Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
man eine Leiche mitten am Tag irgendwo hinbringen konnte, ohne dass jemand mitbekam, dass es eine Leiche war?
Er senkte den Kopf und dachte über das Problem nach, starrte, ohne wirklich etwas zu sehen, kurz auf seine Füße, bevor sein Blick auf den gemusterten Teppich fiel. Lächelnd hob er den Kopf. »Du hast nicht zufällig einen alten Teppich, den du entbehren kannst?«
Das Geräusch der sich öffnenden und wieder schließenden Tür weckte Christiana, und sie drehte sich im Bett um. Als sie sah, dass es Grace war, wurde sie vollends wach.
»Lord Langley ist hier und möchte Sie sehen«, sagte die Zofe ernst.
Christiana versteifte sich, dann warf sie einen raschen Blick auf die andere Seite des Bettes und stellte fest, dass Richard nicht mehr da war.
»Er hat vor einer Stunde das Haus verlassen«, verkündete Grace, während sie sich daranmachte, ein sauberes Kleid zu holen.
»Oh«, murmelte Christiana. Augenblicklich schwappte eine Woge sehr unterschiedlicher Gefühle über sie hinweg. Im grellen Licht des frühen Morgens war die Situation, in der sie sich befand, nicht sonderlich ersprießlich. Sie sah sich gezwungen anzuerkennen, dass sie die Ehe mit ihrem Gemahl vollzogen hatte, der möglicherweise ihr Gemahl war oder auch nicht, denn noch immer war sie sich nicht sicher, ob ein Geburtsmal seinen Allerwertesten zierte.
Wunderbar.
Als sie jetzt nüchtern und allein in ihrem Bett lag, während das Tageslicht durch das Fenster fiel und ihre Schande beleuchtete und Grace einfach grimmig dreinblickte, wusste sie noch dazu etwas, das alles nur noch schlimmer machte. Wäre Richard hier gewesen, und sie wäre ganz von allein aufgewacht, hätte sie sich nur zu leicht zu einer weiteren Runde der Vollziehung der Ehe bereiterklärt, hätte ihn geküsst und sich an ihn geschmiegt und ihn wachgestreichelt. Genau so hatte er sie mehrmals in der Nacht geweckt, und jetzt verlangte ihr Körper erneut danach. Allein der Gedanke daran führte dazu, dass ihre Brustwarzen vor Begierde hart wurden. Was sie getan hatten, war so köstlich gewesen, und all die Erregung und Lust, die er ihr bereitet hatte, machten einfach süchtig nach mehr.
»Soll ich Langley sagen, dass Sie unpässlich sind?«, fragte Grace und stellte eine Schüssel mit Wasser auf den kleinen Tisch neben dem Bett.
Langley. Christiana verzog das Gesicht; ihr Schamgefühl verstärkte sich noch bei der Vorstellung, mit Robert zu sprechen. Er hatte versucht, sie aus ihrer unglücklichen Ehe zu befreien, und sie hatte dafür gesorgt, dass es keinen Weg mehr dafür gab. Guter Gott, sie wünschte, sie hätte nie … nun, sie war sich nicht sicher, was sie wünschte. Nachdem sie eine solche Lust erfahren hatte, war es schwer, sich zu wünschen, es wäre nie geschehen. Gott, ihr Körper schmerzte an Stellen, von denen sie es nie auch nur für möglich gehalten hätte, aber sie hatte sich auch noch nie körperlich so gesättigt gefühlt. Christiana vermutete, dass sie sich in Wahrheit wünschte, so wäre der erste Morgen nach ihrer Hochzeit gewesen und das ganze letzte Jahr hätte gar nicht stattgefunden und sie hätte immer noch die Chance auf Glück. Darauf, immer wieder die Lust der letzten Nacht zu erleben und ein Leben voller Lachen und Freude mit Richard zu genießen … der dafür natürlich erst einmal Richard sein musste.
»Ich werde ihm sagen, dass Sie noch schlafen«, entschied Grace für sie und drehte sich zur Tür um, aber Christiana zwang sich dazu, sich aufzusetzen.
»Nein«, sagte sie mit einem Seufzer und schob die Decke weg. Es war nicht sinnvoll, dieses Treffen aufzuschieben. Sie konnte diese unangenehme Angelegenheit auch genauso gut hinter sich bringen und aus dem Weg schaffen, um dann zu sehen, was noch machbar war.
»Sind Sie sicher? Ich könnte –«
Grace unterbrach sich so abrupt, als Christiana aus dem Bett aufstand, dass sie die Zofe neugierig ansah. Die Frau starrte auf das Bett und die kleinen Blutflecken, die beim Aufstehen und dem Zurückschieben der Decke zum Vorschein gekommen waren. Der Beweis dessen, was letzte Nacht passiert war, wie Christiana begriff. Sie zog eine Grimasse und spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, als Grace sie scharf ansah.
»Ich wusste, dass er hier geschlafen hatte, sein Bett war schließlich vom Eis ruiniert, aber –« Die Zofe hielt inne, und auf ihrem Gesicht zeichnete sich Wut ab. »Er hat tatsächlich Ihren betrunkenen Zustand ausgenutzt?«
Christiana verzog das Gesicht und wandte sich
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