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Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)

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Titel: Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Grytten
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waren. Am nächsten Tag rief CC ihn zu sich ins Büro. Er erwähnte den gestrigen Abend mit keinem Wort. Er sagte nur, er betrachte Lunde als einen Sohn. Sie seien einander schon sehr nahe gekommen. In absehbarer Zeit würde er Lunde zu seinem Partner machen. Was halten Sie davon, Lunde?

Jeden Samstagnachmittag um 15:30 Uhr steht in der Inkognitogate ein blitzblankes Regierungsauto. Ein Privatchauffeur sitzt geduldig am Steuer und wartet darauf, dass Arvid Lunde herauskommt und sich ins Auto setzt. Das Regierungsauto fährt langsam durch die Straßen und verschwindet. Das Ganze wiederholt sich Woche für Woche, die Nachbarn fangen an zu reden. Wohin fährt Arvid Lunde? Was treibt er bloß? Was für Freunde hat er? Eines Nachmittags fährt einer der Nachbarn, Arnold Øvrebø, hinter dem schwarzen Regierungsauto her. Øvrebø sitzt schon um 15:00 Uhr in seinem Auto und folgt Lunde durch halb Oslo, doch oben am Sandaker-Center macht das Regierungsauto unerwartet einen U-Turn, und Arnold Øvrebø verliert die Spur. Es geht das Gerücht, Arvid Lunde fahre zu einem der Minister der Willoch-Regierung, um sich mit ihm das Fußballtotospiel anzusehen. Die Uhrzeit stimmt, Samstag kurz vor vier, außerdem ist in ganz Oslo bekannt, dass sich beispielsweise Kronprinz Harald Gäste nach Hause einlädt, Leute, die er gern um sich hat, mit denen er sich Fußballtoto und die Vorentscheidungen für den Eurovision Song Contest anschaut. Kronprinz Harald soll das volkstümliche Pling-Ritual lieben, wenn er im dunklen Anzug auf dem Sofa sitzt und mit den Gästen anstößt, sobald Gary Lineker oder Kerry Dixon auf den britischen Inseln den Ball im Tor versenken. Ist Arvid Lunde Gast in einer ähnlichen Runde bei einem Regierungsmitglied, das sich nach einem volkstümlichen Alibi sehnt?
    Des Rätsels Lösung kommt im Frühjahr in einem Interview ans Licht, das Arvid Lunde der Wirtschaftszeitung Dagens Næringsliv gab: Ich spiele Squash, um Aggressionen abzubauen . Der Interviewer wollte wissen: Tragen Sie viele Aggressionen in sich? Wir im Schmelzer kugelten uns vor Lachen, als wir laut aus dem Interview vorlasen. He? Squash! Der Witzbold. Tragen Sie viele Aggressionen in sich? In ganz Hardanger gab es keinen Idioten, der so bescheuert wäre, Squash zu spielen, und es würde auch künftig keiner von uns tun, ist das überhaupt ein Sport ? Es gab eine Zeit, als die Arbeiterschicht bei allen Sportarten klar im Vorteil war, die Schwerarbeit versetzte die Arbeiter in die Lage, weiter zu werfen, schneller zu rennen, höher zu springen und den Ball härter zu treffen als die Männer aller gesellschaftlichen Schichten darüber. Irgendwann kamen die Beamten und Direktoren und Intellektuellen auf die Idee, sich ebenfalls bewegen zu wollen, nach dem Nachtisch die Pumpe anzuschmeißen, also dachten sie sich all die Sportarten aus, die dem Lebensstil von Menschen angepasst waren, die den ganzen Tag mit ihrem fetten Hintern am Schreibtisch saßen. Wir bekamen Badminton und Tischtennis und Squash, alles Sportarten, die mit so leichten Bällen gespielt wurden, dass sogar Leute mit schwachen Handgelenken und dünnen Oberarmen mitmachen konnten. Die Snobs dachten sich Sportarten aus, in denen es möglich war, in hellen Klamotten herumzulaufen, nach dem Training nach Jasmin zu duften und zu ihren Trophäenfrauen heimzukehren, die mit dem ersten Whisky des Abends auf sie warteten. Wir bekamen Segeln und Springreiten und Golf, Sportarten, bei denen sich die Konkurrenten nicht einmal anschauen mussten. Die Idee der Kampfsportarten ist es ja, sich gegenseitig K.o. zu schlagen, sich in den Dreck zu ziehen und als zahnloser Sieger wieder zu erheben. Aber je reicher die Leute sind, umso weiter ist es bis zum Nachbarn. Je reicher die Leute sind, umso mehr Mauern, Wächter, Schlösser, Alarmanlagen, Hecken und Zäune schaffen sie sich an. Wenn die Reichen Sport treiben, brauchen sie zwischen sich und dem Gegner einen Zaun oder ein Netz. Zur Not können sie sich nach dem Spiel die Hand geben, notfalls auch in derselben Garderobe duschen. Aber Squash, verfluchte Scheiße!?!
    Jeden Samstag spielte Arvid Lunde mit Finanzminister Rolf Presthus von den Konservativen. Nach allem, was man hörte, war Arvid Lunde ein mittelmäßiger Squashspieler, er war im Grunde nie ein großes Balltalent gewesen, er konnte aber gut rennen und hatte wenig Probleme, Rolf Presthus zu schlagen. Wer hätte schon Probleme gehabt, Rolf Presthus zu schlagen? Der Finanzminister trug

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