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Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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direkt unter Ihr Fenster. Sie müssen sofort springen, bevor der Wagen Feuer fängt«, rief Randy mir zu.
    Na gut, Hollywood lässt grüßen. Aber das musste ja nicht heißen, dass es nicht klappte. Außerdem blieb mir nicht viel anderes übrig.
    Ich stieg mit einem Bein über die Fensterkante, der LKW fuhr vor, mit Schwung holte ich das andere Bein nach, holte tief Luft und – sprang. Ich landete mit den Füßen zuerst auf dem Metalldach des Schleppers und verlor augenblicklich das Gleichgewicht. Schnell rappelte ich mich hoch auf alle viere, suchte nach einem Halt, griff jedoch mit der Hand ins Leere. Ich rutschte rüber zur Kante des Hängers und bekam eine Strebe zu packen, als sich die Zugmaschine auch schon in Bewegung setzte. Ich baumelte über der Seite, fluchte, nur für wenige Sekunden, dann gaben meine Finger nach, und ich fiel zu Boden.
    Ich landete auf dem Rücken, alle viere von mir gestreckt, mir war die Puste ausgegangen. Ich sah alles nur verschwommen, im Ohr das Tuckern des LKW-Motors. Randy beugte sich über mich, das Gesicht knapp über mir, und die Sonne hinter ihm umrahmte seine wilde Mähne wie mit einer Gloriole.
    Ich konnte nicht sprechen, es war noch keine Luft wieder in meine Lungen geströmt, nur ein »Hn?« gab ich von mir.
    »Was soll ich machen?«, fragte Randy. »Soll ich schauen, ob was gebrochen ist? Den Brustkorb vielleicht abtasten? Machen Sie sich mal frei.«
    »Hn!«
    »Einen Versuch war es immerhin wert, oder?«, sagte er.
    »Daraus folgere ich, dass ich noch nicht tot bin.«
    »Nein, nur ein bisschen angeschlagen und…«
    »Und was noch?«
    »Nichts.«
    »Sie gucken auf mein Haar. Was ist mit meinem Haar?«
    »Nur ein bisschen angesengt.«
    Ich schloss die Augen. »Scheiße!«
    »Sie werden doch jetzt nicht weinen, oder? Mein Freundin fängt immer sofort an zu heulen, wenn man was Falsches über ihr Haar sagt. Das kann ich nicht ab.«
    Ich versuchte aufzustehen, aber mir tat alles höllisch weh, und ich machte keine Fortschritte, mich in die Vertikale zu erheben. Schließlich fasste Randy unter meine Achseln und stellte mich auf die Beine.
    »Den Mann, nach dem Sie gesucht haben, haben Sie wohl nicht gefunden, oder?«, fragte Randy.
    »Schwer zu sagen.«
    »Wollen Sie auf die Polizei und die Feuerwehr warten?«
    »Glauben Sie, dass sie kommen?«
    »Erst wenn wir sie rufen.«
    »Das habe ich nicht vor.«
    »Ich auch nicht.«
    »Danke, dass Sie mich da rausgeholt haben«, sagte ich zu Randy. »Das war ja ein riesiger Truck.«
    »Das war ein doppelstöckiger Fahrzeugtransporter. Wir brauchen ihn, um, äh… Autos zu transportieren.«
    Das Lagerhaus war ein einziges Inferno. Es wurde von Flammen förmlich verschlungen, und die Hitze war wie Nadelstiche auf meiner Haut. Schwarze Rauchschwaden stiegen Hunderte Meter in den Himmel auf.
    »Ein anständiges Feuer«, stellte Randy mit Blick auf den Rauch fest.
    »Könnte sein, dass hier gleich was los ist.«
    Ich humpelte zu meinem Buick, klemmte mich mit Müh und Not hinters Steuer, atmete ruhig ein und aus und sammelte mich erst mal. Eines der Rollladentore zur Werkstatt ging hoch, und der Autotransporter rollte heraus. Die Werkstatt war für ungebetene Besucher geräumt worden.
    Ich ließ den Motor an und folgt dem Transporter zur Route One. In der Ferne ertönten Sirenen, aber wir bewegten uns in die entgegengesetzte Richtung. An der Kreuzung zur Route One bog der Transporter Richtung Norden ab, ich Richtung Süden. Ich nahm die Ausfahrt Broad Street und fuhr zurück zu meiner Wohnung. Rangers Porsche und meine Tasche waren noch bei meinen Eltern, aber denen wollte ich mich nicht in dieser Aufmachung präsentieren. Ich hatte einige Zentimeter Haare eingebüßt, die Spitzen waren verbrannt und kräuselten sich. Überall Schnittwunden und Schrammen, Brandbläschen und Wunden. Ich wollte nur noch unter die Dusche, dann ab ins Bett und so lange drin liegen bleiben, bis mein Haar nachgewachsen war. Ich trat aus dem Aufzug, schnurrte den Flur entlang und hinterließ dabei Ruß- und Blutspuren. Über kurz oder lang würde Dillon den Boden mit seinem Shampooniergerät beackern. Nicht vergessen: Ein Sixpack für Dillon kaufen.
    Ich schloss meine Wohnungstür auf, schlurfte hinein und wäre beinahe umgekippt, als ich Ranger sah. Er saß in meinem Wohnzimmer, auf meinem einzigen ordentlichen Sessel, Ellbogen auf den Armlehnen abgestützt, die Hände vor sich, Finger an den Spitzen zusammengelegt. Seine Miene war ausdruckslos, zeigte keine

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