Ein diebisches Vergnügen
hinreichend außergewöhnlich waren, fügte Sophie hinzu.
Reboul nickte. »Das sind sie in der Tat. Und ziemlich groß. Monsieur Vial, mein Kellermeister, bewahrt dort ein kleines Fahrrad auf, um von einem Ende zum anderen zu gelangen.« Er hob die Hand, und wie ein dienstbarer Geist tauchte der junge Mann auf, um die Gläser nachzufüllen. »Ein interessantes Projekt und äußerst charmant erklärt.« Er wandte Sophie den Kopf zu. »Aber erzählen Sie mir ein wenig über – wie soll ich es ausdrücken – die praktischen Aspekte. Wie läuft die Vorbereitungsphase für ein solches Buch ab?«
Jetzt war Sam an der Reihe. Man würde nur die Besten ihres Metiers engagieren, versicherte er Reboul. Mit dem Text sollte ein international anerkannter Weinautor betraut werden – Hugh Johnson fiele ihm da natürlich auf Anhieb ein -, vielleicht mit einem Vorwort von Robert Parker; für die Fotos waren Halliwell oder Duchamp im Gespräch, die weltweit als Meister ihres Fachs galten. Für das generelle Erscheinungsbild des Buches würde Ettore Pozzuolo verantwortlich zeichnen, ein Design-Genie und eine Legende im Verlagswesen. Mit anderen Worten, man werde keine Kosten und Mühen scheuen. Das Buch sollte nichts Geringeres als die Bibel für Weinliebhaber werden, und von Letzteren gab es Millionen auf der Welt. Natürlich würde man Reboul die alleinige Autorisierung von Text und Fotografien zugestehen, wobei Madame Costes als Bindeglied zwischen Autor, Fotograf und Palais du Pharo dienen sollte. Sie würde ihm jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.
Reboul zog an seinem ledrigen Ohrläppchen, während er nachdachte. Er war sich bewusst, dass man ihm schmeichelte, doch das hatte ihn noch nie gestört. Keine schlechte Idee,
dachte er, weiß Gott nicht schlecht. Das Buch, das seinen Besuchern vorschwebte, würde er selbst auch interessant finden. Und solange man ihm das Recht auf Freigabe des Inhalts einräumte, als Klausel im Vertrag schriftlich zugesichert, war er bei der Veröffentlichung vor unliebsamen Überraschungen gefeit. Es würde eine zusätzliche Bestätigung seines Erfolges sein, ein Vermächtnis für die Nachwelt – der Tycoon mit dem goldenen Gaumen. Und ein weiteres Argument, das nicht eben geringe Zugkraft besaß, war die Aussicht auf viele traute Redaktionssitzungen mit der bezaubernden Madame Costes, die ihn so hoffnungsvoll ansah.
Er fasste einen Entschluss. »Gut. Ich bin einverstanden«, sagte er. »Natürlich nicht wegen der persönlichen Publicity, sondern weil ich mich immer bemühe, die Werbetrommel für Frankreich und alles Französische zu rühren. Das ist mein Hobby. Vermutlich bin ich ein altmodischer Patriot.« Er legte eine Pause ein, um seinen Zuhörern die Gelegenheit zu bieten, sein Bekenntnis zu verinnerlichen. »Nun denn. Wie meine Sekretärin Ihnen bereits mitgeteilt hatte, reise ich morgen früh für mehrere Tage nach Korsika. Aber in dieser Phase des Projekts brauchen Sie meine Mithilfe ja nicht. Der Mann, mit dem Sie sich in Verbindung setzen sollten, ist Monsieur Vial. Mein Kellermeister seit annähernd dreißig Jahren. Ich habe etliche Tausend Flaschen in meinem Bestand, und manchmal glaube ich, er kennt jede einzelne persönlich. Einen kompetenteren Führer für Ihre Besichtigungstour können sie sich nicht wünschen.«
Während er redete, wechselte Sophies Gesichtsausdruck: Die Hoffnung machte heller Freude Platz. Sie beugte sich abermals vor, um die Hand auf Rebouls Arm zu legen. »Danke«, erwiderte sie überschwänglich. »Sie werden es nicht bereuen. Das verspreche ich Ihnen.«
Reboul tätschelte ihre Hand. »Davon bin ich überzeugt.« Er blickte zu dem jungen Mann hinüber, der nur auf ein Signal zu warten schien. »Dominique wird für Sie ein Treffen mit Vial arrangieren, das am besten schon morgen stattfindet. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich habe noch einen anderen Termin. Dominique wird Sie ins Hotel zurückfahren.«
Auf dem Weg zur Haustür stießen sie beinahe mit Rebouls nächstem Gast zusammen, einer hochgewachsenen jungen Frau mit geschmeidigen Gliedmaßen, einer großen dunklen Sonnenbrille – für den Fall, dass die Sonne auf magische Weise wieder hervorkommen würde. Sie wurde von einer üppigen Parfümwolke eskortiert.
»Shalimar Guerlain, wenn ich mich nicht täusche«, sagte Sophie und rümpfte die Nase. »Offenbar hat sie in diesem Verführungsduft gebadet.«
Als sie auf den Stufen vor dem Eingangsportal standen und auf den Wagen
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