Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
wie er sie überzeugen konnte.
»Und dann könntet ihr Suzette und mich nach Gretna Green begleiten, wenn wir dorthin reisen, um das Gleiche zu tun.«
»Ja, wir könnten –« Richard hielt inne und blinzelte. »Du und Suzette?«
Daniel räusperte sich. »Äh … ja.«
»Du heiratest Suzette?«, fragte Richard, nur um sich zu vergewissern, dass er seinen Freund nicht missverstanden hatte.
»Ich habe mich noch nicht ganz entschieden, aber ich tendiere dazu«, murmelte Daniel und zupfte eingebildete Flusen von seiner Hose.
Richard betrachtete ihn schweigend; er runzelte die Stirn, als er sich an die leidenschaftliche Umarmung erinnerte, die er zufällig mitbekommen hatte. Oder an die Tatsache, dass Daniel nicht zu ihm gekommen war, wie er erwartet hatte. Wie lange war sein Freund wohl in Suzettes Zimmer geblieben? Er versuchte, es herauszufinden und ließ die Ereignisse des Abends noch einmal vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
»Ich habe mich nicht mit ihr vergnügt«, fauchte Daniel, der offensichtlich seine Gedanken las, und gestand dann seufzend: »Aber wir waren verdammt nah dran, und nur die Anwesenheit von
du weißt schon, wem
hat es am Ende verhindert.«
»
Du weißt schon, wer
war in der Kutsche«, sagte Richard sofort.
»Na ja, Suzette und ich auch«, murmelte Daniel.
»Suzette war in der Kutsche, in der
du weißt schon, wer
war?«, fragte Richard entsetzt. »Hat sie gewusst, dass er da drin war?«
Daniel verzog das Gesicht. »Können wir nicht einen anderen Namen für ihn finden? Es nervt allmählich.«
»Beantworte mir die verdammte Frage.«
»Na ja, natürlich wusste sie es nicht. Himmel, ich wusste es doch selbst nicht, bis ich drin war. Tatsächlich sind wir deshalb so verdammt nah dran gewesen, weil ich versucht habe, sie von ihm abzulenken.« Er seufzte und fügte hinzu: »Es ist also Ironie, dass seine Anwesenheit dem gleichzeitig auch ein Ende gemacht hat.«
Richard stand kurz davor zu fragen, wie das sein konnte, aber dann beschloss er, dass er es nicht wirklich wissen wollte. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und fragte: »Wenn du nicht mit ihr geschlafen hast, wieso denkst du dann darüber nach, sie zu heiraten? Du kennst das Mädchen doch kaum.«
»Na ja, ich kenne sie genauso gut wie du Christiana, und du heiratest sie auch.«
»Christiana ist eine besondere Frau, und unsere Situation ist alles andere als alltäglich.«
»Na ja, Suzette ist genauso besonders, und unsere Situation ist auch nicht alltäglich«, schoss er zurück, dann seufzte er. »Sie hat mir auf dem Ball einen Antrag gemacht, und als sie mich dann in ihrem Zimmer fand, dachte sie, ich wäre gekommen, um Ja zu sagen. Statt ihr den wirklichen Grund zu nennen, ließ ich sie in dem Glauben. Mir ist einfach keine andere Erklärung dafür eingefallen, dass ich dort war. Ich versuche immer noch, mir etwas einfallen zu lassen. Aber ich denke in der Zwischenzeit auch ernsthaft über ihr Angebot nach.«
»Warum zum Teufel sollte sie dir ein Angebot machen?«, fragte Richard überrascht. »Sie will einen Ehemann, der Geld braucht und sich daher mit ihren Bedingungen einverstanden erklärt.«
»Nun ja, ich habe sie etwas getäuscht, was meinen finanziellen Status betrifft«, murmelte Daniel.
Richard zog eine Braue hoch. »Warum?«
»Als sie mich über mein Einkommen ausgefragt hat, habe ich vermutet, dass sie nur eine von den unzähligen Debütantinnen ist, die ihr Glück suchen – und habe sie angelogen«, gestand er lakonisch. »Du kannst dir sicher meine Überraschung vorstellen, als meine Lüge sie nicht im Geringsten abgeschreckt hat, sondern sie mir ganz im Gegenteil ein Angebot gemacht hat.«
Zweifellos war er auch ein bisschen fasziniert gewesen, begriff Richard. Sie waren beide daran gewöhnt, dass Debütantinnen, die ihr Glück suchten, und deren Mütter sie jagten. Abgesehen von den letzten anderthalb Jahren, als er gar nicht da gewesen war, war so etwas regelmäßig vorgekommen. Eine Frau, die das Gegenteil wollte, war da mal etwas ganz anderes.
»Statt ihr also zu sagen, dass du sehr wohl Geld hast –«
»Ich habe nicht die Absicht, es ihr zu sagen, und du tust es am besten auch nicht«, sagte Daniel grimmig. »Und denk bloß nicht daran, ihr anzubieten, die Spielschulden ihres Vaters zu bezahlen. Ich werde mich selbst darum kümmern, ob ich sie heirate oder nicht.«
Also mehr als nur ein bisschen fasziniert
, dachte Richard amüsiert. »Wieso sollte ich es ihr nicht anbieten? Es
Weitere Kostenlose Bücher