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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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vollständige Aussage, das rate ich dir.»
    Hugo nickte, wagte aber nicht aufzustehen.
    «Es ist jetzt vorbei, Hugo. Aber ich glaube, das wusstest du schon in Lostes Haus. Es gibt einen Punkt, an dem man eine Grenze überschreitet, und Louis hat dich bis dorthin gebracht, aber du hast den letzten Schritt nicht getan. Dieses Leben hast du nicht auf dem Gewissen, und dafür wirst du noch dankbar sein.»
    Hugo schwieg. Syd winkte Merrily hinaus, folgte ihr und schloss ab.
    «Ich hoffe, Sie haben nicht mit dem Jungen beten wollen, Merrily, das hätte bestimmt den falschen Eindruck erweckt.»
    «Viel besser ist es natürlich, ihn zu schlagen.»
    «Ein einziges Mal. Gott verzeih mir, aber ich wusste aus Erfahrung, dass er eine Bekräftigung braucht, damit er nicht mehr glaubt, mit Lügen und Halbwahrheiten durchkommen zu können. So, das war der einfache Teil. Ich glaube, wir haben unser Quantum Glück für eine Nacht jetzt aufgebraucht.»
    In der Eingangshalle hängte Spicer den Schlüsselbund an einen Garderobenhaken.
    «Was ist der Gullet?»
    «Der Gullet ist ein tiefer See, ein gefluteter Steinbruch, oben in der Nähe des Beacon. Manchmal ertrinkt jemand darin. Viele Jugendliche denken, in so einer warmen Sommernacht wie heute könnte man darin schwimmen. Allerdings ist das Wasser sehr, sehr kalt.»
    «Und?»
    «Der See liegt auf Tim Lostes üblichem Weg. Das wissen sie; schließlich sind sie ihm oft genug nachgeschlichen. Er kommt ganz dicht am Wasser vorbei. Sie haben geplant, ihn mit Winnies Blut vollzuschmieren, ihn laufen zu lassen und ihn in der Nähe des Gullets wieder einzuholen, und dann
huuch
. Nur hat Hugo nicht verkraftet, was mit Winnie passiert ist. Er ist ja noch ein Kind. Er ist komplett zusammengebrochen, und Louis musste ihn aus Lostes Haus bringen, damit er sich irgendwo übergeben konnte. Und bis Louis seinen Bruder wieder einigermaßen zur Vernunft gebracht hatte, war Tim verschwunden. Und zwar nicht auf seinem üblichen Weg, sodass sie ihn nicht finden konnten.»
    «Sie wollten ihn …»
    «In den Gullet werfen. Ihn ertränken. Kein Problem. Außerdem gibt es da sowieso oft genug Unfälle. Noch dazu hätte das wie Selbstmord ausgesehen. Louis hat sich gedacht, dass die Leiche ungefähr morgen gefunden wird. Winnies Blut wäre noch an Lostes Kleidung nachweisbar. Mord und anschließend Selbstmord. Fall abgeschlossen. Nur dass Tim weggelaufen war. Auf Drogen kann man sich eben nicht verlassen. Wo haben Sie das Auto hingestellt, Merrily?»
    «Was für Drogen?»
    «Wo ist das Auto?»
    «Hinter der Scheune.» Sie überquerten den Hof. «Was verstehe ich hier nicht? Welche Information haben Sie mir vorenthalten?»
    Schweigend ging Spicer weiter.
    «Drogen?», beharrte Merrily.
    «Sie haben seinen Scotch damit versetzt. Ropys.»
    «Wie bitte?»
    «Rohypnol. Wissen Sie, was das ist?»
    «Die Vergewaltigerdroge?»
    «Sie führt zu vollkommener Willensschwäche. Sie können mit einem machen, was sie wollen. Außerdem verursacht es Ausfälle im Kurzzeitgedächtnis, was sehr nützlich ist. Tim lässt seine Hintertür normalerweise offen, für Elgar oder sonst wen, ich weiß es nicht. Also ist Hugo tagsüber ins Haus und hat den Whiskey mit Rohypnol versetzt. Man schmeckt und riecht es nicht. Wenn man die richtige Dosis anwendet, ist die Wirkung gut vorherzusagen. In Kombination mit bestimmten Drogen verstärkt es den Rausch.»
    «Haben Sie das von Hugo?»
    «Das hat mir Emily mal erzählt.»
    «Ihre Tochter …»
    «Fragen Sie nicht. Wir wissen nicht, ob das bedeutet, dass Loste mit einem entrückten Lächeln dabeigesessen hat, als sie Winnie umgebracht haben …»
    «Oh Gott.»
    «Wie gesagt, wir wissen es nicht. Es kann Stunden dauern, bis die Wirkung nachlässt. Vielleicht ist er irgendwo in den Hügeln eingeschlafen. Wenn er aufwacht und Blut an seinen Händen und seiner Kleidung entdeckt, könnte er sogar glauben, dass er Winnie tatsächlich umgebracht hat. Aber der Plan war, dass er morgen … nicht mehr aufwacht.»
    Sie waren beim Auto angekommen, und Merrily reichte Spicer die Schlüssel.
    «Syd, worum geht es hier eigentlich?»
    Sie dachte an das, was ihr Bliss über frevelhafte Verbrechen gesagt hatte. Und an Devereaux’ Worte.
Wer für seine Traditionen kämpft, wird als Krimineller gebrandmarkt. Diese Regierung ist unfähig. Anti-Englisch. Ich will gar nicht damit anfangen.
    Rache am System? Hemmungslose Selbstjustiz von überzeugten Engländern?
    Winnie. Zu Tode gehackt von den Söhnen ihres

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