Ein echter Schatz
Ranger.« Ich übergab Ranger das Handy. »Morelli will dich sprechen.«
»Yo«, sagte Ranger. Er hörte eine ganze Weile lang nur zu, sah mich von der Seite an. »Verstanden«, sagte er dann. »Erwarte keine Wunder von mir. Sie ist eine wandelnde Katastrophe.« Ranger legte auf und gab mir das Handy zurück. »Ich bin ab jetzt für dein Wohl verantwortlich.«
»Morelli sollte sich um seinen eigenen Kram kümmern.«
»Das macht er doch gerade. Ihr beide seid ein Paar. Er sorgt sich um dich.«
»Das will ich aber nicht. Ich kann für mich selber sorgen.«
»Sag bloß?«, meine Ranger nur.
Schlimmer noch, diese Einordnung als Paar traf mich unvorbereitet.
»Findest du, dass Morelli und ich ein Paar sind?« »Seine Kleider sind in deinem Schrank.« »Nur Strümpfe und Unterwäsche.«
Ranger bog in die Einfahrt neben dem Haus meiner Eltern und wandte sich mir zu. »Pass auf, was du zu mir sagst. Ich halte mich brav an das Gebot »Du sollst nicht begehren eines anderen Weib«. Du hältst mich auf Abstand, das respektiere ich. Aber wenn ich das Gefühl habe, die Beschränkung lässt nach, stoße ich vor.«
Das wusste ich auch so, aber in Worte gefasst war es beunruhigend. Ich wollte die Sache nicht unnötig aufbauschen, deswegen versuchte ich, zum Spaß darauf einzugehen. »Strümpfe und Unterwäsche sind nach deinem Verständnis also ein Grenzfall, was Paarbildung betrifft.«
»Ich wollte dir nur raten, vorsichtig zu sein.«
Wenn Ranger einen warnen wollte, dann verstand er keinen Spaß.
»Na toll«, sagte ich. »Ausgerechnet Vorsicht. Meine große Spezialität.«
»Mir auch schon aufgefallen«, sagte Ranger. Meine Oma machte die Haustür auf und winkte.
Ranger und ich winkten zurück, ich stieg aus dem Wagen und ging ins Haus, um meine Tasche zu holen.
»Ist das Blut an deinem Hosenbein?«, fragte meine Oma, als ich den Flur betrat.
»Ein kleines Malheur in der Küche«, sagte ich. »Nichts Schlimmes. Ich muss gleich wieder los. Wollte mir nur meine Tasche holen. Den Buick bringe ich später vorbei.«
Ich lief nach draußen zu dem Porsche und stieg ein.
»Barnhardt steht zwei Häuser weiter auf der anderen Straßenseite«, sagte Ranger. »Sie war hier, als wir herfuhren. Sie muss den Cayenne gesehen haben.«
Ranger setzte aus der Einfahrt zurück auf die Straße, Joyce schloss sich uns an, hielt sich aber ein paar Autolängen hinter uns.
»Ich bringe dich zu mir nach Hause«, sagte Ranger. »Ich muss dringend liegen gebliebene Schreibarbeiten erledigen, und ich muss unbedingt Tank noch sprechen. Ich will mir keine Sorgen machen um dich. Du kannst über Nacht bei mir bleiben und Hansen gleich morgen früh abliefern, wenn das Gericht öffnet.«
»Ich kann doch über Nacht nicht bei RangeMan bleiben.«
»Morelli hat gesagt, ich wäre für deine Sicherheit verantwortlich.«
»Ja, schon, aber es ist doch niemand hinter mir her. Ich hatte einfach nur Pech.«
»Babe, du hast ein Auto kaputt gefahren, zwei Häuser abgebrannt, einem Mann die Eier ans Bein getackert und eine frische OP-Naht an deinem Bein. Mach mal halblang. Trink einen Schluck Wein, entspann dich vor der Glotze und geh früh ins Bett.«
11
Rangers Privatwohnung nimmt die gesamte sechste Etage des RangeMan-Gebäudes ein. Sie ist von einem Innenarchitekten eingerichtet, neutrale, erdige Farbtöne, klassische, bequeme Möbel. Kühl. Ruhig. Einladend, auf irgendwie männliche Art. Die Wohnungstür aus Mahagoni führt in einen langen, schmalen Flur. Garderobe und Gästetoilette auf der einen, Kirschholzanrichte auf der anderen Seite. Rangers Haushälterin Ella sorgt immer für frische Blumen in einer Vase auf der Anrichte, daneben steht ein Silbertablett für Schlüssel und Briefe. Rechts, am Ende des Gangs, eine moderne Küche, Einbauten aus rostfreiem Stahl, Arbeitsplatten aus Granit. Frühstückstresen, kleines Esszimmer, kleines Wohnzimmer. Die Schlafzimmersuite besteht aus Rangers »Höhle«, einem Zimmer mit Doppelbett, weichen, weißen Laken aus feinster Seide, einem Ankleidezimmer, bis oben gefüllt mit schwarzen Kleidern, einer Waffenkammer und einem Luxusbadezimmer mit begehbarer Dusche, die nach Rangers Bulgari-Green-Duschgel riecht.
Ranger öffnete die Wohnung mit einem elektronischen Funkschlüssel, ich folgte ihm. Aus einer Schublade der Anrichte nahm er einen identischen Schlüssel und gab ihn mir.
»Wenn du aus dem Haus gehst, nimm den GPS-Monitor mit. Hal bringt den Cayenne hierher. Er steht unten, Schlüssel liegt auf dem
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