Ein echter Schatz
ab.
»Joyce sitzt gegenüber in ihrem Auto«, sagte Lula.
»Und neben ihr sitzt Smullens Freundin.« Ich winkte ihr zu. »Hi«, sagte ich.
»Leck mich«, rief sie.
»Schlechte Laune, die Frau, was«, sagte Lula.
Wahrscheinlich war sie mies drauf, weil es jetzt, wo ich keinen Sender mehr trug, schwieriger war, meiner Spur zu folgen.
»Viel Spaß heute Abend«, sagte ich zu Lula.
»Bis morgen.«
Ich fuhr zu meiner Wohnung, Joyce im Schlepptau. Sie war keine Bedrohung. Ich würde sie zu nichts und niemandem führen. Es war später Nachmittag, und ich freute mich auf einen friedlichen Abend in meinen eigenen vier Wänden. Ich würde Ranger anrufen und ihm sagen, dass ich mit Rex allein zu Hause wäre, dass alles soweit in Ordnung sei. Ich würde mir irgendwas Tiefgekühltes in die Mikrowelle schieben, ein Bier aufmachen und Fernsehen gucken. Joyce konnte unten auf dem Parkplatz hocken, bis sie schwarz wurde. Irgendwo schwirrten die vierzig Millionen Dollar rum, aber das war mir egal. Das war Joyce‘ Problem, nicht meins. Ich war aus dem Schneider. Ich stand nicht mehr unter Mordverdacht. Hurra!
Ich stellte den Wagen unten ab, lief nach oben und hüpfte vor Freude. Hier war ich zu Hause, meine Wohnung war hübsch und still, nicht so luxuriös wie Rangers, aber sie ge hörte mir. Ich stellte Rex frisches Wasser hin und legte ihm ein kleines Stück Käse in den Fressnapf.
Plötzlich bollerte es an meiner Tür. Ich wollte erst durch den Spion gucken, wer draußen stand, aber bevor ich die Tür erreicht hatte, hörte ich erst ein Knarren, dann noch ein lautes Donnern, und auf einmal flog die Tür auf und knallte gegen die Wand.
Es war der große, blonde muskelbepackte Vollidiot, dem ich die Eier an die Schenkel getackert hatte. Er stürzte in den Flur und packte mich. Ich schrie, aber er klemmte mir den Mund zu.
»Schnauze!«, sagte er. »Oder es knallt. Würde ich sowieso gerne tun, aber mein Chef will Sie heile und unverletzt.«
»Warum?«
»Weiß ich nicht. So ist er nun mal.«
»Nein. Ich meine, was will er von mir.«
»Mein Chef mag keine neugierigen Leute. Und Sie neigen dazu, sich da aufzuhalten, wo Sie nicht hingehören. Mein Chef meint, Sie wüssten etwas.«
»Wer? Ich? Ich weiß überhaupt nichts. Mit meinem Unwissen kann man eine ganze Bibliothek füllen.«
»Das können Sie meinem Chef persönlich erzählen. Er will mit Ihnen reden. Sie können sich kooperativ zeigen und mitkommen. Oder Sie kriegen einen Schlag mit meinem Elektroschocker, und ich trage Sie raus. Sie können es sich aussuchen.«
Noch ein Schlag mit dem Elektroschocker, und ich müsste das halbe Alphabet neu lernen. »Ich komme mit Ihnen.«
Er drehte sich um und prallte gegen Joyce, die ihre Pistole auf ihn richtete.
»Nix da, Jose«, sagte sie. »Ich verfolge die Frau. Ich bin an ihr dran. Schauen Sie doch selbst, wie Sie an das Geld rankommen!«
»Hauen Sie ab. Und ich heiße auch nicht Jose. Ich heiße Dave.«
»Ich zähle bis drei, Dave. Wenn Sie Ihren Fettarsch bis drei nicht von der Platte geputzt haben, verpasse ich Ihnen eine Bleifüllung in Ihre Eier.«
»Was ist bloß an meinen Eiern dran? Warum hacken alle auf meinen Eiern rum?«
»Eins«, sagte Joyce.
»Sie gehen mir auf die Nerven.«
»Zwei.«
»Sie können mich mal«, sagte Dave.
Er packte den Lauf der Waffe, die Waffe entlud sich, und Joyce schoss ihm die Spitze seines kleinen Fingers ab.
Totenstille. Alle drei waren wir erschüttert.
Dave betrachtete seinen gekappten kleinen Finger, die Augäpfel kullerten nach hinten, und mit einem Plumps und dem Gesicht zuerst fiel er zu Boden.
»Scheiße, Joyce«, sagte ich. »Das viele Blut überall im Flur. Dillon hat gerade erst den Boden gewischt.«
Joyce setzte einen Fuß auf den schlaffen Körper und drehte den Mann auf den Rücken. »War die Nase immer schon so platt?«
»Nein. Und Blut kam vorher auch nicht raus. Er hat sie sich bei dem Sturz gebrochen.«
Joyce nahm Daves Hand und steckte sie in seine Hosentasche, damit nicht noch mehr Blut auf den Boden floss. »Was willst du jetzt mit ihm machen? Wir können den Notarzt rufen. Oder wir verfrachten ihn in den Aufzug und drücken den Knopf.«
»War er allein?«
»Nein. Sein Partner wartet unten in einem schwarzen BMW.«
»Dann übergeben wir ihn einfach seinem Partner.«
Wir schleppten ihn zum Aufzug und fuhren ins Erdgeschoss. Dann zogen wir ihn nach draußen zum Parkplatz, und Joyce pfiff einmal laut durch die Zähne, um Daves Partner auf sich
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