Ein Drama für Jack Taylor
Dank.«
Und kam mir vor wie der letzte Arsch.
Sie kamen nicht.
Nur Margaret, Wellewulst, und Tische voll Klappstullen, Thermoskannen mit Tee, Kaffee und fünf Zapf- und Servierkräfte. Irgendwann wurde der Geschäftsführer hibbelig und fragte:
»Erwarten Sie noch mehr … Gäste?«
Ich schüttelte den Kopf.
Margaret nahm eine Klappstulle. Dem Essensberg sah man das nicht an. Sie versuchte abzubeißen, sagte:
»Dein Freund, der, dem die Kneipe gehört?«
»Jeff, und seine Frau Cathy.«
Sie war nervös, tat ihr leid, dass sie sie erwähnt hatte, und ich sagte:
»Sind nicht gekommen.«
Ich gab keine Erklärung, weil ich keine hatte. Wellewulst, die an einem O-Saft herumspielte, sah fast hübsch aus. Ein dunkles Kostüm, mit modisch geschnittenem Rock, weiße Bluse mit einer Andeutung von Dekolleté. Aus der Nähe betrachtet, war das Ganze dann leider mieseste Verarbeitung; was sie auch sonst sein mochte, eine Schnäppchenjägerin war sie. Ich sagte:
»Schön sehen Sie aus.«
Nur wegen des traurigen Anlasses stand unsere Beziehung beileibe nicht davor, ins Intime abzukippen. Sie bedachte mich mit dem üblichen eisigen Blick, sagte:
»Es ist eine Beerdigung, wer sieht schon schön aus?«
Sie sagte, sie muss zum Dienst, und ich brachte sie an die Tür. Ich sagte:
»Danke, dass Sie gekommen sind.«
Nichts zu wollen. Sie sah mich an, fragte:
»Haben Sie ihn umbringen lassen?«
»Tim Coffey?«
Sie starrte mich an, und ich protestierte:
»Nein, natürlich nicht. Heiland, was soll das denn.«
Sie sah zu Margaret hinüber, sagte:
»Sie tut mir leid.«
Mir fiel nichts Diplomatisches mehr ein.
Sie fügte hinzu:
»Sie schmachten doch immer noch nach der frischgebackenen Witwe, Ann Coffey, oder heißt sie Henderson?«
Das fand ich etwas schäbig, passend zur schäbigen Garderobe, sagte:
»Das war ein bisschen happig. Ich mag Margaret.«
Sie ließ die Mundwinkel nach unten zucken, ein hässliches Stück Mimik, wandte sich zum Gehen, sagte:
»Mögen kann man viel.«
I n Galway sieht man immer mehr osteuropäische Familien, die mit verblüfftem Gesichtsausdruck durch die Straßen ziehen. Der Vater mit schwarzer Kunstlederjacke, die Mutter ein paar Schritte dahinter mit den alten Einkaufstüten von Dunne’s, und die Gören in gefälschten Designer-Sportklamotten. Adidas oder Nike falsch geschrieben. So eine Familie kam vorbei, und ich bat sie herein, sagte:
»Essen, essen.«
Auch zwei Penner, nur eine Handbreit vom heulenden Entzug entfernt, versammelte ich. Ich setzte sie hinter große Jamesons, und sie stopften sich die Taschen mit Klappstullen voll. Der Geschäftsführer schlug die Augen gen Himmel, starrte dann auf seine Uhr. Schien wenig Trost zu spenden. Die Tür wurde aufgestoßen, und, Zigarettenrauch hinter sich herflattern lassend, marschierte P. Malachy ein, ging an den Tresen, orderte einen großen Paddy. Ich war nie sicher gewesen, ob er meine Mutter mochte, aber er verbrachte unmäßig viel Zeit in ihrer Gesellschaft. Seines Abscheus mir gegenüber dagegen war ich mir todsicher. Margaret und ich beobachteten, wie er sich uns näherte. Er warf einen vernichtenden Blick auf die Meute, die vom Buffet fraß, sagte:
»Zweifellos Freunde von dir.«
Ich streckte ihm die Hand hin, aber er ignorierte sie, starrte Margaret an, fragte:
»Sind Sie ein Mädel aus Galway?«
Mädel!
Ihre Stimme nahm den jahrhundertealten Tonfall an, den irische Frauen angesichts der Klerisei draufhaben. Sie sagte:
»Ja, Herr Pfarrer.«
Er kippte den Whiskey, die Backen knallrot, fragte:
»Und was im Namen des Herrn fangen Sie dann mit dieser Landplage an?«
Bevor sie antworten konnte, sagte ich:
»Ich weiß die Hilfe zu schätzen, die Sie meiner Mutter haben zukommen lassen, aber passen Sie auf, was Sie sagen.«
Er fuhr zu mir herum, Spucke befleckte seine schwarzen Rockaufschläge, sagte:
»Deine Mutter, Gott gebe ihr die Ruhe, ist endlich deiner ledig.«
Einen Priester zu verhauen wird nie gesellschaftlich akzeptabel sein. Populär vielleicht, aber nicht offen geduldet. Ich zog es kurz in Erwägung, griff aber stattdessen nach meinem Portemonnaie, sagte:
»Sie werden Ihre Auslagen erstattet haben wollen.«
Ihm traten die Augen aus dem Kopf, und er war fast froh, dass ich ihm eine Vorlage gegeben hatte. Er sagte:
»Geld! Von deinesgleichen? Eher würde ich nach England gehen, als dass ich es so weit kommen lasse.«
»Ist das ein Nein?«
Ich hörte jemanden kommen, drehte mich um und sah Polizeimeister
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