Ein echter Schatz
für Dickie, sondern weil ich auch Kaffeesahne brauchte.
»Ich möchte mit dir gehen«, sagte Dickie. »Ich habe es satt, ständig in diesem Haus von einem Bullen bewacht zu werden.«
»Ich darf das Risiko nicht eingehen, dass dich jemand erkennt«, sagte Morelli. »Wenn Petiak oder einer seiner Verrückten dich in meinem Auto sieht, fliegt unsere Tarnung auf.«
»Dann setze ich mir eben eine Mütze auf«, sagte Dickie.
»Gib ihm ein Kapuzen-T-Shirt«, sagte ich zu Morelli. »Er wirft sich die Kapuze über und nimmt einen latschigen Gang an. Ich brauche unbedingt was zu essen.«
Morelli hob ein Kapuzen-T-Shirt vom Wohnzimmerboden auf und warf es Dickie zu. »Ich komme mit«, sagte Morelli. »Ich hole mir nur noch eben was zum Anziehen.«
Meine Strümpfe waren trocken, aber meine Schuhe waren immer noch nass. Ich schnappte mir eine Jacke aus Morellis Garderobenschrank und stülpte mir eine Basecap über den Kopf.
Wir schlichen uns nach draußen zu Morellis SUV, der hinterm Haus stand. Dickie auf dem Beifahrersitz, ich auf dem Rücksitz. Morelli führte erst noch Bob aus, die Seitenstraße entlang, bis der Hund sein Geschäft erledigt hatte, dann liefen die beiden zurück, und Morelli hievte Bob in den Kofferraum.
Er fuhr auf der Liberty Street Richtung Süden und bog in eine Ladenzeile, deren Anfang ein 7-Eleven bildete. Ich nahm die Bestellungen der beiden Männer auf, Morelli gab mir ein Bündel Dollar, und ich ging los, einkaufen. Ich war auf dem Rückweg, in der Hand eine Tüte Lebensmittel, da sah ich Diggery am anderen Ende der Ladenzeile, wie er gerade sein mobiles Steuerbüro vom Kofferraum eines klapprigen Pontiac Bonneville aus betrieb. Der Kofferraum stand offen, davor ein Klapptisch und zwei Campingstühle. Sieben Leute standen an. Ich gab Morelli die Einkaufstüte und begab mich zu Diggery.
»O Mann«, sagte er bei meinem Anblick.
»Sie sind aber früh auf den Beinen«, sagte ich und sah auf seine Fingernägel, ob sich vielleicht Friedhofsdreck darunter befand.
»Ich fülle hier nur Formulare aus. Superbequem ist das für die Leute«, sagte Diggery. »Sie halten hier kurz an, holen sich einen Kaffee, und ich mache in der Zwischenzeit ihre Steuererklärung…«
»Ich war als Nächste dran«, sagte eine Frau zu mir. »Sie müssen sich hinten anstellen.«
»Regen Sie sich ab«, sagte ich. »Ich werde wegen Mordes gesucht, und ich bin ziemlich mies drauf.«
»Hören Sie«, sagte Diggery zu mir. »Ich weiß, dass es keine große Sache ist, eine Kaution verlängert zu bekommen, aber es kostet mich mehr Geld als vorher, und das habe ich nicht. Meine Kinder brauchten Wintermäntel, und meine Schlange brauchte Ratten. Wenn Sie mich meine Steuerberatung zu Ende machen lassen, komme ich mit Ihnen. Dann habe ich genug Geld zusammen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie behelligen mich nicht weiter, und ich mache Ihnen dafür Ihre Steuern. Umsonst.«
»Wie lange brauchen Sie noch?«
»Zwei Wochen.«
»Ich könnte wirklich Hilfe bei meinen Steuern gebrauchen.«
»Tun Sie einfach alle Ihre Belege in einen Schuhkarton und bringen Sie sie mir. Ich könnte Sie kommenden Montag dazwischenschieben. Da stehe ich zwischen zehn und zwölf abends vor dem Cluck-in-a-Bucket in der Hamilton Avenue.«
»Was sollte denn der Abstecher?«, fragte Morelli, als ich in den SUV einstieg.
»Simon Diggery macht die Steuern für andere Leute. Er sagt, er braucht das Geld, um Ratten für seine Schlange zu kaufen, also habe ich ihn laufen lassen.«
»Sieht dir ähnlich«, sagte Morelli, warf Bob einen Bagel zu und fuhr uns wieder nach Hause.
Ich hatte Bagels, Donuts, Frischkäse, Milch, Orangensaft, Brot und ein Glas Erdnussbutter gekauft. Dickie nahm sich einen Bagel und bestrich ihn mit einer fetten Ladung Frischkäse. Morelli und ich hielten uns an die Donuts.
»Red ruhig weiter«, sagte Morelli zu Dickie. »Du hast dich mit Smullen, Gorvich und Petiak eingelassen, und was dann?«
»Es sah alles vielversprechend aus. Wir kauften das Haus, dann verdienten wir gut, also haben wir noch in andere Immobilien investiert. Petiak und Gorvich arbeiteten beide von zu Hause aus, deswegen sah ich sie immer nur montags bei den Besprechungen außer Haus. Mir war das recht. Petiak war mir immer ein bisschen unheimlich. Er redet sehr leise, wählt seine Wörter mit Bedacht, als wäre Englisch nicht seine Muttersprache. Und dann seine Augen. Als würden sie das Licht absorbieren, aber nicht strahlen. Smullen hatte Verbindungen nach
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