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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Und anscheinend dürfen die Bauern in allen anderen Ländern diese Vorschriften umgehen, nur die englischen Bauern werden gezwungen, sie bis aufs i-Tüpfelchen zu befolgen. Und dann auch noch die Seuchen: Rinderwahnsinn, Exportverbot. Maul-und-Klauenseuche, die ganze Region roch nach verbranntem Fleisch.»
    «Es wird nie mehr so wie früher», sagte Hugo. «Wir haben dieses Land aufgebaut. Wir haben es zu dem gemacht, was es war, und jetzt verschleudern sie alles an diesen Abschaum. Und die Leute essen Billigfleisch aus dem Supermarkt, und die Supermärkte gehören auch noch Ausländern.»
    «Und das einzige Gesetz, mit dem sie nicht dem Euro in den Arsch kriechen, ist das Jagdverbot. Bald holen sie euch noch die Flinten aus dem Haus. Das ist für so eine alte Sippe natürlich noch schlimmer. Die Devereaux sind mit der normannischen Eroberung gekommen, oder? So um 1066 .»
    «Ein bisschen später.»
    «Trotzdem eine ganz schöne lange Zeit. Ihr seid älter als die Windsors. Und jetzt geht eine lange und glorreiche Geschichte einfach den Bach runter.»
    «Wir sind nicht die Einzigen.»
    «Nein, das weiß ich», sagte Syd. «Schwere Zeiten für Good Old England. Erzähl mir von Wicklow.»
    «Er hat meinen Vater nach einem Job gefragt.»
    «Wirklich. Ganz schön dreist.»
    «Es war beinahe so etwas wie … Erpressung. Hat sich für besonders schlau gehalten, aber in Wahrheit wusste er überhaupt nichts. Hat sich für einen harten Kerl und uns für Weicheier gehalten. Die wissen doch gar nicht, was ein harter Kerl ist.»
    «Die Jungs aus der Stadt?»
    «Wenn man die schicken Klamotten und die Angeberei abzieht und ihnen die Revolver abnimmt, sind es nur noch Jammerlappen. Und strohdumm dazu. Deshalb werden sie ja auch immer erwischt. Solchen Abschaum braucht keiner.»
    «Und habe ich recht gehabt?», sagte Syd. «Ihr habt in der Höhle auf ihn gewartet.»
    «Nein,
er
hat die Höhle als Versteck benutzt. Fand er besonders schlau. Wir haben
vor
der Höhle auf ihn gewartet. Zwischen den Bäumen.»
    «Du und Louis.»
    «Ja.»
    «Ein Schlag, und das war’s. Richtig professionell.»
    «Und dann hat Louis die SMS an Khan geschickt.»
    « SMS ? Wozu sollte das gut sein?»
    Hugo sagte nichts mehr. Syd legte den Kopf schräg, sah Hugo bekümmert an und ließ seine Fingergelenke knacken. Das genügte schon.
    «Louis hatte diesen Text über Druidenopfer von einer Elgar- CD », sagte Hugo. «Den haben wir Khan von Wicklows Handy aus geschickt. Louis hat gesagt, das sollte eine Warnung für Khan sein.»
    «Old England bleckt die Zähne», sagte Syd. «Wie kann dieses Pack es wagen, die Malverns mit ihren widerlichen Drogen zu verseuchen. Und der Elgartext – deshalb hat die Polizei also Tim Loste verhaftet. Zwei Schmeißfliegen mit einer Klappe.»
    «Dad hat es nicht so gesehen. Er fand es auch nicht cool, Wicklow auf den Stein zu legen. Er meinte, das wäre zu auffällig gewesen.
Wenn es nur ein bisschen intelligent aussieht, kommt die Polizei gleich auf eure Spur.
Aber da hatten wir es schon gemacht. Und es hat funktioniert. Beinahe.»
    «Aber jemand anders hat es herausgefunden. Jemand, den euer alter Herr eine Zeitlang total unterschätzt hat.»
    «Ja.»
    «Weiß euer Dad, was ihr heute mit ihr gemacht habt?»
    Hugo starrte auf den Steinboden. «Er weiß es.»
    «War er hier, als ihr zurückgekommen seid?»
    «Ja.»
    «War er sauer?»
    «Er war ziemlich angepisst.» Hugo stieß den Kopf vor. «Aber er hätte auch gewollt, dass es passiert. Er hat gesagt, dass …»
    «War er angepisst, weil es eine Nummer zu groß für euch war? Oder weil Louis dich zum Mitmachen überredet hat?»
    «Vor allem war er wütend …», ein grässliches Lächeln zog über Hugos Gesicht, «… weil Loste nicht im Gullet war.»
    Merrily sagte: «Im Gullet?»
    Syd reagierte nicht darauf. «Und wo ist er jetzt, dein alter Herr? Und Louis?»
    «Draußen. Er …»
    «Will er die Sache endgültig zu Ende bringen?»
    «Kann sein.»
    «Wo?»
    «Ich weiß nicht.»
    Syd neigte den Kopf und legte die Hände auf die Knie, als sei er kurz davor aufzustehen. Panik stand in Hugos Augen. Merrily wurde kalt.
    «
Ich weiß es nicht.
Bitte!» Hugo ließ sich auf den Boden fallen und hob die Hände.
«Ich schwör’s!»
    Syd stand auf.
    Hugo rollte sich ein Stück weg. Er schluchzte.
    «Ich schließe dich ein, mein Sohn», sagte Syd und ging einen Schritt von Hugo weg. «Irgendwann wird die Polizei erfahren, wo du bist. Und wenn sie kommen, machst du eine

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