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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Nein. Ein
bisschen
Ehrgefühl haben Sie doch noch, oder? Es ist das Beste, was Sie als Vater und kluger Mann tun können. Erklären Sie Ihrem Sohn, dass es keinen Zweck mehr hat.»
    Preston Devereaux richtete sich auf. Seine Hände lagen auf den Knien.
    «Wozu soll das gut sein, Syd, wo Sie es ihm doch schon erklärt haben?»
     
    Vielleicht war Louis Devereaux schon die ganze Zeit in der Nähe gewesen. Es gab hier schließlich unendlich viele Möglichkeiten, sich zu verstecken.
    Und vielleicht hatte Syd das gewusst. Er drehte sich ohne Überraschung nach Louis um.
    Merrily sprang auf und wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück.
    «Wo hast du denn die gekauft, Louis?», sagte Syd milde. «
Sehr
professionell. Wie man hört, bekommt man so etwas dieser Tage sogar in Hereford. Eine Glock?»
    Die Pistole zuckte.
    «Gehen Sie von meinem Vater weg, Herr Pfarrer.»
    «Wozu? Wen von uns beiden willst du denn erschießen, um zu beweisen, dass dein alter Herr das Heft nicht mehr in der Hand hat?»
    «Und halten Sie den Mund.»
    «Sollte das nicht besser heißen: ‹Halten Sie
verdammt noch mal
den Mund?› Man muss schon aufpassen, dass man den richtigen Ton trifft.»
    «
Halten Sie verdammt noch mal
 …» Louis krampfte die Hand um die Pistole. «Ich könnte Sie jetzt einfach töten.»
    «Oder mich sogar
wegpusten
. Uns allesamt wegpusten. Das macht alles viel einfacher. Wie es dieser Typ in Hungerford damals getan hat. Aber am Schluss hat er sich dann selbst erschossen. Genau wie dieser andere Kerl in Dunblane. Es endet immer damit, dass sie sich selbst erschießen.»
    Merrily war wie erstarrt. Louis keuchte vor Wut und Frustration und wahrscheinlich vor Angst. Das war in einer heißen Sommernacht eine ziemlich explosive Mischung.
    «Die andere Möglichkeit ist der Tod durch die bewaffnete Eingreiftruppe. Wie ich schon deinem Vater gesagt habe, schwärmen dann überall in den Hügeln Scharfschützen aus. Mit automatischen Gewehren und Nachtsichtgeräten. Damit sieht dieses Ding aus wie eine Stöpselpistole und du wie der blutige Amateur, der du garantiert bist.»
    «Noch so eine … Bemerkung, und ich …»
    «Und dann kannst du eine Zeitlang nachempfinden, wie sich die Füchse gefühlt haben, die du früher so gerne gejagt hast. Mit dem Unterschied, dass du nicht den Hauch einer Chance hast zu entkommen. Vor diesen Jungs gibt es nämlich kein Entkommen. Die machen heutzutage alle möglichen Antiterrortrainings und gehen null Risiko ein. Irgendwann gerätst du dann in ihr Fadenkreuz, und sie knipsen dich aus. Du siehst sie nicht mal zielen. Genau wie eine Wespe die zusammengerollte Zeitung nicht sieht.»
    Syd stand mit hängenden Armen da, ein bewegungsloses Ziel.
    «Wir können weg», sagte Louis, «und zwar, wann immer wir wollen. Die Frage ist nur …»
    «Nein. Das geht nicht mehr, mein Sohn. Nicht, nachdem ihr es so weit getrieben habt.»
    «Die Frage ist nur, ob wir Sie umbringen, bevor wir gehen.»
    «Du verstehst es immer noch nicht. Du hast dich heute Abend für eine neue Klasse qualifiziert, Kamerad», sagte Syd. «Du spielst jetzt in der Oberliga. Wo sie Millionen ausgeben, um dich zu kriegen.»
    Preston Devereaux stand auf.
    «Kann ich mit meinem Sohn alleine sprechen?»
    «Fragen Sie nicht
mich
, Preston.
Er
hat die Waffe.»
    «Was mache ich jetzt?» Louis’ ganzer Körper bog sich, während er angespannt die Pistole festhielt.
«Was mache ich jetzt?»
    «Du könntest mir die Pistole geben», sagte Preston.
    «Wir kommen immer noch aus der Sache raus. Er lügt garantiert mit den Scharfschützen. Wir könnten …»
    Louis schnellte herum und richtete die Pistole auf Merrily. «… Mrs. Watkins mitnehmen?»
    «Und was dann, Louis?», sagte Syd. «Willst du dir einen Hubschrauber bestellen? Du solltest endlich erwachsen werden.»
    «Bleiben Sie verdammt …», Louis hatte sich erneut umgedreht, aber nicht zu Syd. «Bleiben Sie,
wo Sie sind
, verdammt!»
    Merrily hörte Lol rufen:
«Tim!»
    Tim Loste kam mit schwerfälligen Schritten vom Baum herüber. In seinem fleckigen Unterhemd sah er aus wie ein Metzger aus alten Zeiten. Seine Arme glänzten vor Schweiß.
    «Du hast eine … Skimütze getragen.»
    «Keinen Schritt näher», sagte Louis. «Schwachkopf.»
    «Ich erkenne deine Stimme. Du hast eine Skimütze mit Augenlöchern getragen.»
    «Louis», sagte Preston Devereaux, «das ist nicht nötig.»
    «Ein großes Messer. Du hattest das große … Sie hat geschrien, damit du aufhörst, geschrien

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