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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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und, ja, gefriergetrocknet. Fragte:
    »Und er schlägt dich also?«
    Die Scham auf ihrem Gesicht, dieser schreckliche Anblick von Opfern, der zusätzliche Horror von Verbrechen, wenn das Opfer findet, es hat’s verdient.
    Heiland.
    Sie sagte:
    »Es gab furchtbaren Druck, Bestechungsvorwürfe. Tim, er liebt seinen Job, er ist gern Polizist. Wenn nicht …, würde er …«
    Der Tim Coffey, an den ich mich erinnerte, baute einem ein Nest ins Ohr und berechnete einem dann Miete. Die Sorte Arschloch, die »ganz dick in der GAA « war, wobei er in Wahrheit nur ganz dick war. Wie jeder geborene Schinder hätte er überall überlebt. Ich sagte:
    »Was würde er? Enden wie ich?«
    Ihr Gesicht zeigte, dass sie das nicht gemeint hatte. Sie hatte, wie die Amerikaner sagen, »nicht die Pünktchen verbunden« oder »ihre Mathe nicht gemacht«. Mir wurde mit einem Ruck klar, dass sie mich wahrscheinlich überhaupt nicht im Sinn hatte.
    Sie sagte:
    »Tut mir leid, Jack, das wollte ich damit nicht sagen. Ich wollte gar nichts damit sagen. Jedenfalls fing ich an zu nörgeln, das machen Frauen immer, wenn sie Angst haben. Ich habe versucht, ihn aufzuhalten, aber es war, als hätte ich den Teufel in mir. Tim kann sich gut beherrschen, aber er hat die Beherrschung verloren.«
    Diese Entschuldigung hat aktuell besonders Konjunktur, Ausredenmissbrauch. Der Beherrschungsverlierer hat in jeder Hinsicht den bösartigen Blödmann abgelöst. Ein Typ erschießt seine Familie, sagt: »Hab die Beherrschung verloren.«
    Ich verlor sie auch gerade, fragte:
    »Nur dies eine Mal?«
    Stacheldraht in jeder Nuance.
    »Wie bitte?«
    »Er hat dich nur einmal vermöbelt, stimmt’s?«
    »Ja.«
    Sie log, und das konnte ich verstehen, sympathisierte vielleicht sogar ein bisschen damit. Ihr kam ein alarmierender Gedanke, und sie sagte:
    »Du wirst doch nichts unternehmen, Jack?«
    »Unternehmen? Was könnte ich denn wohl unternehmen? Er ist Polizist.«
    Dann der schlimmste Moment: Sie nahm meine Hand, und ich spürte die Elektrizität. Heiland, man baut eine Mauer um seine Gefühle, eine veritable Festung, um die Nervenenden zu isolieren, dann eine lausige Berührung, und die ganze Verteidigung bröckelt. Sie beschwor mich:
    »Jack, du musst es mir versprechen, gib mir dein Ehrenwort.«
    Ich stand auf, war fast benommen und hätte definitiv kotzen können. Zog etwas Geld heraus, verstreute es auf dem Tisch, sagte:
    »Das kann ich nicht versprechen.«
    Ging hinaus, und es goss in Strömen. Wann war das denn scheißeaberauch losgegangen? Mein weißes Hemd war durchnässt, und ein vorüberfahrendes Auto spritzte mir eine Woge Schmutzwasser über die Hose. Ich hätte jemanden umbringen können. Bog links ab, maulte:
    »Ich muss eine Ermittlung anstellen. Genau das werde ich tun, ich werde ermitteln.«
    Als ich an der Abtei vorbeikam, sagte ein Kerl, den ich, glaube ich, kannte:
    »Wenn man Selbstgespräche führt, ist das gar kein gutes Zeichen.«
    Da kann ich mitreden.

»Denn das Böse entsteht dadurch, dass wir uns selbst für sündlos halten …«
    Morgan Scott Peck, Die Lügner

A ls ich zum Newcastle Park kam, zu dem Haus, in dem Sarah Bradley gewohnt hatte, musste ich mich regelrecht treten. Die Stimme sprach:
    »Was für eine Zeitverschwendung, von verdammt leichtsinnig ganz zu schweigen.«
    Ich klopfte an die Tür, die von einem extrem hässlichen Mädchen mit Latzhose und nackten Füßen aufgemacht wurde. Dreckigen nackten Füßen.
    Sie schnappte:
    »Was?«
    Genau so.
    Ich war versucht zu sagen:
    »Die Füße könntest du dir zum Beispiel schon mal waschen.«
    Begann meinen Schwindel, indem ich ihr rasend schnell meine Brieftasche zeigte. Da waren ein abgelaufener Führerschein und mein Bibliotheksausweis drin.
    »Entschuldigen Sie die Störung. Ich komme von der Allianz auf Gegenseitigkeit, und es wurde auf Ihre frühere Mitbewohnerin Sarah Bradley eine Lebensversicherung abgeschlossen. Ich müsste da noch ein paar Punkte klären.«
    Sie rief über die Schulter:
    »Peg, da ist so ein Typ von der Versicherungsgesellschaft, bist du vorzeigbar …? Oh …, ich bin Mary.«
    Ich verstand die gedämpfte Antwort nicht, aber sie klang nicht nach einem Willkommen. Mary winkte mich herein, ging vor mir einen Korridor entlang. Das Studentenaroma von Curry, Füßen, Bier, Trimm-dich-Gerät und forcierter Bonhomie. Peg war auch kein doller Anblick, aber sie hatte kein Problem damit. Im geschlitzten Nachthemd kam sie die Treppe herunter, gähnte. Ihre Körpersprache

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