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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Jetzt, da er eine Tochter hatte, war er für so was natürlich besonders sensibilisiert. Aber ich hatte wie üblich unrecht. Ich hatte wieder einmal voreilige Schlüsse gezogen. Er sagte:
    »Da ist ein Typ, den ich kenne, Pat Young, wir sind befreundet, seit etwa …«
    Ich hob die Hand, damit er still war. Die Nachrichten waren vorbei, es gab wieder normales Radio, und Jimmy Norman spielte Emmylou Harris, meinen Lieblingstitel von Red Dirt Girl …, »Bang the Drum Slowly«. Bringt mich um. Jeff wartete, bis es durch war, und ich fragte:
    »Was sagtest du gerade so richtig?«
    »Pat ist ein guter Typ. Er hat es nicht leicht gehabt. In Bohermore haben sie andere Vorstellungen von Nüchternheit. Sie hören auf zu saufen und legen sich ein Moped zu. Nicht so unbedingt die Therapie aus dem Lehrbuch, aber bei Pat funktioniert sie.«
    Mein Blick schweifte zum obersten Regal. Whiskey, Brandy, ich und du und Müllers Kuh … Wodka … Müllers Esel, der bist du. Tequila, na, da hatten wir etwas, was den Job erledigen würde, schnell, schonungslos und effizient. Ich hörte Emmylous Text »Meant to ask you about the war« und schnappte:
    »Hat die Geschichte eine Pointe?«
    Er war überrascht, zuckte physisch zurück, sagte:
    »Vielleicht hängen sie Pat das an.«
    »Was?«
    »Die Sache mit der Schülerin.«
    Ich brauchte etwas Zeit, bekam meinen Kopf in die Gänge, fragte:
    »Wie ist es passiert?«
    Jeff fuhr sich mit der Hand durchs Haar, tiefe Falten auf der Stirn. Wann hatte er sich die denn zugelegt? Er sagte:
    »Pat wurde in der Nachbarschaft gesehen … Und das Mädchen kennt ihn.«
    Zeit für: »Schnitt. Außen. Tag. Verfolgungsjagd«. Ich fragte:
    »Was hat das zu bedeuten? ›Kennt ihn‹ …? Was soll ich daraus folgern?«
    »Sie hat ihn mal um Geld gebeten, für ein Eis, und er wollte ihr keins geben.«
    Ich sah das Problem nicht, sagte:
    »Durch DNA kommt er locker wieder aus der Nummer raus.«
    Jeff schüttelte den Kopf, sagte:
    »Ich glaube nicht, dass wirklich eine Vergewaltigung stattgefunden hat. Die Polizei steht unter enormem Druck, ein Ergebnis zu präsentieren. So jemand wie Pat passt da prima rein.«
    Ich hob die Hände, hatte genug, sagte:
    »Traurige Geschichte, aber Scheiße passiert immer wieder.«
    Jetzt hatte Jeff die Schnauze voll, sammelte sich kurz, legte los:
    »Ich hatte gehofft, weißt du, mit deinen Kontakten, dass du vielleicht ein paar Ermittlungen anstellen, ein gutes Wort einlegen kannst.«
    Ich war ehrlich verblüfft. Jeff war keiner, der bettelte, um einen Gefallen bat, aber jetzt saß er da und flehte mich an. Ich würde jetzt gern sagen, dass ich nett war, ängstlich bestrebt, meinem Freund beizustehen. Nein. Ich sagte:
    »Bist du nicht der Typ, der mir dauernd damit in den Ohren liegt, dass ich die Ermittlerei an den Nagel hängen soll? Du bist doch der große Bedenkenträger, was mein Wohlergehen betrifft, meine Enthaltsamkeit.«
    Das letzte Wort spie ich hervor wie einen Peitschenknall und schob dann absichtsvoll die Kaffeetasse beiseite.
    Jeff atmete tief ein, dann:
    »In der Stadt wird gemunkelt, es würde eine Bürgerwehr gegründet, und ich habe Angst, dass sie vielleicht Pat aufs Korn nehmen.«
    Ich erlaubte meinem Gesicht eine spöttische Miene, und er seufzte; Enttäuschung tobte durch seinen Leib. Er schob den Stuhl zurück, sammelte die Tassen und die Kaffeekanne ein, zuckte die Achseln, sagte:
    »Vergiss, dass ich um was gebeten habe.«
    Auf der Stelle fühlte ich mich schlecht. Scheiße, ich wollte punkten, ja, aber ihn doch nicht am Boden zerstören, versuchte es mit:
    »Heiland, Jeff, immer langsam, ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich nicht helfen will, oder habe ich das gesagt?«
    Sein Gesicht zeigte, wie sehr er mir zurufen wollte, wohin ich mir das schieben konnte, aber die Sorge um Pat Young war stärker als seine persönliche Bitterkeit. Ich konnte den Konflikt, den Aufruhr in seinen Augen sehen. Er straffte die Schultern, sagte:
    »Okay, was immer du tun kannst … wäre … überaus … willkommen.«
    Ich hatte ihn durch den Reifen springen lassen, und es tat mir leid. Das Knie war schuld, die Klerisei war schuld, die mich so unvermittelt angequatscht hat, die schlichte Tatsache war schuld, dass ich was trinken wollte, so dringlich, dass ich hätte heulen können. Die Wahrheit ist, dass ich mich häufiger schlecht benehme, als ich zuzugeben wage. Ich stand auf, um Schadensbegrenzung bemüht, sagte:
    »Ich klemme mich sofort dahinter.«
    Er sah mich

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