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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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gute Jahre...« Dalgety schien den Stein, den er in der Hand hielt, vollkommen vergessen zu haben.
    »Ich hab Ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt«, fuhr Dalgety schließlich fort. »Ich war Alkoholiker; oder zumindest stand ich kurz davor, einer zu werden. Ich glaube, das ist der Grund, warum Robbie mich loswerden wollte. Im Nachhinein konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er die Sache von langer Hand geplant hatte. Ich trat ihm die Rechte an ein paar Komponenten ab, die PanoTech später eine Menge Geld einbrachten.« Er atmete tief durch. »Aber das war damals, und jetzt ist jetzt.«
    »Das Geld, mit dem Mathieson Sie ausgezahlt hat - wo kam das her?«
    »Es gab einen gewissen Derwood Charters. Robbie lernte ihn schon in der Anfangszeit kennen. Ich glaube, er wollte Geschäftsführer werden oder was in der Art. Er hatte eine Menge Ideen, wie Geld zu machen sei. Zusammenzugaunern, sollte ich besser sagen. Robbie erzählte mir von einigen dieser Pläne. Charters würde Scheinfirmen gründen und dann öffentliche Zuschüsse kassieren - bei der Stadt, der SDA, der Europäischen Gemeinschaft. Wenn’s um solche Sachen ging, war er ein echtes Genie. Er muss Entwicklungsgelder für PanoTech abgezweigt haben, das Unternehmen wuchs einfach zu schnell.«
    »Und Sie haben darüber nie irgendwas verlauten lassen?«

    »Warum auch? Meinen Segen haben sie.«
    »Aber Mathieson hat Sie doch praktisch ausgeraubt!«
    »Und jetzt gibt er einer Menge Leute Arbeit. Ich bin kein zu hoher Preis für ein solches Resultat.«
    Rebus setzte sich auf den kalten Boden, den Rücken gegen die Mauer gelehnt, und fuhr sich mit den Händen über den Kopf.
    »Wissen Sie«, sagte Dalgety, »ich interessiere mich noch immer für die Branche. Ich will es nicht, aber ich tu’s doch. Fünfunddreißig Prozent aller in Europa hergestellten PCs werden hier produziert, und vierundzwanzig Prozent aller Halbleiter. Aus dem IBM-Werk in Greenock kommen jährlich zwei Millionen Computer - das ist ihre gesamte Welt produktion an Monitoren und jeder einzelne IBM-Computer, der in Europa verkauft wird.« Er lachte. »Fünfzigtausend Beschäftigte, Tendenz steigend. Wegen der hohen Produktionszahlen kommen sogar die Japaner hierher - können Sie sich das vorstellen?« Er hörte abrupt auf zu lachen. »Aber das System hat kein richtiges Fundament, Inspector. In Sachen Hardware sind wir ganz groß, aber wir brauchen auch Software, und wir müssen anfangen, selbst zu entwickeln. Wir produzieren nur fünfzehn Prozent unserer Bauteile selbst. Wir sind bloße Monteure. Vielleicht kann PanoTech das ändern.« Er zuckte die Achseln. Ich wünsche ihm viel Glück.«
    »Warum haben Sie dann mit Gillespie gesprochen?«
    »Vielleicht, um es mir von der Seele zu reden.« Er musterte den Stein, den er in der Hand hielt, ein letztes Mal und warf ihn dann zur Seite. »Vielleicht weil nichts von dem, was ich sage, etwas ändern wird. Keine Ermittlung gegen PanoTech würde sehr weit kommen.«
    »Wie der Councillor am eigenen Leib erfahren hat.« Aidan Dalgety sah ihn an, schwieg jedoch. »Haben Sie keine Angst?«

    »Nein«, antwortete Dalgety und wuchtete einen größeren Stein mit beiden Händen auf die Mauer. »Ich hab überhaupt keine Angst. Diese Mauer wird nach meinem Tod noch immer hier stehen, ob ich nun hundert Jahre alt werde oder morgen tot umfalle.« Er klopfte die Mauer ab. »Ich weiß, was überdauert.«
    Rebus stand auf. »Jedenfalls danke, dass Sie mit mir geredet haben.«
    »Keine Ursache. Manchmal wird’s mir doch langweilig, immer nur mit der Mauer zu reden.« Als Rebus den Rückweg antrat, lachte er wieder. »Sie kennen doch die Redensart, die Wände hätten Ohren...?«
     
    Es war ein Tag für Freiluftaktivitäten. Am späten Nachmittag schlenderte Rebus mit Sir Iain Hunter in den Botanischen Garten.
    »Ich mag’s hier«, sagte Sir Iain, während er, auf seinen zusammengerollten Schirm gestützt, über den Rasen auf Inverleith House zuhumpelte. »Natürlich hat es etwas von seinem Reiz verloren, seitdem die Gallery of Modern Art umgezogen ist. Was meinen Sie?«
    »Ich meine, Sie reden um den heißen Brei herum.«
    Sir Iain lächelte. »Es ist nicht mein erstes Meeting hier, Inspector. Das ist mein Freiluftbüro. Für manche Besprechungen wähle ich den Botanischen Garten, gerade weil er so einsehbar ist. Keine Gefahr, belauscht zu werden.« Er blieb stehen und sah sich um. Das Stadtzentrum bildete vor ihnen eine malerische Kulisse. »Herrliche

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