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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Und ich habe Leute gesehen, denen es passiert ist. Und ich kann Ihnen mit absoluter Sicherheit sagen, dass Sie nichts hätten tun können.»
    Tim stützte sich am Baum ab.
     
    «Als Gentleman», sagte Devereaux, «höre ich Ihnen zu. Aber ich spreche nicht mit Ihnen.»
    «Als Gentleman?» Merrily richtete sich auf. «Ein Gentleman, der Kinder umbringt? Teenager mit infizierten Spritzen? Teenager, die alte Damen in ihren Wohnungen umbringen, damit sie sich genügend Stoff für die nächste Woche kaufen können?»
    Preston Devereaux starrte auf den Boden.
    «Die Städte sind ohnehin verloren, Mrs. Watkins. Sie infizieren sich immer wieder neu an ihrem eigenen Unrat. Daran kann man nichts ändern. Das ist der sichere Weg in den Untergang. Ich bin davon überzeugt, dass Sie beide dafür schon in der Bibel Beispiele finden könnten.»
    Merrily sah Spicer an. Worauf wollte er hinaus? Warum hatte er Devereaux nicht einfach gehen lassen? Warum hatte er die Bemerkung über den Gullet machen müssen?
    «Warum haben Sie Winnie Sparke umgebracht?», fragte Syd.
    «Das habe ich nicht.»
    «Ganz gleich, wer Malcolm France’ Mörder ist, er hat seine Unterlagen mitgenommen», sagte Merrily. «Und darin vermutlich Winnies Namen gefunden. Außer Ihnen wäre dieser Name vermutlich niemandem aufgefallen.»
    «Und weil Sie Winnies Namen in Malcolms Unterlagen gefunden haben», sagte Syd zu Devereaux, «dachten Sie, Winnie würde ihn dafür bezahlen, dass er Ihren Drogenhandel ausspioniert. Und Winnie … Meine Schuld. Es hätte mein Name in den Unterlagen stehen sollen.»
    «Syd, so etwas hätte niemand voraussehen können.»
    «Wer hat Malcolm erwischt?», sagte Syd. «Das würde ich wirklich gerne wissen, Preston.»
    Devereaux schnippte seine Zigarettenkippe in die Grube. «Wer hat Ihnen vom Gullet erzählt?», fragte er.
    «Sie wollten auf dem Rückweg mit Tim dort vorbeigehen, stimmt’s? Sie haben darauf gewartet, dass … Mr. Robinson geht, und dann wollten Sie Tim den Ropys-Whiskey zu trinken geben und ihn
nach Hause begleiten
. Ein ziemlich verzweifelter Plan.»
    «Wer hat Ihnen vom Gullet erzählt?»
    «Hugo, wenn Sie es genau wissen wollen.»
    «Hugo?»
    «Man muss sich seine Informationen beschaffen, wo man kann.»
    «Wo ist er? Syd, er ist ein
Kind

    «Er ist genauso wenig ein Kind wie die Hälfte der Drogenbarone von Birmingham. Und wenn Sie mir erzählen wollen, er hätte niemanden umgebracht, wäre ich nicht sicher, ob das stimmt, und Sie genauso wenig. Sie haben die Jungs nicht mehr so unter Kontrolle wie früher, oder? Und jetzt sagen Sie mir, wer Malcolm erwischt hat.»
    «Oder was?»
    «Oder Sie erzählen es der Polizei, wenn sie kommt. Das ergänzt bestimmt die Informationen, die sie von Hugo erhalten, der gewisse Namen schneller herunterrattert, als die Polizei sie aufschreiben kann.»
    «Hugo kennt überhaupt keine Namen.»
    «Glauben Sie denn, der Junge geht mit geschlossenen Augen und zugehaltenen Ohren durchs Leben? Es ist vorbei, Preston, das müssen Sie doch endlich begreifen.»
    «Sie servieren mir hier ein paar an den Haaren herbeigezogene Theorien. Das liegt daran …»
    «Das liegt daran, dass ich Sie nicht austricksen will. Und daran, dass ich möglicherweise nicht besonders erfolgreich versucht habe, ein Pfarrer zu sein. In letzter Zeit muss ich mir manchmal richtig ins Gedächtnis rufen, dass ich das jetzt bin. Wenn ich mir diese Situation ansehe, weiß ich nämlich sofort, wie ich damit umzugehen hätte, wenn ich noch bei der Armee wäre.»
    «Und welche Situation wäre das?»
    «Da draußen läuft ein gefährlicher junger Mann herum, jetzt vermutlich noch gefährlicher, weil er Angst hat und in Wahrheit nicht der große Gangster ist, für den er sich hält. Er ist schlau, aber schlau ist nicht dasselbe wie klug. Wenn die Polizei sieht, was er getan hat, rückt hier die bewaffnete Eingreiftruppe an. Dann wimmelt es hier von Scharfschützen. Der Soldat in mir will ihn so schnell wie möglich ausschalten. Aber der Pfarrer in mir will nicht noch einen Toten. Nicht einmal, wenn es Louis ist.»
    «Und wie will der Pfarrer in Ihnen diesen Tod verhindern?»
    «Ich denke … indem ich Sie gehen lasse, wie Sie es vorhin schon tun wollten. Vermutlich wissen Sie, wo er ist, also können Sie ihm erklären, was ich Ihnen gerade erklärt habe, und dann können Sie gemeinsam eine Polizeiwache Ihrer Wahl aufsuchen.»
    «Oder das Land verlassen.»
    «Und Hugo die gesamten Konsequenzen alleine tragen lassen?

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