Ein echter Schatz
Haus gehen. Ich kann Bestellungen über E-Mail ausfüllen und von meinem Onlinekonto überweisen.« Er verdrückte eine Träne. »Ich komme mir albern vor, deswegen so rührselig zu werden. Aber es war wirklich eine schreckliche Zeit. Einfach schrecklich.«
»Das macht nichts«, sagte Grandma. »Wir regen uns alle über die Kabelgesellschaft auf.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Wirklich sehr freundlich von Ihnen, dass Sie solange mein Haus gehütet haben.«
»Ich habe mir ganz gut die Zeit vertrieben. Ich habe mir ihre Tiere angeschaut«, sagte Grandma. »Man kommt sich vor wie in einem Museum oder so. Mein Liebling ist dieses Murmeltier, weil es drei Augen hat. Das muss man sich mal vorstellen, ein Murmeltier mit drei Augen.«
Grandma streckte die Hand aus, berührte ein Auge und peng! Sie war von oben bis unten mit Murmeltierhärchen bedeckt.
»Heiliger Strohsack«, sagte Grandma.
»Nicht so schlimm«, sagte Coglin. »Murmeltiere habe ich genug da.«
Ich führte Grandma über den Bürgersteig zum Auto und befestigte ihren Sicherheitsgurt.
»Er muss das Tier zu prall gefüllt haben«, sagte sie.
»Das passiert ständig«, beruhigte ich Grandma. »Keine Angst. Ich bringe dich jetzt nach Hause, wir machen dich sauber, und dann siehst du wieder aus wie neu.«
Unterwegs rief ich meine Mutter an, um sie vorzuwarnen.
»Grandma ist ein kleines Malheur passiert«, sagte ich. »Aber es geht ihr gut. Es kleben nur ein paar Murmeltierfetzen an ihren Sachen. Mit Fleck Weg müsste es eigentlich wieder weggehen. Und frag doch bitte Dolly im Frisiersalon, ob sie noch einen Termin frei hat, für Waschen, Legen, vielleicht auch Schneiden.«
Schweigen in der Leitung. Ich sah meine Mutter vor mir, wie sie sich bekreuzigte und zu dem Küchenschränkchen schielte, wo sie ihre Schnapsflasche versteckt hatte. Ich legte auf und bog Richtung Burg ab.
»Ich habe gehört, dass Elmer nach Lakewood verfrachtet wurde«, sagte ich zu Grandma.
»Ja. Aber er war sowieso eine Niete. Ich habe mir überlegt, ob ich nicht mal mit Kegeln anfangen soll. Lucy Grabek ist in einen Verein eingetreten, jetzt hat sie ihre eigene Bowlingkugel, rosa, mit ihrem Namen drauf. So eine will ich auch haben.«
Ich hielt vor dem Haus meiner Eltern, und meine Mutter kam heraus, um Grandma zu holen.
»Sind das wirklich Murmeltierfetzen?«, fragte meine Mutter.
»Die kleinen, braunen Härchen und die Fellstückchen sind von einem Murmeltier. Was das weiße Zeug ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich irgendwelcher Kunststoffschaum«, sagte Binkie und ich winkten Grandma und meiner Mutter zum Abschied, danach fuhren wir zum Kautionsbüro.
Connie war vor mir angekommen und hatte schon den Scheck für die Festnahme ausgestellt. »Gute Arbeit«, sagte sie. »Das war eine kluge Idee, deine Oma zu bitten, das Haus zu hüten. Wie ist es gelaufen?«
»Ein Waldmurmeltier hat sie besprungen.«
»Das war bestimmt das dritte Auge, das sie so angemacht hat«, sagte Lula. »So einem Auge kann man nicht widerstehen.«
»Wie ist es gestern Abend gelaufen?«, fragte ich Lula. »Haben die Filme geholfen?«
»So weit ist es gar nicht gekommen. Es hat sich gezeigt, dass er gar keinen Appetitanreger braucht, um in Stimmung zu kommen. Weißt du was? Ich glaube, ich bin verliebt. Für ihn würde ich sogar kochen lernen.«
Connie und ich verdrehten nur die Augen.
»Na gut«, sagte Lula. »Vielleicht nicht gerade kochen, aber irgendwas könnte ich doch lernen.«
Mein Handy klingelte, ich nahm ab, es war Morelli.
»Er ist weg«, sagte er.
»Wer?«
»Dickie.«
»Wohin?«
»Weiß ich nicht. Ich hatte gerade oben zu tun, und als ich runterkam, war er weg. Der Fernseher lief noch, und der Hinterausgang war unverschlossen.«
»Fehlt irgendwas?«
»Nicht, dass ich wüsste. Mein Auto steht noch da. Seine Klamotten sind auch alle da. Spuren eines Kampfes sind nicht zu erkennen. Kein Blut auf dem Boden.«
»Vielleicht ist er nur mal spazieren gegangen.«
»Er soll hier nicht spazieren gehen. Er darf nicht mal das Haus verlassen. Das war die Abmachung. Ich bin schon in der Umgebung herumgefahren, aber ich habe ihn nicht gefunden.«
»Glaubst du, dass ihn jemand entführt hat?«
»Keine Ahnung.«
»Vielleicht ist er kurz rausgegangen, um sich mit Joyce zu vergnügen.«
»Joyce. Ja, gute Idee. Verfolgt sie dich immer noch?«
Ich sah aus dem großen Schaufenster des Ladenlokals, in dem unser Büro untergebracht ist. »Ja. Sie steht gegenüber, auf der anderen
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