Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen

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sagte:
    »Ich weiß nicht, wer das abgegeben hat. Ich war nicht am Pult, als es kam.«
    Vorne drauf stand »Jack Taylor«. Getippt. Ich öffnete ihn, las:
    »Jack, können wir uns um 9:00 Uhr am Fair Green treffen?«

»Sehen Sie ihn an, und Sie sehen in ein Loch hinab, das gefüllt werden muss, aber nie gefüllt werden wird.«
    Andrew Pyper, Die Handelsmission

O ben las ich das Briefchen komplett:
    Jack,
    können wir uns um 9:00 Uhr am Fair Green treffen? Ich werde warten, wo die City-Link-Busse parken.
    Ann
    Mein Herz pochte, Schweiß stand mir auf der Stirn. Einen doppelten Jameson hätte ich niedergemacht wie nichts. Hatte mir tausendmal gesagt: »Du bist über sie so was von drüber weg.« … Manchmal hatte ich es sogar geglaubt. Einmal habe ich zu Jeff gesagt:
    »Über Ann bin ich drüber weg.«
    Er hatte die Getränkeregale aufgefüllt, innegehalten, gefragt:
    »Hast du sie dem Säuretest unterworfen?«
    »Was?«
    »Das ist, wenn du sie mit einem Typ siehst, er hat den Arm um sie gelegt, sie lächelt zu ihm auf, und du siehst die beiden, und es geht dir prima. Wenn das passiert, bist du über sie drüber weg.«
    Ich hatte etwas Klugscheißerisches geantwortet. ’türlich hatte ich sie nie so gesehen und gebetet, dass ich sie nie so sehen würde. Offenbar wäre ich durchgefallen. Tests waren nie meine starke Seite, schon gar nicht, wenn Charakter verlangt wurde.

I ch duschte, rasierte mich und legte mir eine Farah-Hose zurecht, bewunderte die Bügelfalte. Dann dachte ich, machst einen auf pleite und trägst einen Sportsakko. Hatte ich bei der Seniorenhilfe gekauft. War leicht, marineblau, aus Wolle und passte wie eine Metapher. Als ich Schlüssel, Kleingeld, Portemonnaie aus der anderen Jacke transferierte, fand ich das Buch. Scheiße, hatte ich komplett vergessen. Es waren Die gesammelten Stücke und Gedichte, und ich sah ihm an, dass es fast nie aufgeschlagen worden war. Auf der Titelseite standen mit schwarzer Tinte zwei Wörter geschrieben:
    DER DRAMATIKER
    Ich blätterte es durch. Auf der letzten Seite klebte ein Etikett, und auf das Etikett war der Satz getippt: »Maure kann sich endlich auf die große Ruhe freuen.« Ich konnte mit Sicherheit sagen, dass ich nichts über die Stücke oder die Gedichte wusste, und herzlich wenig über Synge. Außer dass er lange auf den Aran-Inseln gelebt und die Welt davon überzeugt hatte, dass es Bühnenirisch wirklich gibt. Ich legte das Buch oben aufs Regal und hätte es vielleicht sogar gelesen, aber nicht unbedingt in großer Bälde. Zog mich an und überprüfte mich im Spiegel. Sah scharf aus. Fragte laut:
    »Heiße Verabredung, Burschi?«
    Schwör’s dir.

B evor ich das Zimmer verließ, ploppte, von nirgendwo, eine lebhafte Erinnerung an die Oberfläche. Ich liebte meinen Vater, bewunderte ihn, verehrte ihn als Helden, alles: wie aus dem Lehrbuch.
    Tu ich immer noch.
    Er hat mir Snooker-Billard beigebracht, Hurling. Er war ein Vater der alten Schule. Er tat das Unerhörte: Er gab mir von seiner Zeit ab, nicht eilig oder ungeduldig, sondern liebend gern. Mein erster Hurlingschläger, er hat ihn gebaut, aus Eschenholz geschnitzt. Er hat ihn wochen-, wochenlang geschliffen, poliert, getestet.
    In unserer Ära des Wohlstands, da Vaterschaft aus McDonald’s, Playstations und Das-Balg-mit-Bargeld-Zuscheißen besteht, lehrte er mich die Tugend der Geduld. Ich habe nur einmal gesehen, wie er »die Selbstbeherrschung verlor«. Bei meiner Mutter hätte er ein Anrecht auf seine tägliche Tirade gehabt, aber er reagierte nie auf ihre stetigen Verbalattacken. Ich sage es ungern, aber ich hätte ihr mit dem Hurlingschläger das Rückgrat gebrochen.
    Ich war vielleicht zehn, und unser Reihenhaus war ständiger Zeuge von Straßenaktivitäten. Mein Vater war von der Arbeit nach Hause gekommen, hatte sich die Schuhe ausgezogen, und ein paar Burschen balgten sich vor dem Fenster. Etwa fünfzehn Mann hoch, was heute den Tatbestand einer unangemeldeten Demonstration erfüllen würde.
    Einer von ihnen begann, mit dem Ellbogen gegen das Fenster zu hauen. Meine Mutter, außer sich, sagte:
    »Um Himmels willen.«
    Und ging hinaus, bat sie weiterzugehen. Normalerweise wäre es das gewesen, alles geritzt. Aber der mit dem Ellbogen antwortete:
    »Verpiss dich, du olle Zicke.«
    Mein Vater richtete sich in seinem Sessel auf. Er warf mir einen kurzen Blick zu, kurz und aus rundum traurigen Augen. Ich hatte Wut erwartet.
    Meine Mutter kam hereingestürmt.
    »Hast du gehört, wie der