Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
gewesen. Er trug die politischen Farben seiner Leser vor sich her wie ein Banner. Sie sagte:
    »Das Nizza-Referendum, was hat sich die Regierung bloß dabei gedacht? Immer wieder Volksabstimmung, bis sie das Resultat kriegt, das sie will?«
    Politik machte mir im Augenblick die allerwenigsten Sorgen, aber ich musste ein bisschen Mumm zeigen, versuchte es mit:
    »Dem entnehme ich, dass Sie mit ›Nein‹ stimmen werden?«
    Wie es irische Art ist, wechselte sie sofort das Thema:
    »Die Oranier-Schweinehunde haben Sinn Féin aufgemischt, haben die Büros im Stormont überfallen.«
    Ich war irritiert, staunte über ihre Wortwahl. Sie war über achtzig, gehörte zu Galway wie der Spanish Arch. Ich fragte:
    »Aufgemischt? Grundgütiger, wo haben Sie das gelernt?«
    »Ich sehe The Bill und Eastenders. «
    »Ich dachte, Sie wären Coronation Street- Fan?«
    »Seit Hilda Ogden raus ist, nicht mehr.«
    Damit kann man jedes Gespräch abwürgen. Ich nickte und sagte:
    »Man sieht sich.«
    Es war seltsam, wieder draußen, in der Öffentlichkeit zu sein. Das Krankenhaus bot seine eigene abgeschlossene Welt, und ich bin nicht sicher, ob ich die nicht ansprechender fand.
    Ein Priester überquerte die Straße, sagte:
    »Was ist mit Ihnen passiert?«
    »Ein Rugby-Unfall.«
    Was sollte es, er war sowieso GAA … Waren sie alle. Er schien verwirrt, machte sich dann seinen Reim, sagte:
    »Ach, ich verstehe. Ich meinte eigentlich die Messe, Ihre Anwesenheit bei der Messe. Ich habe Sie längere Zeit nicht gesehen.«
    Das Wort »Anwesenheit« schätzte ich ganz besonders. Schon als Polizist war ich schlecht in Vorschriften gewesen. Ich fragte:
    »Wie, kriege ich einen Vermerk in der Akte?«
    Er war irritiert und versuchte es mit neuem Schwung:
    »Herrgott, ich habe mich schlecht ausgedrückt. Was ich gemeint habe: Wir haben Sie vermisst.«
    Ich wollte ihn beim Kragen packen, schütteln und »Aufwachen!« schreien. Ich sagte:
    »Davon gehe ich aus.«
    Er zog die religiöse Nummer mit der anderen Wange ab, ignorierte meinen Ton und sagte:
    »Wir werden Sie doch gewiss am Sonntag sehen?«
    »Und die Schweine lernen fliegen.«
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und humpelte davon.

»Menschen, die ich kannte, hatten sich als seltsame Wilde erwiesen. Sie hatten Mose gehängt und mich und meinen Vater getreten und geschlagen.«
    Joe R. Lansdale, Die Wälder am Fluss

I n der Nähe vom Eyre Square sah ich den jungen blonden Typ, kein Irrtum möglich, und er starrte mich an. Ich beschloss, dem ein Ende zu machen, ging auf ihn zu, aber er drehte ab und war weg, bevor ich ihn erreichen konnte. Ich schwor, nächstes Mal, so oder so, würde ich mit ihm plaudern. Ich meine, was zum Teufel, wurde ich be stalkt?
    Ich betrat Nestor’s, Visionen von Whiskey vor Augen. Der Wachposten hatte Stellung bezogen, sagte:
    »Heiland, seht euch den an.«
    Das ist kein Kompliment, das ist so ungünstig wie nur irgend möglich. Ich schoss einen scharfen Blick auf ihn ab.
    Jeff befüllte die Schnapsregale, sagte:
    »Willkommen daheim, Kumpel.«
    Ich setzte mich auf meinen üblichen Stuhl, den harten, Rücken zur Wand. War müde, das Knie tat weh, der verdammte Schmerzkiller schlug nicht an. Die Nachrichten liefen: eine Bombe in Bali, 187 Tote, drei Iren vermisst. Der Nachrichtensprecher spekulierte, ob al-Qaida was damit zu tun hatte. Jeff brachte eine Kanne Kaffee an, zwei Tassen. Ein Blitz des Ärgers durchzuckte mich, die selbstverständliche Annahme, ich würde nichts trinken –, ich hätte am liebsten ganz laut geschrien. Jeff hielt inne, fragte:
    »Kaffee okay?«
    »Klar, genau, was der Doktor mir verschrieben hat. Setzt du dich zu mir?«
    »Wenn du nichts dagegen hast, ich müsste mal mit dir reden.«
    Ich wedelte zum leeren Stuhl hin. Er setzte sich, schenkte zweimal voll. Gegen meinen Willen reagierte ich auf das Koffeinaroma. Vielleicht soff ich später, lebte bis dahin von der Vorfreude.
    Der Wachposten fragte:
    »Lust auf den Pott?«
    »Pott?«
    »Ja, für fünf Euro kann man sich aussuchen, an welchem Tag Bush den Irak bombardieren wird. 5., 15. und 25. sind schon vergeben.«
    Ich dachte ein wenig darüber nach und sagte:
    »20. November.«
    Der Wachposten notierte etwas in einem kleinen roten Buch, sagte:
    »Da wird schön was zusammenkommen; alle wollen mitspielen.«
    Ich holte einen Fünfer aus meinem Portemonnaie und legte ihn auf den Tisch. Jeff fragte:
    »Du hast von der Schülerin gehört?«
    »Die, die attackiert wurde, meinst du?«
    Er nickte.

Weitere Kostenlose Bücher