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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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Trockenstein maurer .«
    Der Mann drehte sich zu ihm um. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht, einen dichten roten Bart und blondes Haar, das an den Schläfen grau zu werden begann. Er trug einen unförmigen Aran-Pullover und einen grünen Parka, eine Kordhose und schwarze Stiefel. Er arbeitete mit bloßen Händen und hauchte sich immer wieder auf die Finger.
    »Mit Handschuhen geht das nicht«, erklärte er. »Da habe ich kein Gefühl für die Steine.«
    »Heißen Sie Dalgety?«
    »Aidan Dalgety, zu Ihren Diensten.«
    »Mr. Dalgety, ich bin Detective Inspector Rebus.«
    »Tatsächlich?«
    »Sie wirken nicht sonderlich überrascht.«
    »Bei einer solchen Arbeit bekommt man nicht häufig Besuch. Das ist mit ein Grund, warum ich sie mag. Aber seitdem ich mit dieser speziellen Mauer angefangen habe,
komm ich mir hier eher vor wie auf dem Hauptbahnhof als auf einem verlassenen Hügel.«
    »Ich weiß, dass Councillor Gillespie Sie besucht hat.«
    »Mehrmals.«
    »Er ist tot.«
    »Ich weiß.«
    »Ist das der Grund, warum es Sie nicht überrascht, einen Detective zu sehen?«
    Dalgety lächelte in sich hinein und begutachtete den nächsten Stein - drehte und wendete ihn, wägte ihn in der Hand ab, erfühlte seinen Schwerpunkt. Er fügte ihn in die Mauer ein, überlegte es sich dann aber anders und setzte ihn an eine andere Stelle. Die ganze Prozedur nahm mehrere Minuten in Anspruch.
    Rebus sah den Weg hinunter, den er gekommen war, folgte mit den Augen der Mauer bis zu dem Feldweg, auf dem er sein Auto stehen gelassen hatte. »Sagen Sie, wie viele Steine stecken eigentlich in so einer Mauer?«
    »Zehntausende«, antwortete Dalgety. »Es würde Jahre dauern, sie zu zählen. Es hat Jahre gedauert, sie zu bauen.«
    »Das ist schon was ganz anderes als Computer.«
    »Finden Sie? Kann sein. Aber vielleicht besteht doch ein gewisser Zusammenhang.«
    »Wie ich gehört habe, waren Sie früher mal Robbie Mathiesons Partner, damals in der Anfangszeit von PanoTech.«
    »Zu meiner Zeit hieß die Firma nicht PanoTech. Der Name stammt von Robbie.«
    »Aber die ersten Pläne… die ersten Entwürfe waren doch von Ihnen, oder?«
    »Kann sein.« Dalgety warf einen Stein von einem Haufen auf einen anderen.
    »So hat man’s mir jedenfalls berichtet. Er hat die Firma geleitet, aber Sie haben die Schaltkreise entworfen. Sie
waren der kreative Kopf.« Dalgety schwieg. »Und dann hat er Sie ausgezahlt.«
    »Und dann hat er mich ausgezahlt«, echote Dalgety.
    »Ist es so gelaufen?«
    »Es ist genauso gelaufen, wie ich es dem Councillor erzählt habe. Ich hatte einen... Ich hatte zu lange zu hart gearbeitet. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch. Und als ich da wieder rauskam, gehörte mir die Firma nicht mehr. Robbie hatte mir den Abschiedskuss gegeben. Und sämtliche Pläne gehörten ebenfalls ihm. Die ganze Firma gehörte ihm. ›Dalmat‹ hieß sie - ›Dalgety und Mathieson‹. Das war das Erste, was er änderte.« Dalgety wägte einen weiteren Stein in der Hand ab.
    »Wo nahm er das Geld her, um Sie auszuzahlen? Sie wurden doch ausgezahlt, oder?«
    »Ja klar, es ging alles völlig legal über die Bühne. Er hatte irgendwo Geld investiert. Es warf einen ordentlichen Gewinn ab, und damit kaufte er mir meine Anteile ab.« Er schwieg einen Augenblick. »Das jedenfalls haben mir die Anwälte erzählt. Ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern - an irgendwelche Diskussionen, Vertragsverhandlungen, nichts.«
    »Das muss Sie ziemlich verbittert haben.«
    Dalgety lachte. »Ich bekam noch einen Zusammenbruch. Sie steckten mich in eine Privatklinik. Dafür ging ein gut Teil der Auszahlungssumme drauf. Als ich wieder rauskam, wollte ich mit der ganzen Branche - oder mit sonst einer vergleichbaren - nichts mehr zu tun haben. Ende der Geschichte.«
    »PanoTech ist seitdem ganz schön gewachsen.«
    »Robbie Mathieson beherrscht sein Metier. Kennen Sie seine Geschichte?« Rebus schüttelte den Kopf. »Seine Familie zog in die Staaten, als Robbie achtzehn war. Er fing bei einem der großen Läden an, IBM oder Hewlett
Packard, was in der Preislage. Die Firma besaß Niederlassungen in Europa, und Robbie wurde hierher versetzt. Es gefiel ihm gut in Schottland. Damals arbeitete ich allein, entwarf irgendwelches Zeug, spielte mit allerlei, meist unrealistischen Ideen herum. Wir lernten uns kennen, wir freundeten uns an, und er sagte mir, er würde kündigen und hier sein eigenes Computerunternehmen gründen. Er überredete mich mitzumachen. Wir hatten ein paar

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