Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Merrily, aber wer glaubt schon
wirklich
an Geistergeschichten? Also hätte sich das leicht als die falsche Art von Publicity herausstellen können. Aber dann geschah der nächste Unfall.»
    «Mrs. Cobham?»
    «Stella. Stella und Paul. Sie streiten öfter mal ziemlich heftig. Stella rast also nach einer dieser Auseinandersetzungen in ihrem kleinen BMW die Straße runter. Der Radfahrer kommt ihr mitten auf der Straße entgegen. Stella weicht aus. Eine deutsche Familie im Wohnmobil auf der Suche nach dem Campingplatz. Rums.»
    «Wurde jemand verletzt?»
    «Stella hatte ein Schleudertrauma. Und einen Schock. Sagt, sie hätte nie an so etwas geglaubt, bis … Ich vermute, dass Sie nichts aus ihr herausbekommen werden. Sie will nicht mehr darüber reden. Will keinen Ruf als … na ja, sie will keine zweite Winnie Sparke werden. Allerdings ist Winnie viel intelligenter.»
    «Sie machen sich ja nicht viele Illusionen über die Schäfchen in Ihrer Herde, Syd, oder?»
    «Sollte ich das? Ich dachte, es wäre unsere Aufgabe, sie zu Gott zu führen. Außerdem, Merrily, gibt es hier keine
Herde
. Das ist kein Dorf, das sind ein paar verstreute Häuser, und die Leute haben nichts miteinander zu tun.»
    «Und was ist mit Ihnen?», sagte Merrily. «Was sollte Ihrer Meinung nach geschehen?»
    «Ich möchte, dass die Leute vernünftig bleiben. Ich möchte, dass Donald Walford aufhört, sich Sorgen um seine Tochter zu machen, und ich möchte, dass Joyce Aird wieder ihren Polo aus der Garage holt, statt sich sämtliche Lebensmittel liefern zu lassen. Klingt schwachsinnig, oder?»
    «Nicht in einer abgelegenen Gemeinde. Ich vermute, dass jetzt viel davon abhängt, ob der Fahrer des Land Rovers angibt, vor dem Unfall etwas gesehen zu haben. Gegen diesen Unfall wirken die anderen schließlich wie Bagatellen.»
    «Ja.» Spicer nickte langsam. «Das kann man wohl sagen.»
    «
Hat
er denn schon irgendetwas gesagt?»
    «Zu mir nicht. Aber er ist der Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Also leitet er die morgige Sitzung.»
    «Denken Sie, ich sollte mit Mr. Devereaux heute noch sprechen?»
    «Ganz gleich, was er beschlossen hat, Sie werden seine Meinung nicht ändern.»
    «Ich will seine Meinung ja auch gar nicht ändern.»
    «Merrily», Spicer stand auf, «bei allem Respekt, wenn Sie mit Joyce gesprochen haben, reicht das, glaube ich. Sie ist diejenige, die einen Exorzismus will. Seit wir Sie eingeschaltet haben, hat sich die Situation verschärft. Wychehill ist in drei Lager gespalten: diejenigen, die nichts davon glauben, diejenigen, die das, was immer es auch ist, exorziert haben wollen, weil sie sich vor dem nächsten Unfall fürchten … und die Elgar-Fans.»
    Merrily dachte an die Amerikanerin Winnie Sparke.
Es gibt hier etwas, das niemals vertrieben werden darf. Verstehen Sie, was ich meine? Wissen Sie, wenn man im Zwielicht über die Hügel geht, kann man seine Nähe spüren. Das ist ein merkwürdiges und phantastisches Gefühl.
    Seine Nähe zu spüren.
    Wie Hannah Bradley, die vernünftigerweise nicht verbreiten wollte, dass sie aus dem Jenseits heraus von Englands angesehenstem Komponisten betatscht worden war.
    Merrily musste genau darüber nachdenken, was diese Situation alles auslösen konnte. Und sie musste versuchen, nicht in Panik zu geraten.

15 Ich bin’s nur
    «Warum höre ich
nie
richtig zu?» Merrily fuhr zu schnell den Hügel Richtung Ledbury hinunter. «Wirklich, diese Winnie Sparke mag ja ein bisschen verdreht sein, aber sie hat genau gesagt, worum es für mich geht:
Soll
ich die durchgeknallte Pfarrerin sein, die öffentlich am Straßenrand für die Seele eines Musikergenies betet, für einen Nationalheiligen, einen Mann, der auf dem Zwanzig-Pfund-Schein abgebildet war – damit er Ruhe gibt und keine tödlichen Unfälle mehr verursacht? Werde ich diejenige sein, die …
Elgar
exorziert?»
    «Ein bisschen … langsamer. Bitte.»
    Lol fand, dass Merrily sehr klein und verletzlich wirkte, besonders am Steuer eines Wagens, der viel zu groß für sie war. Sie hatte Lol nicht fahren lassen wollen. Er klammerte sich an den Seiten des Beifahrersitzes fest.
    «Es wird sich schon ein Ausweg finden. Spicer will das auch nicht.»
    «Nein, Laurence», sagte Merrily. «Was er nicht will, ist, es
selbst
zu machen.»
    Da hatte sie vermutlich recht. Etwas, das man schnell lernte, wenn man näher mit einem Pfarrer zu tun hatte, war, dass andere Pfarrer die durchtriebensten Mistkerle sein konnten.
    «Aber ganz gleich, was passiert, er

Weitere Kostenlose Bücher