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Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)

Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)

Titel: Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Grytten
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phantastischer Tag, nicht wahr?, sagte Fräulein Gullichsen. Sie war bereits im fortgeschrittenen Alter, versuchte aber, mit der Zeitschriftenmode zu gehen. Sie änderte ständig ihre Frisur, trotzdem wirkte sie wie ein Relikt aus der Gründerzeit von C. Conroy Sons & Co. Fräulein Gullichsen hatte für den Kaffee eine alte Kaffeemaschine von Philips, eine Maschine, die Arvid Lunde sehr schnell durch eine neue Maschine zu ersetzen gedachte, die sowohl Espresso als auch Cappuccino im Programm hatte. Direktor Christiansen legte sein Veto ein, er liebte den Geschmack von morgendlichem Kaffee, von Fräulein Gullichsen aus der Philips-Maschine gezapft.
    Im Oktober zog Arvid Lunde in ein freistehendes Doppelhaus in der Inkognitogate. In seiner kleinen neuen Kolumne im Kapital schrieb Arvid Lunde, wie sehr er den Erker und die Giebelwände mochte, die die Fassade auflockerten, ihm gefalle der Blick aus dem zweiten Stock, er liebe die Ruhe in der Straße, das Haus liege mitten in der Stadt, aber er habe das Gefühl, im Wald zu wohnen. Die Jurastudentin aus Hammerfest zog sich noch ein paar Abende für ihn aus, sie stellte die Schuhe fein säuberlich neben das Bett und kroch zu ihrer beider Freude unter die Decke. Im November flog sie nach Frankfurt, um Internationales Recht zu studieren. Arvid Lunde erhielt eine Ansichtskarte mit einer Kirche und dem Main. Ich denke, wir sollten den Kontakt beenden, das ist für beide Seiten bestimmt am besten , stand auf der Rückseite der Karte, die ein paar Wochen lang am Kühlschrank hing. Anschließend wurde es still. Still in der Inkognitogate. Still im Anzug. Still im November, still im Dezember.
    Arvid Lunde geht allein durch Oslo. Läuft mit Mantel und Lehrertasche durch die weihnachtlich erleuchteten Straßen. Er kommt an Gebäuden mit Glasfassaden, an alten Häusern und menschenleeren Ecken vorbei. In seinem ersten Winter in Oslo sind Kälte und Schneeregen seine einzigen Begleiter. Wie schön wäre es, wenn er in den erleuchteten Zimmern gesehen würde, den Geruch von frischen Pfefferkuchen riechen könnte, den Abwasch mit jemandem zusammen machen, das Licht löschen und beim Schlafengehen die Wärme eines anderen Körpers spüren. Denn auch Oslo ist eine Stadt am Fjord, und ein Mann kann hier genauso von der Fjordeinsamkeit heimgesucht werden wie weiter im Westen des Landes. Gerade kommt Arvid Lunde die Karl Johans Gate entlang, anonym, bis er an einer Ampelkreuzung stehen bleiben muss und der Mann neben ihm fragt, ob er nicht Arvid Lunde sei. Doch, Lunde nickt und lächelt, das sei er. Haben Sie einen Tipp für mich, Lunde?, fragte der Mann, als die Ampel auf Grün sprang.

Leute aus Odda auf einem Wochenendtrip in Oslo waren Arvid Lunde zufällig auf der Straße begegnet und erzählten, dass er sich einen Schnurrbart habe wachsen lassen. Ein Schnurrbart kann das Aussehen eines Mannes radikal verändern, meistens nicht zu seinem Vorteil. So war es auch bei Arvid Lunde, der Schnurrbart war wohl kaum sein schlauester Schachzug. Er hatte sicherlich einen Hintergedanken gehabt, denn Wissenschaftler behaupten, ein Schnurrbart biete die Chance, in einer Gruppe sozial akzeptiert zu werden, und ein Schnurrbart mochte einem Menschen nützlich sein, der in Oslo neu war. Lunde hatte ansonsten dieselbe abgewetzte Aktentasche dabei. Selbstverständlich steckten jetzt Aktienanalysen an der Stelle, an der sich früher Geschichtsklassenarbeiten befunden hatten. Davon abgesehen war Lunde aber derselbe, er lief in frischgeputzten Schuhen und in zu kurzer Anzughose durch die Straßen Oslos, bei Regen unter einem Schirm mit ein paar defekten Stäbchen. Hat er wirklich so viel Geld?, fragten sich die Leute in Odda. Reichte es aus, sich Geld zu wünschen und es sich dann zu besorgen? Musste ein Mann sein Geld nicht auch verdienen? Alle lieben den Underdog, aber können sie auch den Upperdog lieben? Jeder Affe kann Pfeile auf die Börsenseiten des Wall Street Journal werfen, auf lange Sicht verdient der Affe genauso viel wie ein Spekulant. Aber wer das behauptete, wurde auch mit Gegenargumenten konfrontiert, denn die Leute kapierten nicht, dass zum Erfolg mehr gehörte als frischgeputzte Schuhe und ein schicker Anzug, die Leute glaubten, dass Menschen mit Geld ihre Affenscheiße in die Aktenmappen steckten, sie begriffen nicht, wie groß der Teil des Erfolgs ist, den man planen kann. Ein gewiefter Investor schließt möglichst viele Faktoren aus, die einen Menschen daran hindern könnten, Glück zu

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