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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Überzeugungen. Beinahe – Gott behüte – ein Kreuzzug.»
    Devereaux zündete sich eine Zigarette an.
    «Das Geschäft läuft wohl seit ungefähr zwei bis vier Jahren. Zuerst war es vermutlich nicht einfach, an die Großhändler zu kommen. Aber wenn man die erst einmal davon überzeugt hat, dass man es ernst meint und kein Waschlappen ist …»
    Merrily sagte: «Wicklow.»
    «Ja, das würde Eindruck schinden. Aber die Art, auf die er erledigt wurde … das war so dumm. Weil es Aufmerksamkeit erregt hat. Aber wie gesagt, Louis ist unreif. Er hält sich für unheimlich schlau. Fand seinen Einfall mit dem Opferstein ganz toll.»
    «Und dann hat er eine SMS mit einem Text über ein Menschenopfer an Raji Khan geschickt. Aus Elgars
Caractacus
. Ob er damit wirklich den Verdacht auf Tim lenken wollte, weiß ich nicht.»
    «So oder so, Tim geriet in Verdacht. Also hat alles geklappt. Aber nur eine Zeitlang. Sich für schlauer als die anderen zu halten rächt sich irgendwann. Preston weiß das. Jeder vernünftige Mensch hätte Wicklow unauffällig erledigt, so wie diesen Typ in Pershore … ich habe seinen Namen vergessen.»
    «Chris Smith. Die Polizei hält Wicklow für seinen Mörder.»
    «Aha. War er einer von Ihren Leuten, Devereaux?»
    Devereaux schwieg. Bisher hatte er nicht das Geringste zugegeben.
    «Bauernhöfe, Schlachthäuser, Futtermittelhandlungen. In ein paar davon sind richtige Drogenlabors eingerichtet worden. Die Ware wird dann mit Viehtransportern oder Futtermittellastern weggebracht. Die Art Fahrzeuge, die auf dem Land niemals von der Polizei kontrolliert werden. Außerdem kamen wohl noch die Fahrzeuge von Prestons Feriengästen in Frage. Ich wette, ein paar von diesen Feriengästen waren direkt vor dem Aufenthalt bei Preston woanders in Urlaub. Ein paar in Spanien, ein paar woanders … Rotterdam zum Beispiel.»
    «Von mir aus», sagte Devereaux, «kann die Polizei gern sämtliche Gebäude auf meinem Grundstück durchsuchen.»
    «Sie lassen das Feld gerade ein bisschen brachliegen, Preston, was? Wie viele Bauern machen eigentlich mit? Ein Dutzend? Mehr? Egal, wie man es betrachtet – das muss die erfolgreichste Bauernkooperative seit der frühesten Siedlung aus der Eisenzeit sein.»
    «Und was ist mit Raji Khan?», fragte Merrily.
    «Das ist mir noch nicht ganz klar», sagte Syd. «Er hat natürlich keine weiße Weste, so viel ist sicher. Aber er ist wahrscheinlich eine vergleichsweise kleine Nummer. Er kann an dem großen Geschäft nicht beteiligt sein, sonst hätte man ihm nie erlaubt, seinen Laden so in der Nähe aufzumachen. Wie war das für Sie, Preston, als Khan hierhergekommen ist? Das muss Sie doch nervös gemacht haben. Wusste er Bescheid oder nicht? Und falls er es jemals herausgefunden hätte, wäre es vermutlich ziemlich kompliziert geworden. Und dann noch diese ehrgeizigen kleinen Macker wie Wicklow, die durch Raji Khan in die Gegend kamen.»
    «Zu viel Aufmerksamkeit war ohnehin nicht gut», sagte Merrily. «Leonard Holliday hätte mit seiner Bürgerinitiative womöglich Hunderte oder Tausende von Elgar-Fans aufgeschreckt. Sie mussten Mr. Holliday wirklich ein bisschen an die Kandare nehmen, oder?»
    «Und wegen Tim Loste musste auch etwas unternommen werden», sagte Syd. «Er war unberechenbar. Und er wurde von Ihrer ehemals so guten Freundin Winnie Sparke unterstützt. Ich habe versucht, sie zu warnen. Aber sie wollte es nicht glauben. ‹Syd›, hat sie gesagt, ‹wir sind hier in
England.
›»
     
    Das helle Schimmern am Himmel hatte abgenommen, die Eiche wurde grau. Ein großes und wundervolles Geheimnis war zu einem schmutzigen Geschäft zusammengeschrumpft. Lol setzte sich neben Tim und flüsterte ihm zu: «Wie viel haben Sie aus dem Flachmann getrunken?»
    «Wenn einem jemand einen Schluck anbietet, lehnt man nicht ab.»
    «Das kommt darauf an, wer einem etwas anbietet.»
    «Hat mir die Flasche an den Mund gehalten. Hab nur so getan als ob.»
    «Oh.»
    «Aber wenn er jetzt noch mal damit kommt, trinke ich die ganze Flasche leer. Elgar hatte recht. Gott ist gegen die Kunst.»
    «Geben Sie nicht auf», sagte Lol. «Versuchen Sie es noch einmal.»
    «Für Winnie?», sagte Tim.
    «Tim …»
    «Ich dachte, es war ein Traum. Ein verdammter
Traum

    «Ich wusste es auch nicht. Es tut mir leid.»
    «Ich hatte es vollkommen verdrängt. Warum habe ich sie nicht aufgehalten? Warum konnte ich nichts tun?»
    «Weil Sie unter Drogen gestanden haben. So etwas habe ich auch schon erlebt.

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