Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)
Männern der westlichen Welt. Er behauptete, Grace Mikkelsen habe ihn in eine neue Dimension eingeführt, eines Abends habe er zum Beispiel auf dem Bett gelegen, sie habe mit der einen Hand seinen Schwanz gestreichelt und mit der anderen seinen Hodensack. In dem Moment hatte er auf den Ostteil des Central Parks geblickt und voller Dankbarkeit gedacht: Jetzt habe ich alles, was das Leben bieten kann. Daraufhin kam er so heftig, dass Kaskaden von Sperma an die Decke spritzten und dort einen kleinen Abdruck hinterließen. Er erzählte von Joggingrunden durch den Central Park, nach deren Rückkehr er sich zwischen ihre kräftigen Schenkel legte. Er erzählte, dass er permanent mit einem hard on herumlief. Er benutzte den englischen Ausdruck, damit sie von seiner Wortwahl nicht abgestoßen wäre. Er erzählte Fräulein Mowinckel, dass er mit einem hard on Aktien kaufte, mit einem hard on Taxi fuhr, die Financial Times mit einem hard on las, und mit einem Coffee to go in der Hand sowie einem hard on in der Hose durch die Wall Street lief. Es war anstrengend, aber auch das Zeichen einer Liebe, die alle unangenehmen und alltäglichen Handlungen hinter sich ließ. Ich weiß nicht, was ich machen soll, worauf ich mich verlassen kann!, sagte er ins Telefon. Wie wäre es, wenn du dich auf deinen hard on stützt?, schlug Fräulein Mowinckel vor.
Als die Schule im Herbst wieder anfing, gab Fräulein Mowinckel voller Begeisterung alle Details an das Kollegium im Gymnasium weiter, sie verwendete ebenfalls den englischen Ausdruck hard on , vermutlich, damit die Geschichte weniger vulgär klang, vielleicht aber auch, weil Odda in jenem Jahr eine Kneipe bekommen hatte, die Hard On hieß. Neue Besitzer hatten das Sportscafé gekauft, das Lokal renoviert und mit einem neuen Namen aufgehübscht: Hard On Café . Die Leute grinsten und lachten, ein echt guter Name, nicht wahr? Das Ganze wurde noch besser, als ein Journalist der Lokalzeitung anrief und die Besitzer zur Namenswahl befragte. Da stellte sich heraus, dass sie schlicht keine Ahnung hatten, was der Name bedeutete, sie hatten die Kneipe lediglich renoviert und mit einem breiten Grinsen eröffnet. Nach Wochen mit wütenden Leserbriefen im Hardanger Folkeblad fühlten sie sich genötigt, das Schild Hard on abzunehmen und das alte Schild Sportscafé wieder aufzuhängen. Mit etwas zittriger Schrift hatten sie links davor das Wort NEUES geschrieben.
Am Telefon erzählte Arvid Lunde von Abenden, an denen Grace Mikkelsen für ein Theaterstück, das sie in der Abendschule aufführen wollten, ihren Text paukte. Sie wollten Nora oder Ein Puppenheim geben, und Grace hatte die Rolle der Nora bekommen. Eigentlich fiel es ihr leicht, sich Texte einzuprägen, so dass Arvid an manchen Abenden ihr Geschlecht mit der Zunge bearbeitete, während sie den Text büffelte. So kombinierten sie Pflicht und Genuss. Grace lachte, während sie Passagen sprach wie: Hast du auch nicht vergessen, Rank einzuladen? Oder: Hm! Du solltest nur wissen, wie viele Ausgaben wir Lerchen und Eichhörnchen haben, Torvald! Arvid schlug vor, das Stück bei der Premiere auf diese Weise aufzuführen, alle Schauspieler sollten Oralsex haben, während sie Ibsens Texte sprachen. Er glaubte, das würde das Publikum anlocken und das Stück bekäme eine neue und tiefere Dimension. Fräulein Mowinckel hüstelte verschämt, wenn Arvid Lunde solche Geschichten erzählte, aber er schäme sich nicht, sagte er. Am Telefon sagte er: Meine Vorfahren haben sich fast zu Tode geschuftet, damit ich das hier erleben kann.
Verliebtheit ist eine Art Vergiftung, bei der der Vergiftete zu allem bereit ist. Verliebtheit ist eine Verwandlung, die noch den intelligentesten Menschen dumm macht. Arvid Lunde war in Grace Mikkelsens schlanken Händen biegsames Material. Er wollte sich ihr entgegenstrecken, in ihrem Schoß wiedergeboren werden. Weg mit dem Schnurrbart, weg mit den alten Anzügen. Es war ein leichtes Spiel, wie ein Match Squash gegen einen konservativen Finanzminister. Man muss in zeitlose Mode investieren, erklärte Grace Mikkelsen und schleppte ihn in eine Boutique in der Madison Avenue. Mit einem grauen Anzug von Brooks Brothers kam er wieder heraus. Noch nie hatte Arvid Lunde einen so teuren Anzug besessen. Er fühlte sich schwerelos. Grace stattete ihn mit Anzügen von Topman, Hemden von Ralph Lauren, Krawatten von Calvin Klein und Manschettenknöpfen von Armani aus. Sie sagte, man müsse die Grundregeln beherzigen, einfarbiger Anzug,
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