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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Atem.
    „Ich hatte acht Jahre Zeit, mir diesen Augenblick auszumalen“, murmelte er drohend. „Jedes Mal, wenn ich mich in diesen acht Jahren im Spiegel betrachtete, habe ich an dich gedacht.“ Er brachte sein Gesicht dicht an das ihre heran. Sein Blick war wild vor Zorn. „Sieh mich gut an, Annelise. Die Wunde hatte acht Jahre lang Zeit zu heilen, aber sieh her! Sieh her!“
    Anne versuchte ihm zu entkommen, doch sie lehnte mit dem Rücken an der Backsteinmauer, und George stand vor ihr, packte sie am Kinn und zwang sie, seine vernarbte Wange anzusehen. Sie war besser verheilt, als Anne erwartet hatte, war nicht mehr rot, sondern weiß, doch sie war immer noch merkwürdig gewellt und gespannt und teilte seine Wange in zwei Hälften.
    „Ich habe mir überlegt, dass ich mich vorher noch ein bisschen mit dir vergnüge, da es damals ja nicht mehr dazu kam, aber ich habe mir nicht vorgestellt, dass es in einer schmutzigen Gasse geschieht.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem schauderhaft lüsternen Grinsen. „Selbst ich hätte nicht gedacht, dass du so tief sinken kannst.“
    „Was meinen Sie mit vorher?“, flüsterte Anne.
    Eigentlich war es überflüssig, zu fragen. Sie wusste es. Sie hatte immer gewusst, was er mit ihr vorhatte, und als er ein Messer zückte, war sie nicht sonderlich überrascht.
    Anne kreischte nicht. Sie dachte nicht einmal nach. Sie hätte nicht sagen können, was sie tat, nur dass George einen Augenblick später auf dem Kopfsteinpflaster lag und sich zusammenrollte. Vor Schmerzen brachte er keinen Ton heraus. Anne stand einen letzten Moment über ihm und schnappte nach Luft, und dann trat sie ihn, genau dorthin, wo sie ihn eben mit dem Knie gerammt hatte, und dann rannte sie davon, die Hände immer noch gefesselt.
    Diesmal jedoch wusste sie genau, wohin sie sich wenden würde.

18. Kapitel
    Um zehn an diesem Abend, nachdem er einen weiteren Tag damit zugebracht hatte, vergeblich nach Anne zu suchen, machte Daniel sich auf den Heimweg. Beim Gehen schaute er auf das Pflaster und zählte die Schritte, die er wie aufgezogen einen vor den anderen setzte.
    Er hatte Privatermittler angeheuert. Er hatte die Straßen auf eigene Faust durchkämmt, in jeder Poststelle vorbeigeschaut, Annes Beschreibung und ihre beiden Namen verbreitet. Zwei Männer hatten gesagt, sie erinnerten sich an eine Person dieses Aussehens, die Briefe abgegeben habe, aber sie erinnerten sich nicht, an wen sie adressiert waren. Und schließlich fand Daniel jemanden, der sagte, die Beschreibung passe auf jemand völlig anders, auf eine Frau namens Mary Philpott. Wunderhübsche Dame, erklärte der Inhaber der Poststelle. Sie gab nie Briefe auf, doch sie kam regelmäßig einmal die Woche, um zu sehen, ob ein Brief für sie gekommen sei, bis auf einmal ... vielleicht vor zwei Wochen? Er war überrascht gewesen, dass sie nicht erschienen war, vor allem, da sie in der Woche davor keinen Brief erhalten hatte, und sie nie länger als zwei Wochen auf einen Brief warten musste.
    Vor zwei Wochen. Das musste der Tag gewesen sein, an dem Anne bei Hobys Schusterei hereingestürmt gekommen war, mit einem Gesichtsausdruck, als wäre sie einem Geist begegnet. War sie damals unterwegs zur Poststelle gewesen, um ihre Briefe abzuholen, als sie der geheimnisvollen Person über den Weg gelaufen war, die sie nicht zu sehen wünschte? Er hatte sie danach zu einer Poststelle kutschiert, damit sie ihren Brief abgeben konnte, aber es war nicht dieselbe gewesen, in der sie als Mary Philpott Briefe erhielt.
    Jedenfalls, so fuhr der Mann in der Poststelle fort, war sie ein paar Wochen später dann gekommen. An einem Dienstag. Sie kam immer dienstags.
    Daniel runzelte die Stirn. Sie war an einem Mittwoch verschwunden.
    Daniel hinterließ an allen Poststellen seinen Namen und versprach eine Belohnung für diejenigen, die ihn bei ihrem Auftauchen benachrichtigten. Aber darüber hinaus wusste er nicht, was er tun sollte. Wie sollte er in London eine einzelne Frau finden? Und so streifte er einfach ziellos durch die Straßen, stundenlang, und suchte die Menschenmengen nach ihrem Gesicht ab. Es war wie die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen, nur schlimmer. Zumindest befand sich die Nadel im Heuhaufen. Anne hingegen konnte genauso gut die Stadt verlassen haben.
    Aber nun war es dunkel, er brauchte seinen Schlaf, und so hatte er sich zurück nach Mayfair geschleppt und insgeheim gebetet, dass seine Mutter und Schwester bei seiner Ankunft nicht

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