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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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solche Notizen die einzige Verteidigungslinie in einem wild tobenden Kreuzverhör waren. Clancy las sich durch, was ich gesagt hatte, und ging hinaus. Zwei Stunden vergingen, und ich wusste, dass es nicht so lange dauern konnte. Die Extrazeit war, um mich schmoren zu lassen. Als er irgendwann zurückkehrte, war er nicht erfreut, sagte:
    »Es passt zusammen.«
    »Also kann ich abhauen?«
    Er zog einen Stuhl heran, drehte ihn um, nach Cowboyart, damit er die Arme auf die Lehne legen konnte: Macho-Pose.
    Er sagte:
    »Du könntest jemanden gemietet haben.«
    Ich ließ diese Anmutung eine Weile im Raume schweben, dann:
    »Das glaubst du doch selbst nicht, und auf jeden Fall weißt du, dass du es nicht beweisen kannst. Sonst würde ich in eine Zelle verfrachtet, und wir würden dies Gespräch nicht führen.«
    Er rieb sich die Backe, und ich fragte:
    »Wie wurde er umgebracht?«
    »Mit irgendeiner Art schwerer Metallstange, der Schädel eingedellt. Ich höre, du hattest mit ihm … Zwistigkeiten, Divergenzen.«
    Letzteres sprach er mit großer Sorgfalt aus, fast zartfühlend. Richtige Polizeiwörter sind das, die Ernsthaftigkeit und angestrebte grandeur vermitteln. Nicht für den täglichen Gebrauch. Wörter, die man ansparte, genoss und zum geeigneten Zeitpunkt von der Leine ließ. Ich wiederholte: »Zwistigkeiten, Divergenzen! Muss ich nachschlagen.«
    Habe ich später gemacht. Das Wörterbuch meinte in beiden Fällen: »Vehemente Unstimmigkeiten«. Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück, sagte:
    »Er hat mich nach Strich und Faden zusammengeschlagen, und zwar, ja, mit einem Hurlingschläger, aber das weißt du bereits. Deine Beamten haben ermittelt, und nun rate mal, Polizeipräsident, was dabei herausgekommen ist? Richtig, nicht die Bohne.«
    Er lächelte, und ich bemerkte, dass er sich die Zähne hatte überkronen lassen. Würde zweifellos seinen Medienauftritten förderlich sein. Er malte sich die Szene aus, wie Tim Coffey bedrohlich über mir aufragte. Ich fragte:
    »Würde es dich denn überhaupt interessieren, wer Coffey wirklich umgebracht hat?«
    Sein Lächeln blieb, aber mit gedrosselter Wattleistung. Er sagte:
    »Wegen so was kann ich dich richtig gut leiden, Jacky-Boy.«
    Ich sah ihn lange an und fragte mich, weshalb wir einst so gute Freunde gewesen waren und uns so weit voneinander weg entwickelt hatten. Ich sagte:
    »Die Pikenträger.«
    Er lachte laut, ein schroffes Wiehern war das, wie die Essenz der Widerwärtigkeit, sagte:
    »Pikenträger, so ein Kack. Die jungen Leute nennen so was ›Trivialmythen‹ oder ›urbane Legenden‹.«
    Aber seine Körpersprache hatte sich verändert, statt bemüht beiläufig war er jetzt voll alarmbereit. Ich sagte:
    »Urbane Legende mit Polizeischuhen.«
    Er schoss vom Stuhl hoch, schnappte:
    »Raus.«
    Ich stand auf und dachte einen irren Moment lang, wir würden uns jetzt die Hand geben. Er riss die Tür auf, und ich war draußen. Ich stand auf den Stufen vor der Wache, und mich streifte kurz ein Sonnenstrahl. Von links näherte sich eine Frau. Ann Henderson. Bevor ich auch nur ein einziges Wort formulieren konnte, spuckte sie mir ins Gesicht, drehte sich um und ging davon.

I ch saß bei Nestor’s, vor mir wurde ein Kaffee kalt. Ich hatte Jeff die gesamten Vorfälle berichtet, und er unterbrach kein einziges Mal. Er hatte ein Glas poliert, den Kopf dabei schräg gehalten. Das Glas funkelte. Hin und wieder fasste ich mir an die linke Backe, unterm Auge, wo die Spucke getroffen hatte.
    Jeff stellte das Glas beiseite, sagte:
    »Wir werden sie uns vornehmen.«
    »Du und ich?«
    Er sah sich um. Der Wachposten starrte ins Leere. Er fragte:
    »Siehst du noch jemanden?«
    »Nein.«
    Als ich schließlich zurück ins Hotel kam, war es dunkel. Mrs Bailey fragte:
    »Geht es Ihnen gut?«
    »Ja.«
    »Guter Mann.«
    Ich ging nach oben und wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser. Brachte nichts. Die Spucke hatte sich bis unter die Haut eingeätzt. Jeff hatte gesagt, er würde die Identität des Anführers der Pikenträger herausfinden. Ich hatte gefragt:
    »Wie?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Kann doch nicht so schwer sein, oder?«

»Schwere Trinker brauchen nicht zu reden oder Ärger zu machen. Es gibt eine gegenseitige Übereinkunft, dass man einfach dasitzt und beobachtet, wie sich alles verlangsamt, während man selbst gefühllos wird, und dem hat niemand etwas hinzuzufügen, keine Erläuterung oder Anmerkung.«
    Chad Taylor, Electric

A m nächsten Morgen fühlte ich mich, wie es

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