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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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zweifelnd an, fragte:
    »Hast du schon mal von den Pikemen, den Pikenträgern, gehört?«
    Ich kramte in meinem unsortierten Vorrat an irischer Geschichte, aufs Geratewohl:
    »1798, die Rebellion … War das nicht so eine Art Geheimgesellschaft?«
    Er ging zum Tresen, sagte:
    »Die Pikenträger, die ich meine, sind noch nicht Geschichte.«
    Dann ging er weg.

I ch kam am Platz vorbei, und die Sonne erschien. Fühlte sich fast warm an. Ich setzte mich in die Nähe des Brunnens und versuchte, mit dem Durcheinander an Daten zurechtzukommen, die ich jetzt beieinanderhatte. Ich litt zweifellos an Informationsüberflutung. Die ansatzweise Auflistung meiner vorrangigen Agendapunkte ergab:
    Den Drogendealer
    Seine tote Schwester
    Synge
    Eine weitere tote Studentin
    Ein weiteres Buch?
    Eine missglückte Vergewaltigung
    Jeffs Freund
    Die Trink-Akademie war in vollem Schwange und Gegröle und tagte neben der ehemals öffentlichen Bedürfnisanstalt. Nach dem Pädophilen-Skandal waren die Toiletten abgerissen und durch Metallkioske ersetzt worden, die Eintritt kosteten. Ein Penner löste sich von der Gruppe, näherte sich. Er hatte bestürzend rotes Haar, zwei Zähne und einen schweren schwarzen Mantel. Um den Hals geschlungen trug er ein französisches Kopftuch. Gab ihm so was Flottes, Verwegenes gar. Er bedachte mich mit einem einschmeichelnden Lächeln, wobei seine Körpersprache laut ausrief: »Ich tu dir nichts zuleide.« Er selbst sagte:
    »Ihnen einen guten Tag, Sir.«
    Englischer Akzent mit einer Idee Tyne. Vielleicht war es der Sonnenschein, aber die Wut, die ich gepäppelt hatte, verflog. Ich antwortete:
    »Wie geht es Ihnen?«
    Er war entzückt. Ich konnte sehen, dass seine Augen abzuschätzen versuchten, wie viel meine Liebenswürdigkeit wert war. Ich war mit Abschätzen schneller fertig, fragte:
    »Wo sind Sie her?«
    Er brauchte etwas, bis er sich neu sortiert hatte – Geld war sein vorrangiges Ziel, aber ein wenig Geplausche konnte die Sore erhöhen –, dann ein Stirnrunzeln, als ihm ein anderer Gedanke kam. Er fragte:
    »Sie sind nicht zufällig Sozialarbeiter, oder?«
    Ich wechselte meinen Stock von der einen in die andere Hand, sagte:
    »Kaum.«
    Sein Körper entspannte sich, und er nahm neben mir Platz. Das Odeur, das Klamotten und Körper verströmten, war ein kraftvoller Mix aus Urin, Schmutz, Elend und Buckfast. Ich versuchte, nicht zu würgen, und er sagte:
    »Ich bin aus Newcastle.«
    »Sie und Kevin Keegan.«
    »Und Alan Shearer, nicht zu vergessen. Er ist ein Guter, hat mir mal einen Fünfer gegeben, damit ich auf sein Auto aufpasse.«
    »Was führt Sie nach Galway?«
    Die Frage erwischte ihn unvorbereitet. Die Akademie rief nach ihm, Ungeduld im Ton. Er brauchte viel zu lang, um Beute zu machen. Die ganze Strategie basierte normalerweise auf dem Fahrerflucht-Prinzip: peng und tschüs. Eigentlich wollte ich gar nicht wissen, was ihn nach Galway geführt hatte, aber für ihn war die Frage jetzt hochwichtig geworden. Er verdrehte die Augen, dann:
    »Ich habe gehört, die Regierung gibt Geld für alles. Wenn man Hunde hat, kann man sogar Geld für die Hunde beantragen.«
    Ich beschloss, ihm das Ritual zu ersparen, holte ein paar Scheine hervor, händigte sie ihm aus. Er verstaute sie schnell in seinem Mantel – für den Fall, dass ich es mir anders überlegte, aber in erster Linie, damit die Akademie den Betrag nicht sah. Loyalität rangiert auf der Tagesordnung der Straße nicht an oberster Stelle. Am Himmel begannen Wolken aufzuziehen, und ich stand auf.
    Er fragte:
    »Wenn ich so kühn sein darf zu fragen, was ist mit Ihrem Knie passiert?«
    »Ein Typ hat mich verdroschen.«
    Er kannte das Lied und nickte, so manche genossene Tracht Prügel schien in seinem versonnenen Blick auf. Er sah insgesamt zwanzig Jahre alt aus und fragte:
    »Haben Sie zurück verdroschen?«
    »Noch nicht.«
    Das kostete er aus, und dann fragte ich ihn:
    »Warum haben Sie sich keinen Hund angeschafft?«
    »Oh, das habe ich … und aufgefuttert.«

»Er hatte Menschen gesehen, die sich erhängt hatten, sich Gewehrmündungen in den Mund gedrückt, sich in Stücke gesprengt hatten. Irgendwie hatte er gelernt, das, was er sah, zu ertragen und es dann beiseitezuschieben.«
    Henning Mankell, Die falsche Fährte

J a.
    Die Auszählung war abgeschlossen, und Irland hatte den Vertrag von Nizza ratifiziert. Wir hatten zum ersten Mal an einem Samstag gewählt und zum zweiten Mal zu diesem Thema. Jetzt war der Weg zur Erweiterung frei, und

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