Ein echter Schatz
Erdnussbuttersandwich, das war um fünf.«
Ella hatte geröstetes Gemüse, Schweinelenden und zwei Portionen Safranreis für uns gekocht.
»Woher weiß Ella, dass ich hier bin?«
»Alle im Haus wissen, dass du hier bist. Hier gibt es so gut wie keine Geheimnisse. Nur die Privaträume und die Toiletten werden nicht überwacht.«
»Wissen sie über uns Bescheid?«
»Nein. Und es fragt auch niemand danach.«
»Nicht mal Tank?«
»Nicht mal Tank.«
»Sie glauben also, dass wir auch zusammen ins Bett gehen.«
»Wahrscheinlich.« Ranger legte zwei Platzdeckchen auf den Frühstückstresen. »Haben sich Morelli oder Dickie irgendwie zu dem Geld geäußert?«
»Nein. Morelli sagte nur, die Polizei würde die Liste der Mandanten überprüfen, mehr nicht. Ich habe mich nicht lange im Haus aufgehalten. Lula wartete draußen im Wagen auf mich.« Wir machten uns über das Essen her.
»Hat Dave irgendwas Interessantes gesagt?«
»Er sagte, ich sei neugierig. Ich würde dazu neigen, mich da aufzuhalten, wo ich nicht hingehöre. Das würde seinem Chef nicht gefallen.«
»Und was wollten sie dir nun antun?«
»Das hat Dave nicht verraten. Aber angenehm wäre es wohl nicht geworden.«
Ich machte meinen Teller sauber und sah auf das Tablett. Kein Nachtisch. Ranger aß nie Nachtisch. Noch ein Grund, warum ich Ranger nie heiraten könnte. Der andere war, dass für Ranger eine Ehe sowieso nie in Frage käme.
Wir packten das Geschirr in die Spülmaschine, stellten das restliche Essen in den Kühlschrank und machten es uns in Rangers »Höhle« vor dem Fernseher bequem.
»Guckst du viel fern?«, fragte ich ihn.
»So gut wie nie.« Er rief das Fernsehprogramm auf dem Bildschirm auf. »Heute Abend sind keine Spiele. Nur Boxen.«
Ich dachte an Lulas Theorie, wie man das Tier im Mann hervorlockte. Bis jetzt hatte Ranger das Tier in sich ganz gut unter Kontrolle. Lieber das Gleichgewicht nicht in Gefahr bringen.
»Boxen will ich nicht sehen«, sagte ich.
»Na gut. Mal sehen, was es für Filme gibt.
Der Terminator, Pulp Fiction, Braveheart, The Transporter, Beim Sterben ist jeder der Erste
. Irgendeiner dabei, der dich anmacht?«
Warum lief nie Zeit der Zärtlichkeit, wenn man es mal brauchte? »In allen kommt ziemlich viel Gewalt vor.«
»Na und?«
»Gibt es keine anderen Filme?«
Ranger klickte sich weiter durchs Programm. »Bruce Lee?«
»Weiter.«
»
Jane Eyre
gucke ich mir auf keinen Fall an.«
»Na gut. Dann eben
Bruce Lee
. Wenn es sein muss.«
»Vielleicht kannst du ja noch was von ihm lernen.«
»Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen.«
»Worauf?«
»Alles Mögliche.«
Zehn Minuten später stöhnte ich vor Schmerz kurz auf. »Oh, oh.«
Es war eine unbeabsichtigte Äußerung. Die Natur hatte sich zu einem höchst unpassenden Zeitpunkt gemeldet und brachte mich in eine peinliche Situation.
Ranger sah mich an. »Was ist?«
»Nichts.« Jedenfalls nichts, was ich Ranger mitteilen wollte.
»Du hast doch was? Was ist los?«
»Krämpfe.«
»Babe.«
»Ich brauche … du weißt schon«, sagte ich. »Du hast keine dabei, oder?«
»Ich wollte ja eigentlich bei mir übernachten, und in der Eile hab ich einfach nicht daran gedacht.«
»Soll ich einen meiner Leute losschicken, dir welche besorgen?«
»Würden sie das machen?«
»Ich müsste ihn extra dafür bezahlen.«
»Vielleicht kann Ella mir aushelfen.« Ich lief nach unten zu Ella, zehn Minuten später lümmelte ich wieder auf dem Sofa.
»Alles gut?«, fragte Ranger.
»Ja. Ella hatte welche.«
Bruce Lee
ließ die Fetzen fliegen. Weiß der Geier, was das für Auswirkungen auf Rangers Libido hatte, ich jedenfalls spürte, dass sich die Natur jetzt für mich entschieden hatte. Was zuerst als peinliches Malheur erschien, war in Wahrheit ein Segen. Heute war mein Glückstag. Erst Joyce, jetzt die Natur.
Ranger schlang einen Arm um mich und liebkoste mich am Hals.
Bruce
Lee zeigte Wirkung.
»Lula vertritt die Theorie, dass Filme mit Gewaltszenen Männer geil machen«, sagte ich.
»Alles macht Männer geil«, sagte Ranger.
»Wie gut, dass ich Bauchkrämpfe habe. Dann kann mir ja nichts passieren.«
»Vor mir bist du nie sicher«, sagte Ranger.
Oh. »Das denkst aber auch nur du«, erwiderte ich.
Ranger schaltete zu
Jane Eyre
um. »Die beiden Spielzeuge, die wir in deiner Tasche gefunden haben, waren einfache Sender. Abgesehen von meiner Wanze, müsstest du also eigentlich clean sein. Wie hat Joyce dich heute Nachmittag ausfindig gemacht?«
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher