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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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war noch mal das andere, dachte Rigoberto. Beide hatten immer lauter gesprochen, und die anfängliche Herzlichkeit war mit ihrem Lächeln verflogen. Jetzt waren die Zwillinge sehr ernst, sie verbargen ihren Groll nicht mehr. Rigoberto hörte ihnen ausdruckslos zu, gab eine Ruhe vor, die er nicht verspürte. Ob sie mir Geld anbieten? Mich mit einem Killer bedrohen? Einen Revolver ziehen? Alles war möglich bei solch einem Pärchen.
    »Wir sind nicht hier, um dir Vorwürfe zu machen.« Schlaks hatte die Strategie geändert, sprach nun mit milderer Stimme und strich sich lächelnd über eine Kotelette. Doch in seinem Lächeln lag etwas Falsches, Lauerndes.
    »Wir haben dich wirklich lieb, Onkel.« Miki seufzte. »Wir kennen dich, seit wir auf der Welt sind, du bist wie unser nächster Familienangehöriger. Nur dass …«
    Er konnte seinen Gedanken nicht zu Ende führen und saß mit offenem Mund da, unentschlossenen Blicks, mutlos. Dann knabberte er erneut wütend an seinem kleinen Finger. Ja, der ist der Dümmere, sagte sich Rigoberto.
    »Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit, meine Neffen«, er nutzte die Stille, um seinerseits einen Satz anzubringen. »Beruhigt euch doch, bitte. Unterhalten wir uns wie vernünftige, gesittete Menschen.«
    »Für dich ist das einfacher als für uns.« Miki wurde wieder lauter. Wohl wahr, dachte Rigoberto. Er weiß nicht, was er sagt, aber manchmal trifft er ins Schwarze. »Nicht dein Vater hat sein Hausmädchen geheiratet, sondern unserer, eine primitive, lausige Chola, die anständigen Familien von Lima lachen nur über uns.«
    »Eine Ehe, die noch dazu nicht die Bohne wert ist!«, betonte Schlaks noch einmal und fuchtelte wie wild mit den Händen. »Eine Farce, ohne jede rechtliche Gültigkeit. Ich nehme an, du bist dir darüber im Klaren, Onkel Rigoberto. Also tu nicht so lalla, das steht dir gar nicht.«
    »Worüber soll ich mir im Klaren sein, mein lieber Neffe?«, fragte er voll ehrlicher Neugier. »Und ich würde mich freuen, wenn du mir den Sinn dieses Wortes erklären könntest, lalla. Das heißt so viel wie ein bisschen schwachsinnig, nicht?«
    »Ich will nur sagen, dass du dich mit deiner Blauäugigkeit in die Scheiße geritten hast«, explodierte Schlaks. »Aber so was von in die Scheiße, wenn du das Wort erlaubst. Vielleicht ohne es zu wollen, vielleicht hast du geglaubt, deinem Freund zu helfen. Die guten Absichten nehmen wir dir ab. Aber das ist egal, denn das Gesetz ist das Gesetz, für alle, erst recht in diesem Fall.«
    »Das könnte dich persönlich in ernste Schwierigkeiten bringen, dich und deine Familie«, barmte Miki und steckte sich, während er sprach, wieder den kleinen Finger in den Mund.»Wir wollen dir keine Angst machen, aber so sind die Dinge nun mal. Du hättest dieses Papier nie unterschreiben dürfen. Das sage ich dir ganz objektiv und unparteiisch. Und in aller Freundschaft, wirklich.«
    »Wir meinen es nur gut mit dir, Onkel Rigoberto«, spann sein Bruder den Faden weiter. »Denken dabei mehr an dich als an uns selbst, auch wenn du es nicht glaubst. Nicht dass du am Ende bereust, welchen Bock du da geschossen hast.«
    Gleich werden diese Rüpel noch hysterisch und knallen mir eine, dachte Rigoberto. Die Zwillinge ließen sich von der Wut mitreißen, und ihre Blicke, Mienen, Gebärden wurden immer aggressiver. Ob er sich gegen die beiden mit Fäusten würde wehren müssen? Er konnte sich nicht mal erinnern, wann er sich zuletzt geprügelt hatte. Im Colegio La Recoleta wahrscheinlich, in der Hofpause.
    »Wir haben uns zu allem beraten lassen, von den besten Anwälten in Lima. Wir wissen, wovon wir sprechen. Deshalb können wir dir auch sagen, dass du dich in eine verdammte Riesenscheiße geritten hast, Onkel. Besser, dass du es weißt.«
    »Wegen Beihilfe und Begünstigung«, erklärte Miki, feierlich jede Silbe betonend, um den Wörtern ein größeres Kampfgewicht zu verleihen. Seine Augen waren zwei Flammen.
    »Die Annullierung der Ehe ist auf dem Weg, das Urteil wird bald vorliegen«, informierte ihn Schlaks. »Das Beste, was du tun kannst, ist also uns zu helfen, Onkel. Das Beste für dich, meine ich.«
    »Genauer gesagt, wir möchten nicht, dass du uns hilfst, Onkel Rigoberto, sondern unserem Vater. Deinem guten alten Freund, dem Menschen, der für dich immer wie ein älterer Bruder war. Und dass du dir selber aus dieser verdammten Patsche hilfst, in die du dich und uns gebracht hast. Merkst du das nicht?«
    »Ganz ehrlich, nein, Neffe. Ich

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