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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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werden wollte.
    Sie sagte:
    »Es ist im Bücherregal …, dort …, wo … wir … unsere … Bücher … aufbewahren.«
    Sie trug das sehr langsam vor, wie einem Kind, das besonders schwer von Begriff ist, aber, he, ich beherrsche den Toleranz-Rap. Ich fragte:
    »Könnte ich es sehen?«
    Mary stürmte hinaus, ließ mich mit dem koffeinierten Dämon zurück. Ein paar Augenblicke später war sie zurück, hielt mir den Band hin, fragte:
    »Wenn ich Ihnen das gebe, sind Sie dann weg?«
    »Wie der Wind, der durch die Midlands weht.«
    Ich steckte das Buch in die Tasche, sagte:
    »Sie waren sehr großzügig mit Ihrer Zeit.«
    Peg streifte an mir vorbei, schubste mich nicht direkt mit der Schulter, aber die Absicht war klar, und sie sagte:
    »Wichser.«
    Mit dem Klang dieses Wortes im Ohr verließ ich das Haus.
    Die Untersuchung des Buches hob ich mir für später auf, machte einen langen Spaziergang hinaus an die Bucht, kaufte mir einen Hamburger, große Coca und setzte mich auf die Felsen. Ich weigerte mich, an Ann Henderson zu denken, und hätte gern meinen Walkman dabeigehabt. Ich hatte mich noch nicht bis zum Discman vorgearbeitet und benutzte immer noch Kassetten wie der letzte Saurier. Ein Gutes haben sie: Sie gleiten einem ins Gerät am Gürtel wie eine gefällige Unwahrheit.
    In jenem Moment und an jenem Ort hätte ich zu gern Bruce mit Empty Sky gehört. Dass er endlich ein neues Album herausgebracht hatte, hätte mich begeistern sollen. Hier ist das Verrückte – und indem man den Irrsinn zugibt, verliert er nichts von seiner Wucht.
    »Für Musik braucht man Schnaps, für Musik braucht man Drogen.«
    ’tschuldigung; ich brauche das. Es ist die Illusion. Eine Flasche Jack, einen Sechserpack Lone Star, und dann … ist man bereit zu rocken. Ein Tässchen Tee hilft da nicht weiter. Johnny Duhan, der Soundtrack meines Lebens, hatte auch ein neues Album herausgebracht, und ich hatte »Inviolate« gehört, das beste Lied über Kummer, das es je gegeben hat. Vergessen Sie Iris DeMent mit dem Song über ihren Vati oder Peter Gabriels »I Grieve« …, dies ist DAS LIED . Es haute bei mir nicht nur einfach so rein, es hat mich schlicht und einfach zerfetzt.
    Ich zündete mir eine Lulle an und verweilte noch ein bisschen bei einem Erlebnis mit meinem Vater. Wir hatten auf genau diesen Felsen gestanden und unsere Schnüre nach Makrelen ausgeworfen. An solchen Tagen stand die ganze Stadt die Bucht entlang aufgereiht, die Fische haben buchstäblich kapituliert. Wir brachten acht nach Hause, und meine Mutter schmiss sie auf den Müll.
    In Handbuch des Kriegers des Lichts schreibt Paulo Coelho:
    »Zuweilen sieht sich der Krieger des Lichts vor Probleme gestellt, vor denen er schon einmal gestanden hat –, da begreift er, dass hinter der Wiederholung seiner Erfahrungen nur ein einziges Ziel steht: ihn zu lehren, was er noch nicht begriffen hat.«
    Ich wollte damals nicht und will wahrscheinlich immer noch nicht wissen, was meine Mutter antrieb. Ich habe den Verdacht, es war Wut, aber woher die kam oder warum, das wollte ich nicht wissen.
    Nach ihrem Schlaganfall hatte sie eine im Hause wohnende Krankenschwester. Dann zwang eine Nierenentzündung sie ins Krankenhaus. Bei meinem letzten Besuch, verspannt wie immer, konnte sie schon wieder sehr viel besser sprechen, ein Katheter war gelegt worden, und ich versuchte, nicht zu glotzen. Sie sagte:
    »Ich konnte alleine den Nachtstuhl benutzen.«
    Bricht einem das Herz, stimmt’s?
    Wenn man hört, wie eine Frau mit eisernem Willen damit angibt, dass sie aufs Klo kann.
    Falsch.
    Ich dachte:
    »Echt Scheiße, das!«
    Kein Wortspiel beabsichtigt, und ironisch bin ich nur ganz selten, jedenfalls nicht im nüchternen Zustand.

I ch nahm einen letzten großen Schluck von der Bucht und wandte mich zur Stadt, die Schlusszeile des Gedichts von Padraig Pearse …, kummervoll. Trödelte durch die Grattan Road, fühlte eine Melancholie, so tief wie trügerische Erinnerung. Erinnern Sie sich an den massiven Hit, den Foreigner mit »I Want to Know What Love Is« hatten? In einem Rocknostalgie-Programm habe ich die Version mit Gospelchor erwischt, der sozusagen bewaffnet mitsingt, um den Transport zu sichern. Mann, hat das gerockt. Durch ganz Claddagh habe ich mitgesummt.
    Nun war es auch Abend geworden, und im Hotel nickte ich Mrs Bailey zu.
    Sie sagte:
    »Nein, so was, sehen Sie gesund aus, ein Glühen auf den Wangen.«
    Rötung der Haut aufgrund von Wind.
    Sie überreichte mir einen Umschlag,

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