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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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denn oft …»
    «Betrunken und nicht mehr klar im Kopf? Gelegentlich. Ein paar von uns mussten ihn mal abends im
Oak
abholen, da hat er sich mit den Türstehern geprügelt. Hatte ein Fenster eingeworfen.»
    «Ach.»
    «Tim hasst den
Royal Oak
. Er sieht darin eine zerstörerische Macht, die gesandt wurde, um sein Lebenswerk kaputt zu machen. Ist mal komplett ausgeflippt, als der Wind drehte und diese Rap-Musik im ganzen Tal widerhallte. Na ja, das nur nebenbei; der Unfall passierte jedenfalls unter der Woche, und im
Oak
war es ruhig. Tim meinte, er sei von der Straße abgekommen, weil er etwas gesehen hatte, was er als trübes, verschwommenes Licht beschrieben hat. Als er näher kam, erkannte er eine Fahrradlampe. Das hat er jedenfalls gesagt.»
    «Aber er war betrunken.»
    «Und wie. Das Licht soll am Anfang etwas entfernt gewesen sein. Dann meinte er, er hätte ganz kurz einen Blackout gehabt – würde mich auch nicht wundern –, und als Nächstes kommt der Fahrradfahrer direkt auf ihn zu. Er behauptet, so etwas wie ein bis oben zugeknöpftes Jackett und einen Hut erkannt zu haben. Und einen breiten dunklen Strich quer durchs Gesicht.»
    «Einen Schnurrbart.»
    «Und hier kommt Elgar ins Spiel. Außerdem sagte Tim, die Augen wären weiß gewesen, wie bei einem Fotonegativ. Dann ist er ausgewichen und an den Mast gefahren.»
    Damit verfiel Spicer in Schweigen. Er saß sehr starr in dem abnehmenden Tageslicht, hatte sich nicht bewegt, seit er sich hingesetzt hatte, schien nicht gelegentlich die Haltung wechseln zu müssen wie andere Leute.
    «Aber woher wusste er, dass es Elgar war?», fragte Lol.
    «Mr. Robinson, Loste hat bei sich überall Bilder von Elgar hängen, Elgar-Musik scheint bei ihm geradezu aus den Zimmerwänden zu triefen. Tim sieht Elgar überall, verdammt. Er ist … ich mag Tim übrigens, die meisten Leute mögen ihn, aber niemand würde bestreiten, dass er komplett verrückt ist. Hat eine Eiche in seinen Vorgarten gepflanzt. Haben Sie gesehen, wie groß sein Vorgarten ist?»
    «Und was haben Sie getan?», fragte Merrily.
    «Hab ihn da hingesetzt, wo Sie jetzt sitzen, dann hab ich einen Bekannten angerufen, der Karosserieschlosser ist, und ihn mit seinem Abschleppwagen herbestellt. Dann hab ich Tim zum Schlafen heimgeschickt und ihm eingeschärft, keinem zu erzählen, was er mir erzählt hatte.
Aber von wegen.
»
    Spicer schnaubte erbost.
    «Also hat er darüber geredet?»
    «Er hat es Winnie Sparke erzählt. Das hat schon gereicht. Die Amerikanerin? Winnie ist Tims … Beschützerin. Fördert seine künstlerischen Talente, weiß über seine Probleme Bescheid.»
    «Also war es Winnie Sparke, die diese Geschichte verbreitet hat?»
    «Hätte keinen besseren Moment erwischen können. Wir haben hier so einen pensionierten alten Knaben, Leonhard Holliday. Wohnt seit zwei Jahren hier. Er ist Vorsitzender und Schriftführer der WBI – Wychehill Bürgerinitiative. Sie wollen das
Inn Ya Face
loswerden und den
Royal Oak Pub
als das freundliche Gasthaus wiedereröffnen, in dem sogar Elgar selbst … es heißt, Elgar hätte dort gelegentlich ein Glas Cider getrunken, wenn er den Sommer in seinem Cottage in Birchwood verbracht hat. Jedenfalls gab es ein Treffen von Hollidays Bürgerinitiative, um festzulegen, wer den Gemeinderat ansprechen sollte. Da sagte jemand, wie schade es wäre, dass wir hier keine Berühmtheit haben, wie es sie in anderen Dörfern gibt. Und Holliday sagte, ja schade, dass wir niemanden wie
Sir Edward
mehr hier haben. Und Winnie: ‹Sind Sie sicher, dass er nicht doch noch da ist?›»
    «Oh je.»
    Merrily schloss die Augen. Mit einem Mal fühlte sie sich unheimlich ernüchtert.
     
    Alles ergab Sinn. Es war ein echtes Geschenk für die Bürgerinitiative: die Vorstellung, dass Englands bedeutendster Komponist aus dem Grab aufgestanden war, um gegen Raji Khan und seine unerträgliche Dschungelmusik zu kämpfen.
    «Und wann war das, Syd?»
    «Das Treffen ist ungefähr zehn Tage her. Winnie Sparke behauptet, es wäre ihr einfach so herausgerutscht, na ja. Sir Edward Elgar reitet auf Phoebus in die Schlacht.»
    «Auf wem?»
    «Elgar hat sein Fahrrad ‹Phoebus› genannt. Nach einem römischen Sonnengott.»
    «Und was ist dann passiert?»
    «Ehrlich gesagt, glaube ich, dass Holliday nicht so recht wusste, was er tun sollte. Einerseits würden sie damit in sämtliche Zeitungen kommen und richtig viel Aufmerksamkeit auf ihre Sache lenken können. Aber andererseits – entschuldigen Sie,

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