Ein diskreter Held
keine Chance, damit du es weißt. Selbst deine Rente steht in den Sternen.«
»Vergiss nicht, wem die Gesellschaft gehört, wenn der verrückte Alte den Löffel abgibt«, sagte Miki drohend.
»Ich habe euch gebeten zu gehen.« Rigoberto stand auf und deutete auf die Tür. »Und vor allem lasst euch hier nie wieder blicken. Ich will euch nicht mehr sehen.«
»Du glaubst, du könntest uns einfach so rauswerfen, du scheiß Kuppler?« Schlaks stand ebenfalls auf und ballte die Fäuste.
»Sei still.« Sein Bruder packte ihn am Arm. »Muss ja nicht in eine Schlägerei ausarten. Entschuldige dich bei Onkel Rigoberto, Schlaks.«
»Das ist nicht nötig. Es reicht, wenn ihr geht und nicht wiederkommt«, sagte Rigoberto.
»Er hat uns beleidigt, Miki. Er jagt uns vor die Tür wie räudige Hunde. Hast du nicht gehört?«
»Entschuldige dich, verdammt noch mal.« Miki war jetzt auch aufgestanden. »Sofort. Bitte ihn um Entschuldigung.«
»Schon gut.« Schlaks zitterte am ganzen Leib. »Ich bitte um Entschuldigung für das, was ich gesagt habe, Onkel.«
»Entschuldigung angenommen«, sagte Rigoberto. »Das Gespräch ist beendet. Danke für den Besuch, Jungs. Einen guten Tag noch.«
»Wir unterhalten uns ein andermal, in Ruhe«, sagte Miki zum Abschied. »Es tut mir leid, dass das so geendet ist, OnkelRigoberto. Wir wollten in aller Freundschaft zu einer Vereinbarung kommen. Aber so unversöhnlich, wie du bist, geht die Sache dann vor Gericht.«
»Und das kannst du bestimmt nicht gebrauchen, wirklich, ich sage es dir im Guten, du wirst es bereuen«, sagte Schlaks. »Überleg es dir also lieber zweimal.«
»Jetzt halt schon die Klappe.« Miki packte seinen Bruder am Arm und zog ihn zur Tür.
Kaum hatten die Zwillinge die Wohnung verlassen, sah Rigoberto die erschrockenen Gesichter von Lucrecia und Justiniana. Letztere hielt, wie eine Schlagwaffe, einen kompakten Teigroller in Händen.
»Wir haben alles gehört«, sagte Lucrecia und hakte sich bei ihrem Mann unter. »Wenn sie dir etwas angetan hätten, wären wir sofort dazwischengegangen und hätten uns auf die Hyänen gestürzt.«
»Ach, dafür ist das Nudelholz?«, fragte Rigoberto, und Justiniana nickte, sehr ernst, und schwang ihren Knüppel.
»Ich hatte schon das Schüreisen vom Kamin in der Hand«, sagte Lucrecia. »Wir hätten ihnen die Augen ausgerissen, diesen Verbrechern. Das schwöre ich dir, mein Schatz.«
»Ich habe mich ganz gut geschlagen, nicht?«, warf Don Rigoberto sich in die Brust. »Ich habe mich in keinem Moment einschüchtern lassen von diesen beiden Minderbemittelten.«
»Du hast dich geschlagen wie ein echter Mann von Welt«, sagte Lucrecia. »Und zumindest dieses Mal hat die Intelligenz über die rohe Gewalt gesiegt.«
»Wie ein ganzer Kerl, Señor«, echote Justiniana.
»Kein Wort davon zu Fonchito«, bestimmte Rigoberto. »Dem Jungen schwirrt schon genug der Kopf.«
Die beiden Frauen pflichteten bei, und dann mussten alle drei lachen.
IX
Auch am sechsten Tag, nachdem Don Felícito Yanaqué seine zweite Anzeige in El Tiempo aufgegeben hatte (im Gegensatz zum ersten Mal anonym), ließen die Entführer nichts von sich hören. Trotz aller Bemühungen hatten Sergeant Lituma und Hauptmann Silva keine Spur von Mabel. Noch war die Nachricht von der Entführung nicht bis zur Presse gedrungen, und Hauptmann Silva sagte, ein solches Wunder werde nicht lange währen; es sei unmöglich, dass bei dem Interesse, das der Fall des Inhabers von Transportes Narihualá in ganz Piura wecke, ein Ereignis von solcher Tragweite nicht schon bald die Tageszeitungen, das Radio und das Fernsehen beschäftige. Jeden Moment würde alles bekannt, und Oberst Pussypinsel bekäme einen weiteren Wutanfall, der sich gewaschen hätte, ein Riesendonnerwetter mit Getrampel und Gebrüll.
Lituma kannte seinen Chef gut genug, um zu wissen, wie beunruhigt er war, auch wenn der nichts sagte, sich selbstsicher gab und nur die üblichen zynischen oder schlüpfrigen Bemerkungen machte. Ohne Zweifel fragte der Kommissar sich, so wie er selbst, ob der Mafia mit dem Spinnentier die Sache nicht entglitten und die hübsche kleine Dunkle, die Geliebte von Don Felícito, nicht längst tot war, verscharrt auf irgendeinem Müllplatz am Stadtrand. Jedes Mal, wenn sie sich mit dem Unternehmer zusammensetzten, waren alle beide erschrocken über die tiefen Ringe unter seinen Augen, die zittrigen Hände, wie ihm mitten im Satz die Stimme versagte, er nur noch stumpf dasaß und entsetzt ins
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