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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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will, dass es diskret abläuft. Die Ex- SAS -Typen haben’s nicht so mit Publicity.»
    Vor ihnen tauchte ein trübes, verschwommenes Licht auf. Merrily bremste etwas ab.
    «Wenn das bekannt wird», sagte Lol.
    «Du glaubst doch nicht wirklich …»
    «Elgar ist eine ziemlich große Nummer. Weltweit.»
    Sie überholten den altersschwachen Motorroller. Er fuhr auf der richtigen Straßenseite. Eine Weile fuhr Merrily schweigend weiter. «Du scheinst ja eine Menge über Elgar zu wissen», sagte sie dann.
     
    Jane keuchte, als sie auf dem kopfsteingepflasterten Marktplatz ankam. Sie sah sich um. Kein Licht im Pfarrhaus und auch keins in Lols Cottage, das früher Lucys Cottage gewesen war.
    Auch gut. Wenigstens kannten diese Typen ihren vollen Namen nicht. Sie musste also nur eine Weile Lyndon Pierce aus dem Weg gehen, dann würde sie das Problem aussitzen können.
    So würde sich allerdings nur ein Feigling benehmen.
    Es war noch nicht sehr spät. Ungefähr Viertel nach zehn. Jane stellte sich unter das Vordach der Markthalle und musste daran denken, was sich alles geändert hatte, seit sie hierher gezogen waren. Ihr Verhältnis zu Mom hatte sich in letzter Zeit verbessert. Mom war in ihrer Arbeit toleranter und selbstsicherer geworden. Und dann war da Eirion. Sie hatte sich gleich in ihn … verliebt oder so was.
    Aber das sah ja jetzt nach einer Sackgasse aus.
    Jane verließ den Schatten der Markthalle und ging über den Platz Richtung Kirche, bis die Spitze des Cole Hill in Sicht kam, verschwommen und verführerisch im letzten Licht des Sommerabends. Der Schamanen-Hügel.
    Eirion. Sie sehnte sich unheimlich nach ihm, aber es war zwecklos. In drei Monaten würde er an der Uni sein. Emma Rees aus der Schule – sie war zwar keine spezielle Freundin von Jane, aber man musste einfach Mitleid mit ihr haben – war sogar mit einem Typ
verlobt
gewesen, und dann war er aufs College in Gloucester (
so nah
!) gegangen, und nach einem Monat hieß es
Liebe Emma
… eine verdammte SMS !
    Jane schrieb keine SMS mehr. Das war was für Kinder und Erwachsene mit Gefühlsbehinderung.
    Sie nahm ihr Handy aus der Tasche, schaltete es an und wartete, bis das Display hell wurde. Dann rief sie die Nummer in Abergavenny auf. Nur ein kleiner Test, okay?
    Jane atmete tief ein, drückte auf das kleine grüne Hörersymbol und hörte dem Klingelzeichen zu. Dann dachte sie
nein
und wollte gerade auf das rote Hörersymbol drücken, als …
    «Jane Watkins», sagte Eirion in ihr Ohr. «Irgendwie kommt mir dieser Name bekannt vor. Moment … Ah! Sind wir nicht mal zusammen ausgegangen?»
    Eirion hatte natürlich auf seinem Telefondisplay die Nummer des Anrufers gesehen. Es tat echt gut, seine blöde walisische Stimme zu hören. Obwohl, eigentlich war das gar nicht gut.
    «Ja, ich weiß», sagte sie, «tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe. Es war … es ist …»
    «Ich dachte schon, du hättest mich ausgemustert, ehrlich.» Eirion übertrieb seinen walisischen Akzent. «In Anbetracht einer bevorstehenden Abreise zu einer unendlich weit entfernten Bildungsanstalt. Komisch, wie paranoid man werden kann, findest du nicht?»
    «Das ist lächerlich.»
    «Ich wollte mir in der Badewanne die Pulsadern aufschneiden», sagte Eirion, «aber ich hab bloß einen Elektrorasierer.»
    «Den hättest du ja anschließen und in die Wanne fallen lassen können, um dich per Stromschlag umzubringen. Man muss auch mal kreativ sein, Irene.» Trotz allem musste Jane lächeln. «Sag mal, was würde es kosten, eine Webseite im Internet einzurichten?»
    «Verdammt», sagte Eirion. «Und ich hab gedacht, du begehrst mich immer noch wegen meines tollen Körpers.»
    «Mir war dein Körper
noch nie
wichtig, Dickerchen.»
    «Danke.»
    «Also, wie schnell könntest du das organisieren?»
    Sie hatte so ein Was-hab-ich-schon-zu-verlieren-Gefühl. Und sie dachte an diese Pygmäen vom Gemeinderat, die auf dem Ansehen des großen Alfred Watkins herumgetrampelt waren:
kompletter Unsinn … New-Age-Spinner.
    Jane
Watkins stand auf dem Marktplatz des alten Dörfchens Ledwardine, und sie spürte die Energielinien, den Geist der Ahnen, der überall pulsierte und in dieser magischen Sommernacht sogar sie selbst durchströmte.
     
    «Es war, als Simon St. John den Cellopart für
Alien
ausgearbeitet hat», sagte Lol. «Ich wollte etwas Idyllisch-Düsteres. Also hat Simon dieses wundervolle, traurige Stück gespielt. Und da sah ich es vor mir. Die Hügel … richtige Hügel. Ihre

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