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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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vorzeitliches Denkmal, und sie haben gesagt, das wäre alles Blödsinn und Alfred Watkins wäre ein irregeleiteter alter Mann gewesen. Sie haben es einen ‹günstig gelegenen Baugrund› genannt. Und Lyndon Pierce meinte, er will Ledwardine zu einem florierenden Städtchen mit Restaurants und Massagesalons ausbauen.»
    «Das hat er gesagt?»
    «Na ja, er hat Restaurants gesagt. Und eine neue Gemeindehalle will er – ein Freizeitzentrum –, das ist anscheinend schon beschlossen.»
    «Das ist Quatsch. Davon hätte ich gehört.»
    «Nein, wirklich. Sie haben Mittel aus der Lottostiftung.»
    «Das kommt mir sehr unwahrscheinlich vor. Ich war gestern zu einer Tauffeier in der Dorfhalle. Sie soll nächsten Monat neu gestaltet werden.»
    «Für mich hat es nach einer beschlossenen Sache geklungen», sagte Jane.
    «Ich höre mich mal um. Und was hast du zu ihnen gesagt?»
    «Nichts. Kaum was. Als diese Frau angefangen hat, mir mit Morrell zu drohen, bin ich gegangen.» Jane stand auf und wischte Krümel von ihrem Rock. «Du siehst total fertig aus, Mom.»
    «Ich bin ja auch total fertig – aber versuch jetzt nicht, mich abzulenken.»
    Merrily betrachtete Jane in ihrer Schuluniform. Dass sie alleine zu Pierce gegangen war, konnte man beinahe bewundern, aber ob er es ebenfalls für erwachsen und verantwortungsbewusst hielt, war eine andere Frage.
    «Und sonst hast du nichts getan, was ich wissen sollte, oder?»
    «Er hat Blaumeisen vom Futterhäuschen geschossen», sagte Jane.
    «Wie bitte?»
    «Lyndon Pierce. Als Kind. Lucy Devenish wollte ihn daran hindern, und er hat mit dem Luftgewehr auf sie gezielt, aber dann ist Gomer …»
    «Hat Gomer dir das erzählt?»
    «Gomer hat ihm das Gewehr abgenommen und es mit seinem Bagger platt gefahren. Ich wette, das hat der Schweinehund nicht in seine Wahlwerbezettel geschrieben.»
    «Jane …»
    «Keine Sorge. Ich werd ihn nicht erpressen oder so.» Jane nahm ihre Schultertasche. «Wahrscheinlich erzähle ich nicht mal was über seinen Vater, Percy Pierce, der mit dem ekelhaften Rod Powell einen Deal gemacht hat, damit eine landwirtschaftliche Nutzungsvorschrift aufgehoben wird.»
    «Was?»
    «Danach konnte er nämlich Lyndons kotzhässliche Las-Vegas-Villa bauen. Das werde ich ihm aber nicht aufs Brot schmieren … jedenfalls noch nicht.»
    «Gut», sagte Merrily, «ich bin begeistert zu hören, dass du nicht versuchen wirst, unseren Gemeinderatsvertreter zu erpressen, das ist nämlich, wie du weißt, ein schweres Vergehen.»
    «Coleman’s Meadow zuzubauen ist auch ein schweres Vergehen», sagte Jane. «Na ja, ich mache mich jetzt mal besser auf den Weg.»
    Das Telefon begann zu klingeln, und Merrily stand auf.
    «Da gibt es noch etwas, das ich nicht weiß, oder?»
    «Tja, da gibt es sogar bestimmt unendlich viel, Mom», sagte Jane. «Aber ich wüsste jetzt nichts, was für dich ein besonderes Problem wäre.»
     
    Sobald Merrily Spicers ausdruckslose Stimme am Telefon hörte, wusste sie, wie sehr es ihr widerstrebte, noch einmal nach Wychehill zu fahren.
    «Ich hoffe, Sie hatten gestern einen angenehmen Abend», sagte er.
    «Ich hatte einen schrecklichen Abend. Aber das können Sie ja nicht wissen, nachdem Sie nicht bei der Versammlung waren.»
    Die Zeit für Höflichkeiten war vorbei. Es war klar, dass Wychehill Hilfe brauchte, und es war höchste Zeit, dass Spicer – und nicht ein Außenseiter – etwas unternahm.
    «Ich bin froh, dass Sie hingegangen sind», sagte Spicer.
    «Man hatte Sie gebeten, mich auszuladen, oder?»
    «Ja, aber ich konnte Sie nicht erreichen, so war es doch, nicht wahr?»
    «Wer hat gesagt, dass ich nicht kommen soll?»
    «Preston.»
    «Warum?»
    «Er ist ein komischer Kauz. Besitzergreifend. Seine Familiengeschichte hier reicht weit zurück. Ich meine,
richtig
weit – bis in die Zeit der Normannen. Ich behaupte nicht, dass er Leute von außerhalb nicht leiden kann, schließlich vermietet er ziemlich teure Ferienwohnungen auf seinem Bauernhof, aber er hat gerne alles unter Kontrolle. Und die Leute von Wychehill überlassen ihm die Kontrolle gern. Sie kommen schließlich alle von außerhalb und haben es gern mit jemandem zu tun, der hier richtig verwurzelt ist. Sogar Holliday.»
    «Deshalb hat Holliday Devereaux’ Standpunkt übernommen?»
    «Holliday hätte die Sache mit Elgars Geist mitgemacht, bis sie es in die
News of the World
geschafft hätten, auch wenn er selbst kein Wort davon glaubt. Vielleicht sogar,
weil
er kein Wort davon glaubt. Ich

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