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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Mitte des freien Platzes gehen mußte, bis zum äußersten Ende, bis zu der Rampe, die zum Zentrum hinunterführte.
    Ich konnte mich nicht bewegen.
    Ich sagte mir: »Hör zu, mein Junge. Du bist John Joseph Bonforte. Du bist schon Dutzende von Malen hier gewesen. Diese Leute sind deine Freunde. Du bist hier, weil du hierherkommen solltest und weil sie dich hier haben wollen. Also geh den Gang entlang. Tatütata ... jetzt kommt die Braut ...«
    Ich begann mich wieder wie Bonforte zu fühlen. Ich war Joe Bonforte und entschlossen, die Sache ausgezeichnet zu erledigen, zur Ehre meines eigenen Volkes und meines eigenen Planeten und für meine Freunde, die Marsbewohner. Ich holte tief Luft und trat einen Schritt vor.
    Das tiefe Luftholen rettete mich. Es trug mir jenen himmlischen Wohlgeruch zu. Die dichtgedrängten Tausende und aber Tausende von Marsbewohnern strömten einen Geruch aus, als hätte jemand eine ganze Kiste voll Dschungelduft zerbrochen. Dieses Geruchsempfinden war so stark, daß ich unwillkürlich einen Blick nach hinten warf, um zu sehen, ob Penny mit mir hereingekommen wäre. Ich meinte ihren warmen Händedruck zu spüren.
    Ich begann langsam über den Platz zu schreiten und versuchte etwa das Tempo einzuschlagen, mit dem ein Marsbewohner sich auf seinem eigenen Planeten bewegt. Die Menge schloß sich hinter mir. Hier und da wollten Kinder ihren Eltern weglaufen und vor mir herrennen. Unter »Kindern« verstehe ich Marsbewohner nach der Spaltung, die das halbe Gewicht eines Erwachsenen haben und nur halb so groß sind. Sie verlassen das Sippennest nie, und wir vergessen beinahe, daß es kleine Marsbewohner geben kann. Nach der Spaltung braucht ein Marsbewohner fast fünf Jahre, bis er seine volle Größe wiedererlangt, bis sein Gehirn wieder aufgefüllt ist und er sein Gedächtnis zurückbekommt. Während dieser Übergangszeit wirkt er wie ein Schwachsinniger. Die Neuordnung der Gene und die später eintretende Regeneration nach der Spaltung scheiden ihn für lange Zeit aus dem Rennen aus. Eines von Bonfortes Tonbändern war ein Vortrag über dieses Thema, begleitet von einem nicht sehr guten plastischen Amateurfilm.
    Die Kinder, als heitere Idioten, stehen außerhalb der Anstandsregeln und allem, was sonst wichtig ist. Aber sie werden sehr geliebt.
    Zwei der Kinder, die beide gleich klein waren, und für mein Gefühl völlig gleich aussahen, drängten vor und fielen vor mir zu Boden, wie närrische junge Hunde mitten im Verkehr. Entweder mußte ich stehenbleiben oder über sie hinweggehen.
    Ich blieb also stehen. Sie krochen noch näher heran und versperrten mir vollständig den Weg, während sie miteinander redeten und ihre Pseudo-Glieder emporstreckten. Ich konnte sie nicht verstehen. Dann zupften sie an meinen Kleidern und schoben ihre Klauen in meine Armelaufschläge.
    Das Gedränge war so groß, daß ich kaum um sie herumgehen konnte. Ich fühlte mich zwischen zwei Wünschen hin und her gerissen. Sie waren so nett, daß ich gern nachgesehen hätte, ob ich nicht irgendwo eine Süßigkeit für sie hätte. Aber dringender noch war das Bewußtsein, daß die Aufnahmefeier wie ein Ballett genau eingeteilt war. Wenn ich diesen Weg nicht jetzt sofort hinunterging, würde ich die klassische Sünde gegen den Anstand begehen, die durch Kkkahgral den Jüngeren selbst so berühmt geworden war.
    Aber die Kinder waren nicht wegzuschaffen. Eines von ihnen hatte meine Uhr gefunden.
    Ich seufzte und wurde von dem Parfüm fast überwältigt. Dann schloß ich eine Wette mit mir selbst ab. Ich wettete, daß es eine allgemeine Sitte im Milchstraßen-Universum sei, Kinder zu küssen und daß dies selbst vor dem Anstandsbegriff der Marsbewohner den Vorrang hätte. Ich legte mich auf ein Knie, so daß ich ungefähr ebenso groß war wie die beiden, und streichelte sie einige Augenblicke lang.
    Dann stand ich auf und sagte vorsichtig: »Genug jetzt. Ich muß gehen«, womit ich einen großen Teil meines Vorrats an Wörtern der Marssprache verbrauchte.
    Die Kinder klammerten sich an mich, aber ich schob sie sanft und behutsam beiseite und ging rasch meinen Weg weiter, um die verlorene Zeit wieder einzubringen. Ich wagte zu hoffen, daß meine Verletzung des Anstandsbegriffs noch nicht das Niveau einer Todsünde erreicht hätte. Ich kam zu der Rampe, die zum Zentrum hinunterführte, und trat den Abstieg an.
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    Diese Sternchenreihe stellt die Aufnahmezeremonie dar.

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