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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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deutete an, dass sie diesen Körper einzusetzen verstand.
    Sie sagte mit Beavis / Butt-Head-Akzent:
    »Scheiße, ich brauch Kaffee, und zwar ein bisschen dallo-dallo.«
    Clueless hatte sie wahrscheinlich nicht studiert, aber eindeutig war sie bei Popular in die Schule gegangen.
    Ich starrte auf den unteren Treppenabsatz, wo Sarah gestorben war.
    Peg sagte:
    »Parken wir uns in der Küche.«
    Jetzt war sie Susan Sarandon. Ich folgte. Die Küche sah aus, als wäre eine nachlässige Bombe eingeschlagen. Klamotten, Bücher, CD s, leere Pappschachteln vom Mitnehm-Chinesen (hoffte zumindest, dass sie leer waren), Strumpfhosen, Büstenhalter, Weinflaschen mit Kerzenstümpfen und ausrangiertes Selbstdreher-Papier.
    Mary machte Kaffee, fragte:
    »Sie auch einen?«
    »Nein, ich brauche nichts.«
    Ich kauerte mich auf einen harten Stuhl, holte mein Notizbuch heraus, sagte:
    »Nur ein paar Fragen, und schon bin ich … dallo-dallo wieder weg.«
    Mal sehen, wie Peg die Echo-Behandlung gefiel. Sie kam nicht an. Peg ließ mir über den Rand ihrer Tasse hinweg einen koketten Blick zuteilwerden, sagte:
    »Sie sehen aus wie ein Polizist.«
    Ich ließ ihr mein schüchternes Lächeln zuteilwerden, als wäre ich insgeheim geschmeichelt. Ich war mir nicht ganz sicher, wie im Versicherungswesen gelächelt wird, aber ein Raubtierlächeln war für den Anfang schon mal nicht schlecht. Ich fragte:
    »War Sarah ungeschickt? Neigte sie dazu, hinzufallen?«
    Peg warf Mary einen Blick zu, ich versuchte, ihn zu deuten, scheiterte aber. Peg grub in einem Haufen zerknüllter Zigarettenschachteln nach einer Lulle, fand eine, zündete sie am Gasherd an, sagte zu Mary:
    »Er fragt, ob sie besoffen war, ob sie Trinkerin war … Das fragen Sie doch, oder? Das schreibt er dann in seinen Bericht, und …, he, prompt gibt’s kein Geld.«
    Ich taxierte Peg neu, den harten Blick, die Leck-mich-am-Arsch-Körpersprache, und dachte, da kann ich mitspielen. Sagte:
    »Also hat sie? Gern mal einen gezwitschert, meine ich? Bei Studentinnen gehört das doch dazu, schönste Zeit des Lebens und so weiter.«
    Sie ließ die Lulle in ihre Kaffeetasse fallen, die verlöschende Glut zischte wie ein Gerücht, dann rührte sie den Inhalt einmal gründlich um. Sie sagte:
    »Sie sind ein Scheißkerl, wissen Sie das?«
    Ich begann mich für Peg zu erwärmen, gar kein Zweifel. Mary hob ein Buch auf, weil sie beschlossen hatte, dass ich nicht mehr von Belang war, und fragte Peg:
    »Bist du schon dazu gekommen, das zu lesen?«
    Ich sah den Titel, In meinem Himmel, von Alice Sebold. Es fing so an:
    »Mein Nachname war Salmon, also Lachs, wie der Fisch; Vorname Susie. Ich war vierzehn, als ich am 6.Dezember 1973 ermordet wurde.«
    Peg zuckte dramatisch die Achseln, machte:
    »Ich les keinen Saccharinscheiß.«
    Mary wandte sich an mich, erklärte:
    »Susie, in dem Buch, sie wurde ermordet, unsere Sarah ist bei einem verrückten Unfall gestorben, also zahlen Sie das Scheißgeld.«
    Bevor ich darauf einsteigen konnte, sagte Peg:
    »Hab ich nicht ein Interview im Guardian mit Alice Sebold gelesen?«
    Mary ließ mir nun ein Lächeln aus schierer Boshaftigkeit zuteilwerden. Sie hatte auf ein männliches Publikum gewartet, um das, was nun kam, vorzuführen.
    Hier war ich.
    »Alice war achtzehn, Studentin, und auf dem Nachhauseweg wurde sie vergewaltigt. Der Angreifer hat sie mit der Faust und dem Penis vergewaltigt, zusammengeschlagen und ihr aufs Gesicht uriniert. Als sie an dem Abend nach Hause kam, fragte ihr Vater, ob sie was zu essen möchte.«
    Mary machte eine Pause, damit ich merkte, dass es gleich hart werden würde. Sie fuhr fort:
    »Alice antwortete: ›Das wäre nett, wenn man bedenkt, dass alles, was ich in den letzten vierundzwanzig Stunden im Mund hatte, ein Keks und ein Penis waren.‹«
    Einmal in meinem dummen Leben tat ich das Schlaue: Ich tat nichts. Sie starrten erwartungsvoll, und ich starrte zurück.
    Dann sagte Peg:
    »Wenn sonst nichts mehr anliegt, Mr …? Dann würden wir nämlich gern mit was anderem weitermachen, wie zum Beispiel unserem Leben.«
    Ich stand auf. Ich war weiß Gott von Expertinnen entlassen worden. Ich war gewiss gedisst. Ich fragte:
    »Könnte ich ein Exemplar des Buches sehen?«
    Mary, argwöhnisch, sagte:
    »Alice Sebold?«
    Ich beobachtete ihre Gesichter, sagte:
    »Ein Exemplar eines Buches von Synge, das unter der Leiche gelegen hat.«
    Peg zuckte die Achseln, begann, einen weiteren Kaffee zu bauen. Ich fragte, wie aufgedreht sie noch

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