Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
an gewusst, was George seinem Bruder angetan hat?«, fragte Christiana, obschon sie die Antwort bereits kannte.
»Ja, ja«, sagte er mit einem ungeduldigen Seufzer. »Ich habe es von Anfang an gewusst und bin gut dafür bezahlt worden, den Mund zu halten. Das haben Sie und Ihre Schwester richtig erfasst.«
Christiana zuckte zurück. »Woher weißt du, worüber ich und meine Schwester gesprochen haben? Hast du gelauscht?«
»Ich war im Arbeitszimmer und habe etwas gesucht, als ich Ihre Stimmen gehört habe. Ich bin durch die Terrassentür rausgegangen, habe sie aber einen Spalt offen gelassen, damit ich später weitersuchen konnte. Stattdessen habe ich noch sehr viel mehr gehört.« Er verzog gereizt das Gesicht, sprach aber weiter. »Als mir klar wurde, dass Sie nach mir suchen wollten, bin ich um das Haus gelaufen, um vor Ihnen hier zu sein. Ich war leider nicht schnell genug.«
Jetzt drehte er ihr den Rücken zu und ging ein paarmal im Zimmer auf und ab. Christiana sah sich um und suchte nach etwas, das sie als Waffe benutzen konnte. Das Zimmer war jedoch so karg wie eine Mönchszelle. Wieder sah sie den Kammerdiener an und fragte neugierig: »Was genau hast du im Arbeitszimmer gesucht?«
Er zögerte und kam offenbar zu dem Schluss, dass es nicht schaden würde, es ihr zu sagen. »Den Schuldschein Ihres Vaters. Mit ihm und dem Erpressungsgeld kann ich mich in Frankreich oder Spanien niederlassen und ein gutes Leben als wohlhabender Mann führen.« Er seufzte bei der Vorstellung.
»Wieso sollte Dicky den Schuldschein meines Vaters haben?«, fragte Christiana.
Er machte ein finsteres Gesicht und stemmte die Hände in die Hüften. »Verfluchte Frauen, immerzu stellen sie Fragen, müssen alles wissen. Ich vermute, Sie werden nicht aufhören und mir keinen Moment Ruhe gönnen?«
»Wohl kaum«, gab sie wenig mitfühlend zu.
Sein Mund zuckte, und er fauchte: »Na schön. Ich wusste alles. Von Anfang an. Ich wusste Bescheid, als George diese Männer angeheuert hat, um seinen Bruder töten zu lassen, und ich wusste, dass er in seine Fußstapfen getreten ist und vorgegeben hat, er zu sein. Er hat seinen Reichtum und Titel genossen. Ich wusste, dass John Buttersworth George von der Mitgift für Sie und Ihre Schwestern erzählt hat. Ich …«
»Dann ging es also wirklich nur um die Mitgift«, unterbrach Christiana ihn empört. Obwohl sie es schon eine ganze Weile vermutet hatte, war sie überrascht, wie wütend sie jetzt doch noch darüber wurde.
»Oh ja«, sagte Freddy erheitert. »Er hat Ihren Vater betäubt und ihn in die Spielhölle geschleift, um ihn glauben zu lassen, er hätte heftig gespielt. Er dachte, Ihr Vater würde daraufhin in die Heirat zwischen George und Ihnen einwilligen, wenn George die vorgeblichen Schuldscheine bezahlen würde. Das Gleiche hat er noch einmal gemacht, um diesmal Suzette dazu zu zwingen, einen seiner Freunde zu heiraten. Die Schuldscheine waren als Bezahlung dafür gedacht, dass George der Vermittler war.«
»Wer war dieser Freund, den Suzette heiraten sollte?«, fragte Christiana neugierig.
»Spielt das denn eine Rolle? Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, diesen verdammten Woodrow zu heiraten«, sagte er trocken, dann schüttelte er den Kopf. »Wäre George noch am Leben, hätte er dafür gesorgt, dass der Mann einen Unfall hat oder ihm irgendetwas anderes passiert, aber damals, als der dumme Mistkerl seinen Bruder töten lassen wollte, hat er Idioten angeheuert. Sie haben ihn im Stich gelassen, und jetzt ist Richard wieder da und hat ihn vergiftet, um seinen Titel zurückzubekommen.«
»Richard hat ihn nicht vergiftet«, sagte Christiana entschieden.
»Nun, irgendjemand hat es getan«, fauchte Freddy.
»Ja, aber nicht Richard«, versicherte sie ihm und legte den Kopf etwas schräg, als ihr eine Frage in den Sinn kam. »Woher wusstest du, dass er vergiftet worden ist?«
»Ich habe gesehen, wie er gestorben ist«, sagte er grimmig. »An dem Morgen, als Ihre Schwestern gekommen sind, hat er mich in sein Arbeitszimmer geholt, um sich mit dem neuesten Erfolg seiner Pläne zu brüsten. Er war überzeugt davon, dass sie wegen des jüngsten vermeintlichen Fehltritts Ihres Vaters gekommen waren«, erklärte er. »Nachdem George sich vergewissert hatte, dass ich von seiner Schlauheit angemessen beeindruckt war, hat er mich losgeschickt, um Schnupftabak zu holen. Als ich zurückkam, stand der Whisky auf dem Tisch, und er hat sich an die Kehle gegriffen. Und dann ist er vor meinen
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