagte Straka. »Was sollen wir davon halten? Stecken die beiden unter einer Decke? Ist Janota ihr Liebhaber oder ihr Komplize? Oder beides?«
    Cheng mußte lachen.
    »Lachen Sie mich aus?« fragte Straka.
    »Um Himmel willen, nein. Aber glauben Sie mir, Janota ist sicher nicht der Komplize dieser Frau.«
    »Was tut er dann? Die Nachbarn behaupten, den Mann vorher nie gesehen zu haben.«
    »Fragen Sie ihn doch selbst.«
    Genau das hätte er getan, sagte Straka. Doch Janota habe bloß erklärt, ein Gast in diesem Haus zu sein. Ein Haus, das er liebe. Und es sei ihm sehr recht, daß die Polizei dies auch wisse, wie wohl er sich darin fühle und wie sehr er die Nähe von Frau Gemini zu schätzen wisse.
    »Ich habe nicht wirklich begriffen«, meinte Straka, »was mir der Mann eigentlich damit sagen wollte.«
    »Ich kann Ihnen versichern, daß er dieses Gebäude so schnell nicht verlassen wird.«
    »Müssen wir das verstehen?« fragte Lukastik verärgert. Er hätte diesen Detektiv gerne ein wenig härter angepackt, anstatt ihm Kaffee anzubieten, den er sich auch noch abzulehnen erlaubte. Aber in Gegenwart von Straka war es unmöglich, den Chinesen zur Sau zu machen. Lukastik wußte ja, daß die beiden, Cheng und Straka, ein altes Liebespaar waren. Praktisch durch einen Arm verbunden, der nicht mehr da war.
    »Ich will nur sagen«, erklärte Cheng, »daß Janota in dieser Geschichte keine Bedeutung hat. Daß wir ihn vergessen können, zumindest solange er putzmunter in der Gemini-Villa seine Tage vertrödelt. Oder komponiert. Oder was auch immer er tut. Angeblich sucht er Zeitlöcher.«
    »Zeitlöcher!?« staunte Straka.
    »Etwas Spirituelles, nehme ich an«, äußerte Cheng. »Nichts, was uns zu interessieren braucht.«
    »Das werden wir selbst entscheiden«, belehrte ihn Lukastik.
    »Wie Sie wollen«, sagte Cheng und erklärte, nicht wegen Janota, sondern wegen Pavor hier zu sein.
    »Ja, das Protokoll«, sagte Straka.
    »Was weiß man über diesen Pavor?« fragte Cheng.
    Straka und Lukastik sahen sich an, als hätten sie sich noch nicht darauf geeinigt, wieviel man bereit war, Cheng mitzuteilen. Es war sodann Straka, der erklärte, daß Pavor, anders als erwartet, sich als bislang unbescholten herausgestellt habe.
    »Davon abgesehen, daß er mich aufhängen wollte«, erinnerte Cheng. »Und abgesehen davon, daß er Frau Kremser umgebracht hat.«
    »Das ist allein Ihre Behauptung«, sagte Lukastik.
    »Die wir Ihnen natürlich glauben«, ergänzte Straka und berichtete, daß Pavor nach einem Mathematikstudium für mehrere Banken gearbeitet

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