Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
Probleme erinnerte, um die er sich kümmern musste. Zum Beispiel die Leiche seines Bruders.
Er war aus dem Bett gesprungen, als ihm einfiel, dass er am Morgen zu Daniel hatte fahren wollen, um herauszufinden, was mit George geschehen war. Im Schlafzimmer seines Zwillingsbruders hatte er etwas zum Anziehen gefunden, das ganz offensichtlich George gehört hatte, und es zögernd angelegt. George hatte schon immer helle und grelle Farben bevorzugt, im Gegensatz zu Richard, dessen Kleidung eher nüchtern war. Er würde sich eine vollständig neue Garderobe zulegen müssen, dachte er jetzt.
»Und?«
Richard verscheuchte seine Gedanken blinzelnd und sah Daniel fragend an. »Und was?«
»Hast du wirklich vor, sie zu behalten?«
»Ja, natürlich.« Er ließ sich seufzend in einen Sessel sinken und gestand: »Sie war bis letzte Nacht noch Jungfrau.«
Daniel stieß ein leises Pfeifen aus. »Das war ziemlich nachlässig von
du weißt schon, wem
.«
Richard brummte; er machte sich nicht die Mühe zu erwähnen, dass er in der Vergangenheit das eine oder andere Gerücht gehört hatte, demzufolge es weniger an Georges Nachlässigkeit lag. Damals hatte er dem Klatsch nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber jetzt vermutete er, dass es stimmte.
»Also, nachdem sie ein Jahr in einer Ehe mit
du weißt schon, wem
das reine Elend erlebt hatte, hat sie letzte Nacht alles beiseitegeschoben und ist dir in die Arme gesunken, obwohl sie dich für ihn gehalten hat?«, fragte Daniel ruhig.
Richard hörte den Vorwurf in der Stimme seines Freunds und rieb sich schuldbewusst das Gesicht. Daniel hatte mit ihm an der Tür gestanden und gehört, wie die drei Frauen vorbeigegangen waren. Er wusste, dass Christiana etwas getrunken und welche Wirkung der Alkohol auf sie gehabt hatte. Also wusste er auch, in welchem Zustand sie gewesen war. Und wenn es ihm auch letzte Nacht nicht wichtig erschienen war, dass er sie für eine erfahrene Ehefrau gehalten hatte, kam ihm das jetzt, im hellen Licht des Tages, angesichts seiner endlich ruhigen Männlichkeit ziemlich schäbig vor.
Er schüttelte den Kopf und murmelte voller Abscheu über sich selbst: »Ich habe den Zustand einer betrunkenen Jungfrau ausgenutzt.«
Woodrow ließ ihn noch nicht vom Haken, sondern überließ ihn einige Minuten seinen Schuldgefühlen, bis er sich schließlich räusperte und sagte: »Nun, zumindest bist du dabei, das Richtige zu tun und zu der Heirat zu stehen.«
»Die nicht einmal legal ist«, murmelte Richard, dann weiteten sich seine Augen plötzlich. »Was ist, wenn sie von unseren Vergnügungen letzte Nacht schwanger wird? Genau genommen wäre das Kind unehelich.«
»Nun, es ist unwahrscheinlich, dass es bei einem Mal gleich ein Kind gibt«, beschwichtigte Daniel ihn.
Richard zog ein Gesicht. »Stimmt, aber es war nicht nur einmal.«
»Na ja, selbst bei zwei Malen …« Er hielt inne, als er Richards Miene bemerkte und fragte: »Drei?«
Richard starrte ihn einfach nur an.
»Vier?«
Richard blieb stumm.
»Oh«, sagte Daniel und wirkte beeindruckt. »Nun, sie muss sehr … äh … inspirierend sein. Wir können nur hoffen, dass sie nicht genauso fruchtbar ist.« Als Richards Schultern heruntersackten, fügte er hinzu: »Du könntest sie auch heiraten, um dafür zu sorgen, dass alles rechtmäßig ist.«
»Aber wir sind doch angeblich schon verheiratet«, erklärte Richard trocken. »Wie zum Teufel soll ich erklären, dass ich noch einmal heiraten will?«
Daniel öffnete den Mund, aber dann sah er zur Tür. Einen Moment später stand er auf und schloss sie. Als er sich wieder auf seinen Platz setzte, wechselten sie einen beunruhigten Blick in dem Wissen, dass sie so viel geredet hatten, ohne daran zu denken, die Tür zu schließen. Dann schlug Daniel vor: »Du musst es ja nicht als Notwendigkeit hinstellen. Vielleicht könntest du Christiana sagen, dass du es noch einmal tun
willst
, sozusagen als Neubeginn der Ehe. Eine Art Wiedergutmachtung des schlimmen letzten Jahres. Sie wird dich für den romantischsten Kerl überhaupt halten, und du kannst sicher sein, dass alle Erben ehelich und rechtmäßig sind.«
Richard zog die Augenbrauen hoch. »Das ist tatsächlich eine gute Idee.«
»Man sagt mir nach, dass ich mitunter die eine oder andere gute Idee habe«, sagte Daniel trocken, zweifellos ein bisschen beleidigt darüber, wie überrascht Richard war.
Richard brummte nur, seine Gedanken beschäftigten sich schon damit, was genau er Christiana sagen würde und
Weitere Kostenlose Bücher