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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Spöttelei presste sie die Lippen zusammen und meinte dann: „Ja, aber wie? Das ist doch das Wunder. “
    Er lächelte belustigt. „Ich muss gestehen, dass ich das Postsystem bislang noch nicht in derartig biblischen Zusammenhängen gesehen habe, aber ich lasse mich immer gern belehren.“
    „Es ist schwer denkbar, dass ein Brief noch schneller von einem Ort zum anderen gelangt, als es heute der Fall ist“, sagte sie begeistert, „es sei denn, wir lernen fliegen.“
    „Wir können immer noch auf Brieftauben zurückgreifen.“ Sie lachte. „Können Sie sich vorstellen, wie ein ganzer Schwarm davon abhebt, um die Post zu überbringen?“
    „Eine beängstigende Aussicht. Vor allem für die, die darunter hinweglaufen müssen.“
    Das entlockte ihr noch ein Kichern. Anne konnte sich nicht entsinnen, wann sie das letzte Mal so fröhlich gewesen war.
    „Dann auf nach High Holborn“, rief er, „da ich Ihnen niemals erlauben würde, Ihren Brief den Londoner Tauben anzuvertrauen.“ Er erhob sich ein wenig, um das Verdeck des Landauers zurückzuschlagen, erteilte dem Kutscher die entsprechende Anweisung und setzte sich wieder. „Gibt es sonst noch etwas, wobei ich Ihnen helfen könnte, Miss Wynter? Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.“
    „Nein, danke. Wenn Sie mich danach einfach nach Pleinsworth House zurückbringen würden ...“
    „So früh? An Ihrem freien Nachmittag?“
    „Heute Abend gibt es viel zu tun“, erklärte sie. „Wir fahren nach ... Oh, aber das wissen Sie ja längst. Wir fahren morgen nach Berkshire, nach ... “
    „Whipple Hill“, ergänzte er.
    „Ja. Auf Ihren Vorschlag hin, glaube ich.“
    „Es schien vernünftiger zu sein, als den ganzen Weg nach Dorset zu fahren.“
    „Aber hatten Sie ...?“ Sie unterbrach sich, wandte den Blick ab. „Vergessen Sie es.“
    „Wollten Sie fragen, ob ich schon vorher die Absicht hatte, dort hinzufahren?“ Er wartete einen Augenblick. „Nein, hatte ich nicht.“
    Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, wollte ihn aber immer noch nicht ansehen. Das wäre viel zu riskant. Sie sollte sich nicht Dinge wünschen, die völlig außer ihrer Reichweite lagen. Sie durfte es nicht. Sie hatte es schon einmal versucht, und der Preis dafür war sehr hoch.
    Und Lord Winstead war vielleicht der unmöglichste Traum von allen. Wenn sie sich gestattete, ihn zu begehren, würde sie das vernichten.
    Aber sie sehnte sich so sehr danach, ihm nahe zu sein.
    „Miss Wynter?“ Seine Stimme strich über sie wie eine warme Brise.
    „Es ist...“ Sie hüstelte, um sich ein wenig zu beruhigen. „Es ist sehr nett von Ihnen, Ihre Pläne Ihrer Tante zuliebe zurückzustellen.“    
    „Ich habe es nicht für meine Tante getan“, sagte er leise. „Aber das wissen Sie ja sicher.“
    „Warum?“, entgegnete sie leise. Es war nicht nötig, genauer zu werden, er würde ihre Frage auch so verstehen - dessen war sie sich sicher.
    Sie wollte nicht hören, warum er es tat, sondern warum er es für sie tat.
    Aber er antwortete nicht. Zumindest nicht gleich. Und dann, als sie schon glaubte, sie müsse ihre Frage wiederholen, sagte er: „Ich weiß nicht.“
    Da sah sie dann doch auf. Seine Antwort war so freimütig und unerwartet gewesen, dass sie ihn nicht nicht hätte ansehen können. Sie wandte ihm ihr Gesicht zu, und dann wurde sie von der sehr intensiven Sehnsucht erfasst, seine Hand zu berühren. Irgendwie Verbindung mit ihm aufzunehmen.
    Aber sie tat es nicht. Sie konnte nicht. Und im Gegensatz zu ihm wusste sie das auch.

8. Kapitel
    Am folgenden Abend kletterte Anne aus der Reisekutsche der Pleinsworths, blickte sich um und nahm zum ersten Mal Whipple Hill in Augenschein. Es war ein schönes Anwesen, solide und vornehm, auf sanft geschwungenem Terrain gelegen, das einen großen, baumbestandenen Teich umfasste. Es hatte etwas sehr Anheimelndes an sich, was Anne interessant fand, da es sich um den Familiensitz der Earls of Winstead handelte. Nicht dass sie furchtbar vertraut war mit den großen Landsitzen der Aristokraten, aber die, die sie bisher gesehen hatte, waren alle äußerst prächtig und hochherrschaftlich gewesen.
    Die Sonne war bereits untergegangen, aber das orangerote Glühen der Dämmerung hing noch in der Luft und verlieh der rasch herabsinkenden Nacht noch eine Spur Wärme. Am liebsten wäre Anne sofort in ihr Zimmer verschwunden, hätte vorher vielleicht noch einen Teller heiße Suppe gegessen, aber Nanny Flanders hatte sich am Abend vor der

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